Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.und um andere Menschen glücklicher zu machen. Jn sol- chen spießbürgerischen Grillen wollte sie auch ihre Fräu- lein erziehen; daher war der Schaden eben so groß nicht, wenn sie auch deutsch mit denselben las, indem sie doch die französische Lectur nicht avec goaut zu wäh- len wußte. Sie laß l' Ami de ceux qui n'en ont point lieber, als les Egaremens de l'Esprit & du Coeur und Memnon Histoire orientale, lieber als die Lettres de Ninon Lenclos oder den Almanac de Toilette. Mit die- sem Geschmacke stimmte der Geschmack der jungen Fräulein nur allzusehr überein, denn, wenn diese im Mercure de France blätterten, so überschlugen sie mei- stens alle Pieces fugitives, Chansons, Enigmes, Logo- gryphes und Presentations, und verweilten sich bey ei- nem Conte moral von Marmontel oder la Dixme- rie, die dazumal einzeln im Mercure zu erscheinen pfleg- ten, oder suchten einen Trait de bienfaisance auf, der zuweilen eingerückt wird. Jn allem diesem war noch sehr wenig du bon ton, sell
und um andere Menſchen gluͤcklicher zu machen. Jn ſol- chen ſpießbuͤrgeriſchen Grillen wollte ſie auch ihre Fraͤu- lein erziehen; daher war der Schaden eben ſo groß nicht, wenn ſie auch deutſch mit denſelben las, indem ſie doch die franzoͤſiſche Lectur nicht avec goût zu waͤh- len wußte. Sie laß l’ Ami de cèux qui n’en ont point lieber, als les Egarémens de l’Eſprit & du Cœur und Memnon Hiſtoire orientale, lieber als die Lettres de Ninon Lenclos oder den Almanac de Toilette. Mit die- ſem Geſchmacke ſtimmte der Geſchmack der jungen Fraͤulein nur allzuſehr uͤberein, denn, wenn dieſe im Mercure de France blaͤtterten, ſo uͤberſchlugen ſie mei- ſtens alle Pièces fugitives, Chanſons, Enigmes, Logo- gryphes und Préſentations, und verweilten ſich bey ei- nem Conte moral von Marmontel oder la Dixme- rie, die dazumal einzeln im Mercure zu erſcheinen pfleg- ten, oder ſuchten einen Trait de bienfaiſance auf, der zuweilen eingeruͤckt wird. Jn allem dieſem war noch ſehr wenig du bon ton, ſell
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und um andere Menſchen gluͤcklicher zu machen. Jn ſol-
chen ſpießbuͤrgeriſchen Grillen wollte ſie auch ihre Fraͤu-
lein erziehen; daher war der Schaden eben ſo groß
nicht, wenn ſie auch deutſch mit denſelben las, indem
ſie doch die franzoͤſiſche Lectur nicht avec goût zu waͤh-
len wußte. Sie laß l’ Ami de cèux qui n’en ont point
lieber, als les Egarémens de l’Eſprit & du Cœur und
Memnon Hiſtoire orientale, lieber als die Lettres de
Ninon Lenclos oder den Almanac de Toilette. Mit die-
ſem Geſchmacke ſtimmte der Geſchmack der jungen
Fraͤulein nur allzuſehr uͤberein, denn, wenn dieſe im
Mercure de France blaͤtterten, ſo uͤberſchlugen ſie mei-
ſtens alle Pièces fugitives, Chanſons, Enigmes, Logo-
gryphes und Préſentations, und verweilten ſich bey ei-
nem Conte moral von Marmontel oder la Dixme-
rie, die dazumal einzeln im Mercure zu erſcheinen pfleg-
ten, oder ſuchten einen Trait de bienfaiſance auf, der
zuweilen eingeruͤckt wird.
Jn allem dieſem war noch ſehr wenig du bon ton,
welches doch die hauptſaͤchlichſte Sache war, wozu die
Frau von Hohenauf ihre Fraͤulein wollte angefuͤhrt
wiſſen. Es iſt alſo leicht zu erachten, daß ſie ſchwer-
lich mit einer ſo buͤrgerlichen Erziehung werde zufrie-
den geweſen ſeyn. Schon in den erſten vier Wochen
ſchien es beinahe, daß ſie ihre neue franzoͤſiſche Mam-
ſell
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