Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.großes Aufsehen unter den Damen machte, und in der ihre Gönnerin wenigstens um sechs Jahr jünger aussahe. Man kan leicht denken, daß dieses wichtige Verdienst, Marianens Talente zur Erziehungskunst in ein neues Licht werde gesetzt haben. Man setze hinzu, daß Mariane die Fräulein, die vorher in ihrer Kleidung sehr nachlässig ja wohl gar unreinlich gewe- sen waren, durch ihr eigenes Beyspiel, zu der Frauen- zimmern so anständigen Nettigkeit im Anzuge ge- wöhnte. Man setze hinzu, daß sie die jugendliche Wildheit der Fräulein, die an das was wohl anstän- dig ist, noch nie einen Augenblick gedacht hatten, durch kleine leutselige Erinnerungen bis zu der kindlichen Freymüthigkeit mäßigte, die mit Bescheidenheit und Sanftmuth sehr wohl bestehen kann. Man setze end- lich auch hinzu, daß die Fräulein, wenigstens in ihrer Mutter Gegenwart, beständig französisch redeten, und in ihrer Fertigkeit in dieser Sprache sichtlich zu- nahmen; und man wird begreifeu, daß die Frau von Hohen- ein kleiner Kopfputz ist, unter welchem ganz frisirte Haare
getragen werden. Aux Zephyrs aber | heißt dieser Comet, weil daran hinterwärts gewisse haarigte Zierrathen, (denen die in der Putzmachersprache Chenilles oder Rau- ven heissen, etwas ähnlich) frey herunter hangen, mit denen die angenehmen Zephiren, sehr leicht spielen könn- ten, wenn sie nur im Winter weheten. großes Aufſehen unter den Damen machte, und in der ihre Goͤnnerin wenigſtens um ſechs Jahr juͤnger ausſahe. Man kan leicht denken, daß dieſes wichtige Verdienſt, Marianens Talente zur Erziehungskunſt in ein neues Licht werde geſetzt haben. Man ſetze hinzu, daß Mariane die Fraͤulein, die vorher in ihrer Kleidung ſehr nachlaͤſſig ja wohl gar unreinlich gewe- ſen waren, durch ihr eigenes Beyſpiel, zu der Frauen- zimmern ſo anſtaͤndigen Nettigkeit im Anzuge ge- woͤhnte. Man ſetze hinzu, daß ſie die jugendliche Wildheit der Fraͤulein, die an das was wohl anſtaͤn- dig iſt, noch nie einen Augenblick gedacht hatten, durch kleine leutſelige Erinnerungen bis zu der kindlichen Freymuͤthigkeit maͤßigte, die mit Beſcheidenheit und Sanftmuth ſehr wohl beſtehen kann. Man ſetze end- lich auch hinzu, daß die Fraͤulein, wenigſtens in ihrer Mutter Gegenwart, beſtaͤndig franzoͤſiſch redeten, und in ihrer Fertigkeit in dieſer Sprache ſichtlich zu- nahmen; und man wird begreifeu, daß die Frau von Hohen- ein kleiner Kopfputz iſt, unter welchem ganz friſirte Haare
getragen werden. Aux Zephyrs aber | heißt dieſer Comet, weil daran hinterwaͤrts gewiſſe haarigte Zierrathen, (denen die in der Putzmacherſprache Chenilles oder Rau- ven heiſſen, etwas aͤhnlich) frey herunter hangen, mit denen die angenehmen Zephiren, ſehr leicht ſpielen koͤnn- ten, wenn ſie nur im Winter weheten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0210" n="184"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> großes Aufſehen unter den Damen machte, und in<lb/> der ihre Goͤnnerin wenigſtens um ſechs Jahr juͤnger<lb/> ausſahe. Man kan leicht denken, daß dieſes wichtige<lb/> Verdienſt, <hi rendition="#fr">Marianens</hi> Talente zur Erziehungskunſt<lb/> in ein neues Licht werde geſetzt haben. Man ſetze<lb/> hinzu, daß <hi rendition="#fr">Mariane</hi> die Fraͤulein, die vorher in ihrer<lb/> Kleidung ſehr nachlaͤſſig ja wohl gar unreinlich gewe-<lb/> ſen waren, durch ihr eigenes Beyſpiel, zu der Frauen-<lb/> zimmern ſo anſtaͤndigen Nettigkeit im Anzuge ge-<lb/> woͤhnte. Man ſetze hinzu, daß ſie die jugendliche<lb/> Wildheit der Fraͤulein, die an das was wohl anſtaͤn-<lb/> dig iſt, noch nie einen Augenblick gedacht hatten, durch<lb/> kleine leutſelige Erinnerungen bis zu der kindlichen<lb/> Freymuͤthigkeit maͤßigte, die mit Beſcheidenheit und<lb/> Sanftmuth ſehr wohl beſtehen kann. Man ſetze end-<lb/> lich auch hinzu, daß die Fraͤulein, wenigſtens in ihrer<lb/> Mutter Gegenwart, beſtaͤndig franzoͤſiſch redeten,<lb/> und in ihrer Fertigkeit in dieſer Sprache ſichtlich zu-<lb/> nahmen; und man wird begreifeu, daß die Frau von<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Hohen-</hi></fw><lb/><note xml:id="seg2pn_1_2" prev="#seg2pn_1_1" place="foot" n="*)">ein kleiner Kopfputz iſt, unter welchem ganz friſirte Haare<lb/> getragen werden. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Aux Zephyrs</hi></hi> aber | heißt dieſer Comet,<lb/> weil daran hinterwaͤrts gewiſſe haarigte Zierrathen,<lb/> (denen die in der Putzmacherſprache <hi rendition="#aq">Chenilles</hi> oder Rau-<lb/> ven heiſſen, etwas aͤhnlich) frey herunter hangen, mit<lb/> denen die angenehmen Zephiren, ſehr leicht ſpielen koͤnn-<lb/> ten, wenn ſie nur im Winter weheten.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [184/0210]
großes Aufſehen unter den Damen machte, und in
der ihre Goͤnnerin wenigſtens um ſechs Jahr juͤnger
ausſahe. Man kan leicht denken, daß dieſes wichtige
Verdienſt, Marianens Talente zur Erziehungskunſt
in ein neues Licht werde geſetzt haben. Man ſetze
hinzu, daß Mariane die Fraͤulein, die vorher in ihrer
Kleidung ſehr nachlaͤſſig ja wohl gar unreinlich gewe-
ſen waren, durch ihr eigenes Beyſpiel, zu der Frauen-
zimmern ſo anſtaͤndigen Nettigkeit im Anzuge ge-
woͤhnte. Man ſetze hinzu, daß ſie die jugendliche
Wildheit der Fraͤulein, die an das was wohl anſtaͤn-
dig iſt, noch nie einen Augenblick gedacht hatten, durch
kleine leutſelige Erinnerungen bis zu der kindlichen
Freymuͤthigkeit maͤßigte, die mit Beſcheidenheit und
Sanftmuth ſehr wohl beſtehen kann. Man ſetze end-
lich auch hinzu, daß die Fraͤulein, wenigſtens in ihrer
Mutter Gegenwart, beſtaͤndig franzoͤſiſch redeten,
und in ihrer Fertigkeit in dieſer Sprache ſichtlich zu-
nahmen; und man wird begreifeu, daß die Frau von
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*) ein kleiner Kopfputz iſt, unter welchem ganz friſirte Haare
getragen werden. Aux Zephyrs aber | heißt dieſer Comet,
weil daran hinterwaͤrts gewiſſe haarigte Zierrathen,
(denen die in der Putzmacherſprache Chenilles oder Rau-
ven heiſſen, etwas aͤhnlich) frey herunter hangen, mit
denen die angenehmen Zephiren, ſehr leicht ſpielen koͤnn-
ten, wenn ſie nur im Winter weheten.
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