Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.Mariane war ohnedies seit dem unglücklichen Ge- Die Frau von Hohenauf beobachtete wenigstens nicht
Mariane war ohnedies ſeit dem ungluͤcklichen Ge- Die Frau von Hohenauf beobachtete wenigſtens nicht
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Mariane war ohnedies ſeit dem ungluͤcklichen Ge-
burtsfeſte, ob ihr gleich die Frau von Hohenauf,
dem Anſcheine nach vergeben hatte, noch in Ungnade.
Es halfen keine reichen Garnituren, mit denen ſie die
Kleider der gnaͤdigen Frau ſchmuͤckte, kein neuer Kopf-
putz nach dem letzten Geſchmacke geſteckt, nicht drey-
fache Manſchetten von den feinſten Netzchen, die ihre
kunſtreiche Hand, mit Blumen von Kammertuch un-
terlegt, und mit fuͤnferley Pointſtichen durchbrochen
hatte. So angenehm auch dieſe Opfer waren, mit
denen Mariane den Zorn der Frau von Hohenauf
verſoͤhnen wollte; ſo ſchienen doch die Suͤnden, daß
ſie den Fraͤulein die buͤrgerliche Herkunft ihrer Mutter
entdeckt hatte, und daß ſie dieſelben zu guten Men-
ſchen hatte erziehen wollen, ehe ſie zu Hofdamen er-
zogen wuͤrden, aus der Claſſe der unvergeblichen
zu ſeyn.
Die Frau von Hohenauf beobachtete wenigſtens
ſeit der Zeit, gegen Marianen eine mehr als ge-
woͤhnliche Zuruͤckhaltung, ſie wiederhohlte die weiſen
Lehren, fleißig gute Romanen zu leſen und den
Fraͤulein das Air allemand abzugewoͤhnen, noch oͤfter
als vorher. Daß Mariane ſich unterſtehen koͤnnte,
mit den Fraͤulein deutſche Buͤcher zu leſen, kam der
Frau von Hohenauf ſo wenig in den Sinn, daß ſie
nicht
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