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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.

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die ihr gar nicht von Herzen gieng, stellte ihr |die un-
verdiente Gnade vor, daß sie ihr, anstatt sie zu stra-
fen, einen so guten Platz verschaft habe, versicherte,
daß sie alles vergangene vergessen wolle, verlangte
aber auch, daß Mariane alle Verbindung mit
Säuglingen aufheben, ja ihm nie ihren Aufent-
halt melden sollte.

Mariane, die einige Wochen, in großer Ver-
legenheit über ihr itziges und künftiges Schicksal, zuge-
bracht hatte, war sehr erfreut, daß es eine so glück-
liche Wendung nahm. Sie hatte die vortreflichen
Gesinnungen der Gräfinn, bey derselben Anwesenheit,
kennen lernen, und sahe also sehr wohl ein, daß der
Vorfall mit Säuglingen, derselben Zutrauen zu ihr
mindern könnte. Sie versprach also mehr als ver-
langt wurde, nämlich niemand, wer es auch sey,
das geringste von der Sache zu entdecken, ja sie ver-
sprach sich selbst, wenn sie von Säuglingen nichts
mehr hörte, ihn ganz zu vergessen, und hofte da-
durch wieder in den ruhigen selbstgenügsamen Zustand
zurück zu kommen, in dem sie war, ehe sie die Wir-
kungen dieser unglücklichen Liebe erfuhr.

Um jedermann den Ort ihres künftigen Aufent-
halts zu verbergen, ließ sie die Frau von Hohenauf
des Nachts, mit Postpferden, nach einer nicht weit
von den Gütern der Gräsinn gelegenen Stadt bringen,
von dannen sie die Gräfinn in einem Wagen
abholen ließ.

Ende des dritten Buchs.





die ihr gar nicht von Herzen gieng, ſtellte ihr |die un-
verdiente Gnade vor, daß ſie ihr, anſtatt ſie zu ſtra-
fen, einen ſo guten Platz verſchaft habe, verſicherte,
daß ſie alles vergangene vergeſſen wolle, verlangte
aber auch, daß Mariane alle Verbindung mit
Saͤuglingen aufheben, ja ihm nie ihren Aufent-
halt melden ſollte.

Mariane, die einige Wochen, in großer Ver-
legenheit uͤber ihr itziges und kuͤnftiges Schickſal, zuge-
bracht hatte, war ſehr erfreut, daß es eine ſo gluͤck-
liche Wendung nahm. Sie hatte die vortreflichen
Geſinnungen der Graͤfinn, bey derſelben Anweſenheit,
kennen lernen, und ſahe alſo ſehr wohl ein, daß der
Vorfall mit Saͤuglingen, derſelben Zutrauen zu ihr
mindern koͤnnte. Sie verſprach alſo mehr als ver-
langt wurde, naͤmlich niemand, wer es auch ſey,
das geringſte von der Sache zu entdecken, ja ſie ver-
ſprach ſich ſelbſt, wenn ſie von Saͤuglingen nichts
mehr hoͤrte, ihn ganz zu vergeſſen, und hofte da-
durch wieder in den ruhigen ſelbſtgenuͤgſamen Zuſtand
zuruͤck zu kommen, in dem ſie war, ehe ſie die Wir-
kungen dieſer ungluͤcklichen Liebe erfuhr.

Um jedermann den Ort ihres kuͤnftigen Aufent-
halts zu verbergen, ließ ſie die Frau von Hohenauf
des Nachts, mit Poſtpferden, nach einer nicht weit
von den Guͤtern der Graͤſinn gelegenen Stadt bringen,
von dannen ſie die Graͤfinn in einem Wagen
abholen ließ.

Ende des dritten Buchs.



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[231/0259] die ihr gar nicht von Herzen gieng, ſtellte ihr |die un- verdiente Gnade vor, daß ſie ihr, anſtatt ſie zu ſtra- fen, einen ſo guten Platz verſchaft habe, verſicherte, daß ſie alles vergangene vergeſſen wolle, verlangte aber auch, daß Mariane alle Verbindung mit Saͤuglingen aufheben, ja ihm nie ihren Aufent- halt melden ſollte. Mariane, die einige Wochen, in großer Ver- legenheit uͤber ihr itziges und kuͤnftiges Schickſal, zuge- bracht hatte, war ſehr erfreut, daß es eine ſo gluͤck- liche Wendung nahm. Sie hatte die vortreflichen Geſinnungen der Graͤfinn, bey derſelben Anweſenheit, kennen lernen, und ſahe alſo ſehr wohl ein, daß der Vorfall mit Saͤuglingen, derſelben Zutrauen zu ihr mindern koͤnnte. Sie verſprach alſo mehr als ver- langt wurde, naͤmlich niemand, wer es auch ſey, das geringſte von der Sache zu entdecken, ja ſie ver- ſprach ſich ſelbſt, wenn ſie von Saͤuglingen nichts mehr hoͤrte, ihn ganz zu vergeſſen, und hofte da- durch wieder in den ruhigen ſelbſtgenuͤgſamen Zuſtand zuruͤck zu kommen, in dem ſie war, ehe ſie die Wir- kungen dieſer ungluͤcklichen Liebe erfuhr. Um jedermann den Ort ihres kuͤnftigen Aufent- halts zu verbergen, ließ ſie die Frau von Hohenauf des Nachts, mit Poſtpferden, nach einer nicht weit von den Guͤtern der Graͤſinn gelegenen Stadt bringen, von dannen ſie die Graͤfinn in einem Wagen abholen ließ. Ende des dritten Buchs.

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker01_1773/259>, abgerufen am 23.11.2024.