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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.

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"wißen, fuhr er fort, daß ich meinen Küchenzettel
"zu Mittag und Abend selbst mache, aber das Früh-
"stück zu wählen überlaße ich meinem Koche, der
"sinnet denn mir jeden Tag etwas neues zu machen,
"das ist mir unerwartet, und reizt ein wenig den Ap-
"vetit. Wir wollen einmal sehen, was wir heute
"gutes zum besten haben. Aha! einen Capaun, und
"mit Trüffeln gefüllt, -- nicht übel, hier haben Sie
"Herr Pastor -- hiemit legte er dem Sebaldus ein
"Stück vor und nun ging weiter kein Wort aus sei-
"nem Munde, so daß Sebaldus, nachdem er ein
"paar Stücken verzehret, Zeit genug hatte, seine und
"seiner Familie Noth vorzutragen. Der Graf schüt-
telte dabey den Kopf, sagte mit vollem Munde man-
ches Hm, und brach endlich aus: "Herr Pastor ich
"wüste nicht, wie ich Jhnen helfen sollte, die Zeiten
"sind gar zu elend. Ja wenn die preußischen Ein-
"fälle nicht wären. Stellen Sie sich nur vor, daß
"gestern der Rittmeister, der eine Meile von hier auf
"Postierung stand, sechszehn Stück Rothwildpret in
"meinem Holze hat schießen laßen, und noch dazu mei-
"stens Riecken. Da mögte man vergehen, itzt in der
"Setzzeit." Sebaldus versicherte Se. Gräfl. Gnaden,
daß er von Jhnen keine weitere Unterstützung verlangte,
als nur Dero hohes Vorwort bey dem Consistorialpräsi-

den-



„wißen, fuhr er fort, daß ich meinen Kuͤchenzettel
„zu Mittag und Abend ſelbſt mache, aber das Fruͤh-
„ſtuͤck zu waͤhlen uͤberlaße ich meinem Koche, der
„ſinnet denn mir jeden Tag etwas neues zu machen,
„das iſt mir unerwartet, und reizt ein wenig den Ap-
„vetit. Wir wollen einmal ſehen, was wir heute
„gutes zum beſten haben. Aha! einen Capaun, und
„mit Truͤffeln gefuͤllt, — nicht uͤbel, hier haben Sie
„Herr Paſtor — hiemit legte er dem Sebaldus ein
„Stuͤck vor und nun ging weiter kein Wort aus ſei-
„nem Munde, ſo daß Sebaldus, nachdem er ein
„paar Stuͤcken verzehret, Zeit genug hatte, ſeine und
„ſeiner Familie Noth vorzutragen. Der Graf ſchuͤt-
telte dabey den Kopf, ſagte mit vollem Munde man-
ches Hm, und brach endlich aus: „Herr Paſtor ich
„wuͤſte nicht, wie ich Jhnen helfen ſollte, die Zeiten
„ſind gar zu elend. Ja wenn die preußiſchen Ein-
„faͤlle nicht waͤren. Stellen Sie ſich nur vor, daß
„geſtern der Rittmeiſter, der eine Meile von hier auf
„Poſtierung ſtand, ſechszehn Stuͤck Rothwildpret in
„meinem Holze hat ſchießen laßen, und noch dazu mei-
„ſtens Riecken. Da moͤgte man vergehen, itzt in der
„Setzzeit.‟ Sebaldus verſicherte Se. Graͤfl. Gnaden,
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als nur Dero hohes Vorwort bey dem Conſiſtorialpraͤſi-

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[59/0081] „wißen, fuhr er fort, daß ich meinen Kuͤchenzettel „zu Mittag und Abend ſelbſt mache, aber das Fruͤh- „ſtuͤck zu waͤhlen uͤberlaße ich meinem Koche, der „ſinnet denn mir jeden Tag etwas neues zu machen, „das iſt mir unerwartet, und reizt ein wenig den Ap- „vetit. Wir wollen einmal ſehen, was wir heute „gutes zum beſten haben. Aha! einen Capaun, und „mit Truͤffeln gefuͤllt, — nicht uͤbel, hier haben Sie „Herr Paſtor — hiemit legte er dem Sebaldus ein „Stuͤck vor und nun ging weiter kein Wort aus ſei- „nem Munde, ſo daß Sebaldus, nachdem er ein „paar Stuͤcken verzehret, Zeit genug hatte, ſeine und „ſeiner Familie Noth vorzutragen. Der Graf ſchuͤt- telte dabey den Kopf, ſagte mit vollem Munde man- ches Hm, und brach endlich aus: „Herr Paſtor ich „wuͤſte nicht, wie ich Jhnen helfen ſollte, die Zeiten „ſind gar zu elend. Ja wenn die preußiſchen Ein- „faͤlle nicht waͤren. Stellen Sie ſich nur vor, daß „geſtern der Rittmeiſter, der eine Meile von hier auf „Poſtierung ſtand, ſechszehn Stuͤck Rothwildpret in „meinem Holze hat ſchießen laßen, und noch dazu mei- „ſtens Riecken. Da moͤgte man vergehen, itzt in der „Setzzeit.‟ Sebaldus verſicherte Se. Graͤfl. Gnaden, daß er von Jhnen keine weitere Unterſtuͤtzung verlangte, als nur Dero hohes Vorwort bey dem Conſiſtorialpraͤſi- den-

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker01_1773/81>, abgerufen am 21.11.2024.