liche Summe zurückgelegt hatte, nahm im Maymo- nathe von Herrn F. Abschied, setzte sich auf die Post, und befand sich, in wenigen Tagen, bey seinem lieben Hieronymus, und bey seinem ihm eben so lieben Kommentar über die Apokalypse.
Dreyzehnter Abschnitt.
Sebaldus konnte, wider sein Vermuthen, beym Hieronymus keine nähere Nachricht von sei- ner Tochter erhalten, und dieser wiederrieth ihm auch, deshalb zur Frau von Hohenauf zu reisen, weil er schon voraus wußte, daß alle Nachforschung vergeb- lich seyn würde. Sebaldus tröstete sich indessen da- mit, daß er Gelegenheit hatte, seinen Kommentar über die Apokalypse aufs neue zu übersehen und zu ver- mehren. Nachdem er damit über einen Monath zu- gebracht hatte, fieng er an, der müßigen Lebensart überdrüßig zu werden, und wünschte wieder eine or- dentliche Beschäfftigung zu haben. Jn der fürstli- chen Residenzstadt hatte er kein Amt zu hoffen. Zu Herrn F. zurückzukehren trug er kein Belieben, und andere Aussichten konnte er auch in Berlin eben nicht haben. Es fügte sich aber, daß ein gewisser Edel- mann, der vormals am fürstlichen Hofe Kammer-
junker
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liche Summe zuruͤckgelegt hatte, nahm im Maymo- nathe von Herrn F. Abſchied, ſetzte ſich auf die Poſt, und befand ſich, in wenigen Tagen, bey ſeinem lieben Hieronymus, und bey ſeinem ihm eben ſo lieben Kommentar uͤber die Apokalypſe.
Dreyzehnter Abſchnitt.
Sebaldus konnte, wider ſein Vermuthen, beym Hieronymus keine naͤhere Nachricht von ſei- ner Tochter erhalten, und dieſer wiederrieth ihm auch, deshalb zur Frau von Hohenauf zu reiſen, weil er ſchon voraus wußte, daß alle Nachforſchung vergeb- lich ſeyn wuͤrde. Sebaldus troͤſtete ſich indeſſen da- mit, daß er Gelegenheit hatte, ſeinen Kommentar uͤber die Apokalypſe aufs neue zu uͤberſehen und zu ver- mehren. Nachdem er damit uͤber einen Monath zu- gebracht hatte, fieng er an, der muͤßigen Lebensart uͤberdruͤßig zu werden, und wuͤnſchte wieder eine or- dentliche Beſchaͤfftigung zu haben. Jn der fuͤrſtli- chen Reſidenzſtadt hatte er kein Amt zu hoffen. Zu Herrn F. zuruͤckzukehren trug er kein Belieben, und andere Ausſichten konnte er auch in Berlin eben nicht haben. Es fuͤgte ſich aber, daß ein gewiſſer Edel- mann, der vormals am fuͤrſtlichen Hofe Kammer-
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liche Summe zuruͤckgelegt hatte, nahm im Maymo-
nathe von Herrn F. Abſchied, ſetzte ſich auf die Poſt,
und befand ſich, in wenigen Tagen, bey ſeinem lieben
Hieronymus, und bey ſeinem ihm eben ſo lieben
Kommentar uͤber die Apokalypſe.
Dreyzehnter Abſchnitt.
Sebaldus konnte, wider ſein Vermuthen, beym
Hieronymus keine naͤhere Nachricht von ſei-
ner Tochter erhalten, und dieſer wiederrieth ihm auch,
deshalb zur Frau von Hohenauf zu reiſen, weil er
ſchon voraus wußte, daß alle Nachforſchung vergeb-
lich ſeyn wuͤrde. Sebaldus troͤſtete ſich indeſſen da-
mit, daß er Gelegenheit hatte, ſeinen Kommentar
uͤber die Apokalypſe aufs neue zu uͤberſehen und zu ver-
mehren. Nachdem er damit uͤber einen Monath zu-
gebracht hatte, fieng er an, der muͤßigen Lebensart
uͤberdruͤßig zu werden, und wuͤnſchte wieder eine or-
dentliche Beſchaͤfftigung zu haben. Jn der fuͤrſtli-
chen Reſidenzſtadt hatte er kein Amt zu hoffen. Zu
Herrn F. zuruͤckzukehren trug er kein Belieben, und
andere Ausſichten konnte er auch in Berlin eben nicht
haben. Es fuͤgte ſich aber, daß ein gewiſſer Edel-
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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/143>, abgerufen am 16.02.2025.
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