Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.dern Kennern der höhern Eregese, das Hebräische durch das Arabische zu erklären gesucht, sondern er war auf eine Höhe gestiegen, die noch kein anderer Ereget erreicht hatte, nehmlich, er hatte einen Versuch gemacht, das Arabische durch das Hebräische in ein helleres Licht zu setzen. Er war in Leipzig gewesen, und freylich soll seine gerühmte Arabische Kenntniß bey Reisken nicht großen Beyfall gefunden haben, wel- cher glaubte, daß sie sich nicht weit über den Solius erstreckte. Unser Mann hielt dieß aber, wie billig, für Neid, und wandte sich nach Wittenberg. Er hatte eine Sammlung von ihm in der Bibel, vermit- telst des Arabischen, neuentdeckter Beweissprüche bey sich, wodurch die vornehmsten Artikel der Dogmatik aufs neue befestigt werden sollten. Er glaubte dadurch in dieser orthodoren Stadt gewiß eine ansehnliche Be- lohnung oder Beförderung zu erhalten. Er erstaunke aber nicht wenig, da alle dortigen Doktoren der Gottes- gelahrtheit seine neuen Beweissprüche für ganz überftü- ßig hielten, weil sie meinten, die Dogmatik sey durch die Augspurgische Konfession und durch das Konkordion- buch befestigt genug. Zum Glück, konnte ihm seine Arabische Gelehrsamkeit so gut dienen, als weiland dem Ritter Hudibras seine Logik: who
dern Kennern der hoͤhern Eregeſe, das Hebraͤiſche durch das Arabiſche zu erklaͤren geſucht, ſondern er war auf eine Hoͤhe geſtiegen, die noch kein anderer Ereget erreicht hatte, nehmlich, er hatte einen Verſuch gemacht, das Arabiſche durch das Hebraͤiſche in ein helleres Licht zu ſetzen. Er war in Leipzig geweſen, und freylich ſoll ſeine geruͤhmte Arabiſche Kenntniß bey Reisken nicht großen Beyfall gefunden haben, wel- cher glaubte, daß ſie ſich nicht weit uͤber den Solius erſtreckte. Unſer Mann hielt dieß aber, wie billig, fuͤr Neid, und wandte ſich nach Wittenberg. Er hatte eine Sammlung von ihm in der Bibel, vermit- telſt des Arabiſchen, neuentdeckter Beweisſpruͤche bey ſich, wodurch die vornehmſten Artikel der Dogmatik aufs neue befeſtigt werden ſollten. Er glaubte dadurch in dieſer orthodoren Stadt gewiß eine anſehnliche Be- lohnung oder Befoͤrderung zu erhalten. Er erſtaunke aber nicht wenig, da alle dortigen Doktoren der Gottes- gelahrtheit ſeine neuen Beweisſpruͤche fuͤr ganz uͤberftuͤ- ßig hielten, weil ſie meinten, die Dogmatik ſey durch die Augſpurgiſche Konfeſſion und durch das Konkordion- buch befeſtigt genug. Zum Gluͤck, konnte ihm ſeine Arabiſche Gelehrſamkeit ſo gut dienen, als weiland dem Ritter Hudibras ſeine Logik: who
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dern Kennern der hoͤhern Eregeſe, das Hebraͤiſche
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Ereget erreicht hatte, nehmlich, er hatte einen Verſuch
gemacht, das Arabiſche durch das Hebraͤiſche in ein
helleres Licht zu ſetzen. Er war in Leipzig geweſen,
und freylich ſoll ſeine geruͤhmte Arabiſche Kenntniß bey
Reisken nicht großen Beyfall gefunden haben, wel-
cher glaubte, daß ſie ſich nicht weit uͤber den Solius
erſtreckte. Unſer Mann hielt dieß aber, wie billig,
fuͤr Neid, und wandte ſich nach Wittenberg. Er
hatte eine Sammlung von ihm in der Bibel, vermit-
telſt des Arabiſchen, neuentdeckter Beweisſpruͤche bey
ſich, wodurch die vornehmſten Artikel der Dogmatik
aufs neue befeſtigt werden ſollten. Er glaubte dadurch
in dieſer orthodoren Stadt gewiß eine anſehnliche Be-
lohnung oder Befoͤrderung zu erhalten. Er erſtaunke
aber nicht wenig, da alle dortigen Doktoren der Gottes-
gelahrtheit ſeine neuen Beweisſpruͤche fuͤr ganz uͤberftuͤ-
ßig hielten, weil ſie meinten, die Dogmatik ſey durch
die Augſpurgiſche Konfeſſion und durch das Konkordion-
buch befeſtigt genug. Zum Gluͤck, konnte ihm ſeine
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