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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.

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dacht, viel von gelehrten Sachen, war voll von Anek-
doten und Journalhistörchen, und die gute Ma-
riane,
die einen Ansatz hatte, eine Gelehrte vorzu-
stellen, mochte gern von Rambolden diese gelehrten
Diskurse hören, um so viel mehr, da aus der Gesell-
schaft der Gräfinn alles, was das Ansehen von Be-
lesenheit hatte, verbannet war.

Rambold hub also an, die lange Geschichte von der Re-
gierung Königs Joh. Christoph, des Dummen, und
Königs Joh. Jakob, des Klugen, und von ihren Strei-
ten um die Monarchie, und von ihren Schlachten, und
wie sie gewonnen, indem sie verloren, und verloren,
indem sie gewonnen. Und wie unter vielem Getüm-
mel und fruchtlosem Streben nach der Alleinherr-
schaft, der Geist der Freyheit erwacht sey unter dem
Volke, und entstanden seyn Demagogen, die Littera-
turbrieffteller,
die laut gerufen, das ganze Volk habe
gleiches Recht seine Meinung zu sagen über alle Vor-
fälle; und wie keine Oberherrschaft sey gewesen, und
wie jedermann habe gedacht und gethan, was ihm
recht deuchte; und wie man die Demagogen im
Verdacht gehabt habe, daß sie wollten Könige wer-
den, und Ephoren der Könige; und wie diese schwa-
chen Köpfe nicht daran gedacht, sondern ihre Han-
thierung getrieben hätten, und wären gar nicht mehr

gekom-



dacht, viel von gelehrten Sachen, war voll von Anek-
doten und Journalhiſtoͤrchen, und die gute Ma-
riane,
die einen Anſatz hatte, eine Gelehrte vorzu-
ſtellen, mochte gern von Rambolden dieſe gelehrten
Diskurſe hoͤren, um ſo viel mehr, da aus der Geſell-
ſchaft der Graͤfinn alles, was das Anſehen von Be-
leſenheit hatte, verbannet war.

Rambold hub alſo an, die lange Geſchichte von der Re-
gierung Koͤnigs Joh. Chriſtoph, des Dummen, und
Koͤnigs Joh. Jakob, des Klugen, und von ihren Strei-
ten um die Monarchie, und von ihren Schlachten, und
wie ſie gewonnen, indem ſie verloren, und verloren,
indem ſie gewonnen. Und wie unter vielem Getuͤm-
mel und fruchtloſem Streben nach der Alleinherr-
ſchaft, der Geiſt der Freyheit erwacht ſey unter dem
Volke, und entſtanden ſeyn Demagogen, die Littera-
turbrieffteller,
die laut gerufen, das ganze Volk habe
gleiches Recht ſeine Meinung zu ſagen uͤber alle Vor-
faͤlle; und wie keine Oberherrſchaft ſey geweſen, und
wie jedermann habe gedacht und gethan, was ihm
recht deuchte; und wie man die Demagogen im
Verdacht gehabt habe, daß ſie wollten Koͤnige wer-
den, und Ephoren der Koͤnige; und wie dieſe ſchwa-
chen Koͤpfe nicht daran gedacht, ſondern ihre Han-
thierung getrieben haͤtten, und waͤren gar nicht mehr

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[180/0192] dacht, viel von gelehrten Sachen, war voll von Anek- doten und Journalhiſtoͤrchen, und die gute Ma- riane, die einen Anſatz hatte, eine Gelehrte vorzu- ſtellen, mochte gern von Rambolden dieſe gelehrten Diskurſe hoͤren, um ſo viel mehr, da aus der Geſell- ſchaft der Graͤfinn alles, was das Anſehen von Be- leſenheit hatte, verbannet war. Rambold hub alſo an, die lange Geſchichte von der Re- gierung Koͤnigs Joh. Chriſtoph, des Dummen, und Koͤnigs Joh. Jakob, des Klugen, und von ihren Strei- ten um die Monarchie, und von ihren Schlachten, und wie ſie gewonnen, indem ſie verloren, und verloren, indem ſie gewonnen. Und wie unter vielem Getuͤm- mel und fruchtloſem Streben nach der Alleinherr- ſchaft, der Geiſt der Freyheit erwacht ſey unter dem Volke, und entſtanden ſeyn Demagogen, die Littera- turbrieffteller, die laut gerufen, das ganze Volk habe gleiches Recht ſeine Meinung zu ſagen uͤber alle Vor- faͤlle; und wie keine Oberherrſchaft ſey geweſen, und wie jedermann habe gedacht und gethan, was ihm recht deuchte; und wie man die Demagogen im Verdacht gehabt habe, daß ſie wollten Koͤnige wer- den, und Ephoren der Koͤnige; und wie dieſe ſchwa- chen Koͤpfe nicht daran gedacht, ſondern ihre Han- thierung getrieben haͤtten, und waͤren gar nicht mehr gekom-

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/192>, abgerufen am 21.11.2024.