Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.Zuletzt sagte er zum Sebaldus, indem er ihm im Sebaldus versetzte: ,Jch finde, daß der Stand Der Pietist ward feuerroth, und sagte stotternd: "len, aus sichern Nachrichten erhellet, er sey der Meinung
gewesen,- daß das Kirchengebet überhaupt keine Krank- heiten lindere. Zuletzt ſagte er zum Sebaldus, indem er ihm im Sebaldus verſetzte: ‚Jch finde, daß der Stand Der Pietiſt ward feuerroth, und ſagte ſtotternd: ”len, aus ſichern Nachrichten erhellet, er ſey der Meinung
geweſen,- daß das Kirchengebet überhaupt keine Krank- heiten lindere. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0020" n="16"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Zuletzt ſagte er zum <hi rendition="#fr">Sebaldus,</hi> indem er ihm im<lb/> Stiefel ein geheimes Taͤſchchen zeigte, worinn er ſein<lb/> Gold verwahret hatte: ‚Sehen Sie nun, wie der Herr<lb/> ”die Gottloſen mit Blindheit ſchlaͤgt. Jſt nicht dieß<lb/> ”Gold durch ein Wunder gerettet worden?‛ Hier zog<lb/> er ſeinen Stiefel an, und ſtand auf.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Sebaldus</hi> verſetzte: ‚Jch finde, daß der Stand<lb/> ”der Natur und der Gnade, wie Sie vorher be-<lb/> ”merkten, wirklich unterſchieden iſt. Jch natuͤrlicher<lb/> ”Menſch kann den Verluſt meines Geldes ruhig er-<lb/> ”tragen. Es waren freylich nur wenige Groſchen,<lb/> ”aber mein letzter Heller iſt mit weg. Jhnen iſt noch<lb/> ”weit mehr uͤbrig geblieben, als ich vorher hatte. Ey|<lb/> ”Ey! ein Wiedergeborner ſollte wenigſtens nicht<lb/> ”fluchen!‛</p><lb/> <p>Der Pietiſt ward feuerroth, und ſagte ſtotternd:<lb/> ”Die Boͤſewichter verdienen den Fluch, daß ſie, wie<lb/> ”Sie vorher ganz recht ſagten, Menſchen wie wilde<lb/> ”Thiere anfallen, da wir uns einander unterſtuͤtzen<lb/> ”ſollten. Ach! und das wenige Gold hat der Herr<lb/> ”nicht meinetwegen mir ſo wunderbarlich erhalten, ſon-<lb/> ”dern um nothleidender Bruͤder und Schweſtern wil-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">”len,</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_2_2" prev="#seg2pn_2_1" place="foot" n="*)">aus ſichern Nachrichten erhellet, er ſey der Meinung<lb/> geweſen,- daß das Kirchengebet überhaupt keine Krank-<lb/> heiten lindere.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [16/0020]
Zuletzt ſagte er zum Sebaldus, indem er ihm im
Stiefel ein geheimes Taͤſchchen zeigte, worinn er ſein
Gold verwahret hatte: ‚Sehen Sie nun, wie der Herr
”die Gottloſen mit Blindheit ſchlaͤgt. Jſt nicht dieß
”Gold durch ein Wunder gerettet worden?‛ Hier zog
er ſeinen Stiefel an, und ſtand auf.
Sebaldus verſetzte: ‚Jch finde, daß der Stand
”der Natur und der Gnade, wie Sie vorher be-
”merkten, wirklich unterſchieden iſt. Jch natuͤrlicher
”Menſch kann den Verluſt meines Geldes ruhig er-
”tragen. Es waren freylich nur wenige Groſchen,
”aber mein letzter Heller iſt mit weg. Jhnen iſt noch
”weit mehr uͤbrig geblieben, als ich vorher hatte. Ey|
”Ey! ein Wiedergeborner ſollte wenigſtens nicht
”fluchen!‛
Der Pietiſt ward feuerroth, und ſagte ſtotternd:
”Die Boͤſewichter verdienen den Fluch, daß ſie, wie
”Sie vorher ganz recht ſagten, Menſchen wie wilde
”Thiere anfallen, da wir uns einander unterſtuͤtzen
”ſollten. Ach! und das wenige Gold hat der Herr
”nicht meinetwegen mir ſo wunderbarlich erhalten, ſon-
”dern um nothleidender Bruͤder und Schweſtern wil-
”len,
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*) aus ſichern Nachrichten erhellet, er ſey der Meinung
geweſen,- daß das Kirchengebet überhaupt keine Krank-
heiten lindere.
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