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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.

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Landstraßen vermieden, und nur, auf abgelegenen
Vorwerkern, Pferde, die schon für sie bestellt waren,
gewechselt, ohne daß Mariane aus dem Wagen stei-
gen durfte. Den zweyten Tag mußten sie nothwen-
dig quer über eine Landstraße fahren. Mariane er-
blickte auf der Landstraße einen Postwagen. Sie
schrie aus dem Wagen. Jhre Begleiter in der Kut-
sche wollten sie zwar zurückhalten, und riefen dem
Kutscher zu, er solle eilen, welches auch geschah; aber
auf Marianens fortdaurendes Geschrey, fuhr der
Postwagen nicht allein geschwinder, sondern ein
Mann zu Pferde, der neben dem Postwagen ritt,
näherte sich, und holte in kurzem den Wagen ein.
Er schrie dem Kutscher zu, er solle still halten, der
sich aber daran nicht kehrte, und aus der Kutsche ward
eine Pistole auf ihn gerichtet; indem sie aber
losgedrückt wurde, schlug sie der Reiter mit seinem
Hirschfänger herunter, so daß sie ihn nur am Fuße
verwundete. Jndem dieß geschah, öffnete Mariane
auf der andern Seite den Schlag, und sprang ohne
Schaden heraus. Der auf dem Bock sitzende Be-
diente traute sich nicht, dieses zu hindern, weil der
Postwagen ganz nahe war, von dem vier oder fünf
Reisende abgesprungen waren, und zu Hülfe eilten;
daher der Kutscher mit verhängtem Zügel davon jagte.

Maria-



Landſtraßen vermieden, und nur, auf abgelegenen
Vorwerkern, Pferde, die ſchon fuͤr ſie beſtellt waren,
gewechſelt, ohne daß Mariane aus dem Wagen ſtei-
gen durfte. Den zweyten Tag mußten ſie nothwen-
dig quer uͤber eine Landſtraße fahren. Mariane er-
blickte auf der Landſtraße einen Poſtwagen. Sie
ſchrie aus dem Wagen. Jhre Begleiter in der Kut-
ſche wollten ſie zwar zuruͤckhalten, und riefen dem
Kutſcher zu, er ſolle eilen, welches auch geſchah; aber
auf Marianens fortdaurendes Geſchrey, fuhr der
Poſtwagen nicht allein geſchwinder, ſondern ein
Mann zu Pferde, der neben dem Poſtwagen ritt,
naͤherte ſich, und holte in kurzem den Wagen ein.
Er ſchrie dem Kutſcher zu, er ſolle ſtill halten, der
ſich aber daran nicht kehrte, und aus der Kutſche ward
eine Piſtole auf ihn gerichtet; indem ſie aber
losgedruͤckt wurde, ſchlug ſie der Reiter mit ſeinem
Hirſchfaͤnger herunter, ſo daß ſie ihn nur am Fuße
verwundete. Jndem dieß geſchah, oͤffnete Mariane
auf der andern Seite den Schlag, und ſprang ohne
Schaden heraus. Der auf dem Bock ſitzende Be-
diente traute ſich nicht, dieſes zu hindern, weil der
Poſtwagen ganz nahe war, von dem vier oder fuͤnf
Reiſende abgeſprungen waren, und zu Huͤlfe eilten;
daher der Kutſcher mit verhaͤngtem Zuͤgel davon jagte.

Maria-
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[188/0200] Landſtraßen vermieden, und nur, auf abgelegenen Vorwerkern, Pferde, die ſchon fuͤr ſie beſtellt waren, gewechſelt, ohne daß Mariane aus dem Wagen ſtei- gen durfte. Den zweyten Tag mußten ſie nothwen- dig quer uͤber eine Landſtraße fahren. Mariane er- blickte auf der Landſtraße einen Poſtwagen. Sie ſchrie aus dem Wagen. Jhre Begleiter in der Kut- ſche wollten ſie zwar zuruͤckhalten, und riefen dem Kutſcher zu, er ſolle eilen, welches auch geſchah; aber auf Marianens fortdaurendes Geſchrey, fuhr der Poſtwagen nicht allein geſchwinder, ſondern ein Mann zu Pferde, der neben dem Poſtwagen ritt, naͤherte ſich, und holte in kurzem den Wagen ein. Er ſchrie dem Kutſcher zu, er ſolle ſtill halten, der ſich aber daran nicht kehrte, und aus der Kutſche ward eine Piſtole auf ihn gerichtet; indem ſie aber losgedruͤckt wurde, ſchlug ſie der Reiter mit ſeinem Hirſchfaͤnger herunter, ſo daß ſie ihn nur am Fuße verwundete. Jndem dieß geſchah, oͤffnete Mariane auf der andern Seite den Schlag, und ſprang ohne Schaden heraus. Der auf dem Bock ſitzende Be- diente traute ſich nicht, dieſes zu hindern, weil der Poſtwagen ganz nahe war, von dem vier oder fuͤnf Reiſende abgeſprungen waren, und zu Huͤlfe eilten; daher der Kutſcher mit verhaͤngtem Zuͤgel davon jagte. Maria-

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/200>, abgerufen am 21.11.2024.