Es ist Zeit, daß wir zum Sebaldus zurückkehren, den wir auf dem Pferde des Verwalters ver- lassen haben, auf dem er voranritt, um in dem näch- sten Dorfe, für die nachkommende Gesellschaft, eine Mittagsmahlzeit zu bestellen. Der Fuhrmann hatte ihn versichert, daß der Weg nicht zu verfehlen sey. Dieß war auch vielleicht einem Fuhrmanne nicht mög- lich, aber wohl einem Manne, wie Sebaldus, der selten ganz genau auf die Dinge Achtung gab, die um ihn waren, am wenigsten auf das Gleis einer Landstraße. Er war kaum einige hundert Schritte fortgeritten, als er anfieng, sich in eine Betrachtung über die zweyte Posaune in der Apokalypse zu vertie- fen; dahingegen sein Pferd, welches fühlte, daß der
Zügel
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Sechstes Buch.
Erſter Abſchnitt.
Es iſt Zeit, daß wir zum Sebaldus zuruͤckkehren, den wir auf dem Pferde des Verwalters ver- laſſen haben, auf dem er voranritt, um in dem naͤch- ſten Dorfe, fuͤr die nachkommende Geſellſchaft, eine Mittagsmahlzeit zu beſtellen. Der Fuhrmann hatte ihn verſichert, daß der Weg nicht zu verfehlen ſey. Dieß war auch vielleicht einem Fuhrmanne nicht moͤg- lich, aber wohl einem Manne, wie Sebaldus, der ſelten ganz genau auf die Dinge Achtung gab, die um ihn waren, am wenigſten auf das Gleis einer Landſtraße. Er war kaum einige hundert Schritte fortgeritten, als er anfieng, ſich in eine Betrachtung uͤber die zweyte Poſaune in der Apokalypſe zu vertie- fen; dahingegen ſein Pferd, welches fuͤhlte, daß der
Zuͤgel
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Sechstes Buch.
Erſter Abſchnitt.
Es iſt Zeit, daß wir zum Sebaldus zuruͤckkehren,
den wir auf dem Pferde des Verwalters ver-
laſſen haben, auf dem er voranritt, um in dem naͤch-
ſten Dorfe, fuͤr die nachkommende Geſellſchaft, eine
Mittagsmahlzeit zu beſtellen. Der Fuhrmann hatte
ihn verſichert, daß der Weg nicht zu verfehlen ſey.
Dieß war auch vielleicht einem Fuhrmanne nicht moͤg-
lich, aber wohl einem Manne, wie Sebaldus, der
ſelten ganz genau auf die Dinge Achtung gab, die
um ihn waren, am wenigſten auf das Gleis einer
Landſtraße. Er war kaum einige hundert Schritte
fortgeritten, als er anfieng, ſich in eine Betrachtung
uͤber die zweyte Poſaune in der Apokalypſe zu vertie-
fen; dahingegen ſein Pferd, welches fuͤhlte, daß der
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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/219>, abgerufen am 21.11.2024.
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