Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.Zügel an der Mähne hinabhieng, sich kurz darauf an einen vier Schritt vom Wege stehenden Heuschober machte. Sebaldus merkte, nach einigen Minuten, daß das Pferd stille stand, und spornte es an, ohne es zu lenken. Es trabte daher gerade fort, über Wie- sen und Brachfelder, bis es wieder auf einen Weg kam. Nachdem Pferd und Mann auf demselben ein Paar Stunden fortgeeilt hatten, wunderte sich Se- baldus, daß er noch kein Dorf vor sich sahe; doch ließ er sichs gar nicht träumen, daß er den rechten Weg könnte verfehlt haben. Nach einiger Zeit er- blickte er ein Dorf. Er zweifelte gar nicht, daß es das rechte wäre; ritt vor den Krug, stieg vom Pferde, und übergab es einem vor dem Hause stehenden Knechte, der es seitwärts nach dem Stalle zu, führte. Er selbst gieng sogleich ins Haus, bestellte die Mit- tagsmahlzeit für vier Personen, und setzte sich in die Gaststube, um sich auszuruhen. Nachdem er so eine Weile unter einem Geräusche von vielen Menschen gesessen hatte, stand er auf, um seiner Gesellschaft entgegen zu gehen, weil er aus der Länge der ver- floßnen Zeit schloß, daß sie schon dicht vor dem Dorfe seyn müßte. Er wanderte fort, das Gemüth voll von dem doppelten Vergnügen, seine Tochter bald wieder zu sehen, und eine neue Erklärung der zweyten Po- saune
Zuͤgel an der Maͤhne hinabhieng, ſich kurz darauf an einen vier Schritt vom Wege ſtehenden Heuſchober machte. Sebaldus merkte, nach einigen Minuten, daß das Pferd ſtille ſtand, und ſpornte es an, ohne es zu lenken. Es trabte daher gerade fort, uͤber Wie- ſen und Brachfelder, bis es wieder auf einen Weg kam. Nachdem Pferd und Mann auf demſelben ein Paar Stunden fortgeeilt hatten, wunderte ſich Se- baldus, daß er noch kein Dorf vor ſich ſahe; doch ließ er ſichs gar nicht traͤumen, daß er den rechten Weg koͤnnte verfehlt haben. Nach einiger Zeit er- blickte er ein Dorf. Er zweifelte gar nicht, daß es das rechte waͤre; ritt vor den Krug, ſtieg vom Pferde, und uͤbergab es einem vor dem Hauſe ſtehenden Knechte, der es ſeitwaͤrts nach dem Stalle zu, fuͤhrte. Er ſelbſt gieng ſogleich ins Haus, beſtellte die Mit- tagsmahlzeit fuͤr vier Perſonen, und ſetzte ſich in die Gaſtſtube, um ſich auszuruhen. Nachdem er ſo eine Weile unter einem Geraͤuſche von vielen Menſchen geſeſſen hatte, ſtand er auf, um ſeiner Geſellſchaft entgegen zu gehen, weil er aus der Laͤnge der ver- floßnen Zeit ſchloß, daß ſie ſchon dicht vor dem Dorfe ſeyn muͤßte. Er wanderte fort, das Gemuͤth voll von dem doppelten Vergnuͤgen, ſeine Tochter bald wieder zu ſehen, und eine neue Erklaͤrung der zweyten Po- ſaune
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Zuͤgel an der Maͤhne hinabhieng, ſich kurz darauf an
einen vier Schritt vom Wege ſtehenden Heuſchober
machte. Sebaldus merkte, nach einigen Minuten,
daß das Pferd ſtille ſtand, und ſpornte es an, ohne
es zu lenken. Es trabte daher gerade fort, uͤber Wie-
ſen und Brachfelder, bis es wieder auf einen Weg
kam. Nachdem Pferd und Mann auf demſelben ein
Paar Stunden fortgeeilt hatten, wunderte ſich Se-
baldus, daß er noch kein Dorf vor ſich ſahe; doch
ließ er ſichs gar nicht traͤumen, daß er den rechten
Weg koͤnnte verfehlt haben. Nach einiger Zeit er-
blickte er ein Dorf. Er zweifelte gar nicht, daß es
das rechte waͤre; ritt vor den Krug, ſtieg vom Pferde,
und uͤbergab es einem vor dem Hauſe ſtehenden
Knechte, der es ſeitwaͤrts nach dem Stalle zu, fuͤhrte.
Er ſelbſt gieng ſogleich ins Haus, beſtellte die Mit-
tagsmahlzeit fuͤr vier Perſonen, und ſetzte ſich in die
Gaſtſtube, um ſich auszuruhen. Nachdem er ſo eine
Weile unter einem Geraͤuſche von vielen Menſchen
geſeſſen hatte, ſtand er auf, um ſeiner Geſellſchaft
entgegen zu gehen, weil er aus der Laͤnge der ver-
floßnen Zeit ſchloß, daß ſie ſchon dicht vor dem Dorfe
ſeyn muͤßte. Er wanderte fort, das Gemuͤth voll von
dem doppelten Vergnuͤgen, ſeine Tochter bald wieder
zu ſehen, und eine neue Erklaͤrung der zweyten Po-
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