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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.

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gen und Beerdigungen, in der Haushaltung ein Loch
machen würden, ungerechnet noch die Käse und
Butter, nebst den fetten Hammeln und Gänsen,
woran die gottseligen Marschlandsbauern ihren
Seelenhirten keinen Mangel leiden ließen: so ward er
ganz uuruhig, und wußte nicht, wozu er sich ent-
schließen sollte.

Endlich fiel er auf den glücklichen Einfall, daß er
einen Hofmeister für seinen Sohn annehmen, und
demselben die sonntäglichen und meisten festtäglichen
Predigten im Filiale auftragen wollte. Die Ein-
künfte des Klingebeutels dachte er ihm zum Hofmei-
stergehalte anzuweisen, das Beichtgeld hingegen, nebst
den Taufen, Trauungen und Leichengebühren, be-
hielt er sich selbst vor. Auf diese Art hatte er klaren
Vortheil. Er wälzte den Unterricht seines Sohnes,
und die beschwerlichen Filialpredigten, von sich ab,
und doch wurden seine Einkünfte nur um etwas sehr
weniges vermindert.

Dieses sehr wenige war indessen, nebst freyer Woh-
nung und Kost, für den genügsamen Sobaldus ganz
hinlänglich. Er trat also sein doppeltes Amt mit herz-
licher Zufriedenheit an, unterwies seinen Zögling,
und predigte jeden Sonntag fleißig. So lebte er ei-
nige Wochen lang sehr geruhig, bis ein kleiner Um-

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gen und Beerdigungen, in der Haushaltung ein Loch
machen wuͤrden, ungerechnet noch die Kaͤſe und
Butter, nebſt den fetten Hammeln und Gaͤnſen,
woran die gottſeligen Marſchlandsbauern ihren
Seelenhirten keinen Mangel leiden ließen: ſo ward er
ganz uuruhig, und wußte nicht, wozu er ſich ent-
ſchließen ſollte.

Endlich fiel er auf den gluͤcklichen Einfall, daß er
einen Hofmeiſter fuͤr ſeinen Sohn annehmen, und
demſelben die ſonntaͤglichen und meiſten feſttaͤglichen
Predigten im Filiale auftragen wollte. Die Ein-
kuͤnfte des Klingebeutels dachte er ihm zum Hofmei-
ſtergehalte anzuweiſen, das Beichtgeld hingegen, nebſt
den Taufen, Trauungen und Leichengebuͤhren, be-
hielt er ſich ſelbſt vor. Auf dieſe Art hatte er klaren
Vortheil. Er waͤlzte den Unterricht ſeines Sohnes,
und die beſchwerlichen Filialpredigten, von ſich ab,
und doch wurden ſeine Einkuͤnfte nur um etwas ſehr
weniges vermindert.

Dieſes ſehr wenige war indeſſen, nebſt freyer Woh-
nung und Koſt, fuͤr den genuͤgſamen Sobaldus ganz
hinlaͤnglich. Er trat alſo ſein doppeltes Amt mit herz-
licher Zufriedenheit an, unterwies ſeinen Zoͤgling,
und predigte jeden Sonntag fleißig. So lebte er ei-
nige Wochen lang ſehr geruhig, bis ein kleiner Um-

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[223/0235] gen und Beerdigungen, in der Haushaltung ein Loch machen wuͤrden, ungerechnet noch die Kaͤſe und Butter, nebſt den fetten Hammeln und Gaͤnſen, woran die gottſeligen Marſchlandsbauern ihren Seelenhirten keinen Mangel leiden ließen: ſo ward er ganz uuruhig, und wußte nicht, wozu er ſich ent- ſchließen ſollte. Endlich fiel er auf den gluͤcklichen Einfall, daß er einen Hofmeiſter fuͤr ſeinen Sohn annehmen, und demſelben die ſonntaͤglichen und meiſten feſttaͤglichen Predigten im Filiale auftragen wollte. Die Ein- kuͤnfte des Klingebeutels dachte er ihm zum Hofmei- ſtergehalte anzuweiſen, das Beichtgeld hingegen, nebſt den Taufen, Trauungen und Leichengebuͤhren, be- hielt er ſich ſelbſt vor. Auf dieſe Art hatte er klaren Vortheil. Er waͤlzte den Unterricht ſeines Sohnes, und die beſchwerlichen Filialpredigten, von ſich ab, und doch wurden ſeine Einkuͤnfte nur um etwas ſehr weniges vermindert. Dieſes ſehr wenige war indeſſen, nebſt freyer Woh- nung und Koſt, fuͤr den genuͤgſamen Sobaldus ganz hinlaͤnglich. Er trat alſo ſein doppeltes Amt mit herz- licher Zufriedenheit an, unterwies ſeinen Zoͤgling, und predigte jeden Sonntag fleißig. So lebte er ei- nige Wochen lang ſehr geruhig, bis ein kleiner Um- ſtand P 2

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/235>, abgerufen am 21.11.2024.