Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.des Weins, mit dem sie ihre hirnlosen Köpfe anfeuer- ten, in ein allgemeines Gähnen zu gerathen. Der Zufall führte ihnen den Sebaldus zu, dem sie gleich ansahen, daß er sehr leicht aufzuzäumen seyn würde. Der witzigste unter ihnen, nachdem er den andern einen Wink gegeben hatte, nahm den Sebaldus, der oben wieder aus der Thür zurücktreten wollte, mit freundlicher Miene bey der Hand, ließ ihn sich nieder- setzen, und fragte ihn um sein Anbringen. Er schien ihn recht sehr zu bedauren, fragte dem guten Sebal- dus, dessen Herz gewöhnlicher Weise auf seiner Zun- ge saß, sehr bald seine Geschichte ab, und er- fuhr auch von ihm seine Neigung zur Apokalypse, der er den lautesten Beyfall zu geben schien, indeß sei- ne Gefährten im innern Munde lachten. Er be- danerte mit scheinheiliger Miene den Sebaldus, we- gen seiner vielen erlittenen Unglücksfälle, und fragte ihn, wie er sie habe so geduldig ertragen können. ,Unvermeidliches Unglück zu ertragen, wird einem "weisen Manne leicht, und die Hoffnung jenes Le- "bens. -- Hier konnte sich einer der Gäste, der dem Sebaldus gegen über saß, und ihn schon lange, den Kopf auf beide Ellenbogen gestützt, augegaffet hatte, nicht länger halten, sondern schlug über jenes Le- ben eine lante Lache auf. ,Du alter Narr, rief er, "du
des Weins, mit dem ſie ihre hirnloſen Koͤpfe anfeuer- ten, in ein allgemeines Gaͤhnen zu gerathen. Der Zufall fuͤhrte ihnen den Sebaldus zu, dem ſie gleich anſahen, daß er ſehr leicht aufzuzaͤumen ſeyn wuͤrde. Der witzigſte unter ihnen, nachdem er den andern einen Wink gegeben hatte, nahm den Sebaldus, der oben wieder aus der Thuͤr zuruͤcktreten wollte, mit freundlicher Miene bey der Hand, ließ ihn ſich nieder- ſetzen, und fragte ihn um ſein Anbringen. Er ſchien ihn recht ſehr zu bedauren, fragte dem guten Sebal- dus, deſſen Herz gewoͤhnlicher Weiſe auf ſeiner Zun- ge ſaß, ſehr bald ſeine Geſchichte ab, und er- fuhr auch von ihm ſeine Neigung zur Apokalypſe, der er den lauteſten Beyfall zu geben ſchien, indeß ſei- ne Gefaͤhrten im innern Munde lachten. Er be- danerte mit ſcheinheiliger Miene den Sebaldus, we- gen ſeiner vielen erlittenen Ungluͤcksfaͤlle, und fragte ihn, wie er ſie habe ſo geduldig ertragen koͤnnen. ‚Unvermeidliches Ungluͤck zu ertragen, wird einem ”weiſen Manne leicht, und die Hoffnung jenes Le- ”bens. — Hier konnte ſich einer der Gaͤſte, der dem Sebaldus gegen uͤber ſaß, und ihn ſchon lange, den Kopf auf beide Ellenbogen geſtuͤtzt, augegaffet hatte, nicht laͤnger halten, ſondern ſchlug uͤber jenes Le- ben eine lante Lache auf. ‚Du alter Narr, rief er, ”du
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des Weins, mit dem ſie ihre hirnloſen Koͤpfe anfeuer-
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Zufall fuͤhrte ihnen den Sebaldus zu, dem ſie gleich
anſahen, daß er ſehr leicht aufzuzaͤumen ſeyn wuͤrde.
Der witzigſte unter ihnen, nachdem er den andern
einen Wink gegeben hatte, nahm den Sebaldus, der
oben wieder aus der Thuͤr zuruͤcktreten wollte, mit
freundlicher Miene bey der Hand, ließ ihn ſich nieder-
ſetzen, und fragte ihn um ſein Anbringen. Er ſchien
ihn recht ſehr zu bedauren, fragte dem guten Sebal-
dus, deſſen Herz gewoͤhnlicher Weiſe auf ſeiner Zun-
ge ſaß, ſehr bald ſeine Geſchichte ab, und er-
fuhr auch von ihm ſeine Neigung zur Apokalypſe,
der er den lauteſten Beyfall zu geben ſchien, indeß ſei-
ne Gefaͤhrten im innern Munde lachten. Er be-
danerte mit ſcheinheiliger Miene den Sebaldus, we-
gen ſeiner vielen erlittenen Ungluͤcksfaͤlle, und fragte
ihn, wie er ſie habe ſo geduldig ertragen koͤnnen.
‚Unvermeidliches Ungluͤck zu ertragen, wird einem
”weiſen Manne leicht, und die Hoffnung jenes Le-
”bens. — Hier konnte ſich einer der Gaͤſte, der dem
Sebaldus gegen uͤber ſaß, und ihn ſchon lange, den
Kopf auf beide Ellenbogen geſtuͤtzt, augegaffet hatte,
nicht laͤnger halten, ſondern ſchlug uͤber jenes Le-
ben eine lante Lache auf. ‚Du alter Narr, rief er,
”du
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