Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775."er sich gegen mich deutlich erklärte, konnte ich wohl "merken, daß seine Zuneigung gegen mich abgenom- "men hatte.' ,Mein Unstern trieb mich endlich, ein Buch zu ,Vergebens erinnerte ich ihn, daß dieses eben "Das war ganz etwas anders, versetzte er, etwas er- "ten
”er ſich gegen mich deutlich erklaͤrte, konnte ich wohl ”merken, daß ſeine Zuneigung gegen mich abgenom- ”men hatte.‛ ‚Mein Unſtern trieb mich endlich, ein Buch zu ‚Vergebens erinnerte ich ihn, daß dieſes eben „Das war ganz etwas anders, verſetzte er, etwas er- ”ten
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0062" n="56"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> ”er ſich gegen mich deutlich erklaͤrte, konnte ich wohl<lb/> ”merken, daß ſeine Zuneigung gegen mich abgenom-<lb/> ”men hatte.‛</p><lb/> <p>‚Mein Unſtern trieb mich endlich, ein Buch zu<lb/> ”ſchreiben, worinn ich mich uͤber gewiſſe dogmatiſche<lb/> ”und moraliſche Materien, uͤber die ich lange und<lb/> ”reiflich nachgedacht hatte, freymuͤthig erklaͤrte. Dieß<lb/> ”machte im Staͤdtchen Aufſehen. Weder der Su-<lb/> ”perintendent, noch meine uͤbrigen Kollegen, nebſt<lb/> ”ihren Vorfahren ſeit drey Generationen, hatten je-<lb/> ”mals ein Buch geſchrieben. Man hielt mich alſo<lb/> ”fuͤr naſeweiſe, daß ich, als der juͤngſte Diakon,<lb/> ”hierinn eine Neuerung machen wollte. Selbſt der Su-<lb/> ”perintendent billigte dieſen Schritt nicht, beſonders<lb/> ”war ihm die dreiſte und freymuͤthige Art, mit der ich<lb/> ”verjaͤhrte Vorurtheile angegriffen hatte, ſehr mißfaͤllig.‛</p><lb/> <p>‚Vergebens erinnerte ich ihn, daß dieſes eben<lb/> ”die Saͤtze waͤren, uͤber deren Richtigkeit wir oft<lb/> ”in unſern Unterredungen uͤbereingekommen waͤ-<lb/> ”ren, und die ich zum Theil oft aus ſeinem eigenen<lb/> ”Munde gehoͤrt haͤtte.‛</p><lb/> <p>„Das war ganz etwas anders, verſetzte er, etwas er-<lb/> ”hitzt: dergleichen Sachen kann man wohl unter vier<lb/> ”Augen unterſuchen, aber man muß ſie nicht oͤffentlich<lb/> ”ſagen. Und Sie am wenigſten, als ein Prediger, haͤt-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">”ten</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [56/0062]
”er ſich gegen mich deutlich erklaͤrte, konnte ich wohl
”merken, daß ſeine Zuneigung gegen mich abgenom-
”men hatte.‛
‚Mein Unſtern trieb mich endlich, ein Buch zu
”ſchreiben, worinn ich mich uͤber gewiſſe dogmatiſche
”und moraliſche Materien, uͤber die ich lange und
”reiflich nachgedacht hatte, freymuͤthig erklaͤrte. Dieß
”machte im Staͤdtchen Aufſehen. Weder der Su-
”perintendent, noch meine uͤbrigen Kollegen, nebſt
”ihren Vorfahren ſeit drey Generationen, hatten je-
”mals ein Buch geſchrieben. Man hielt mich alſo
”fuͤr naſeweiſe, daß ich, als der juͤngſte Diakon,
”hierinn eine Neuerung machen wollte. Selbſt der Su-
”perintendent billigte dieſen Schritt nicht, beſonders
”war ihm die dreiſte und freymuͤthige Art, mit der ich
”verjaͤhrte Vorurtheile angegriffen hatte, ſehr mißfaͤllig.‛
‚Vergebens erinnerte ich ihn, daß dieſes eben
”die Saͤtze waͤren, uͤber deren Richtigkeit wir oft
”in unſern Unterredungen uͤbereingekommen waͤ-
”ren, und die ich zum Theil oft aus ſeinem eigenen
”Munde gehoͤrt haͤtte.‛
„Das war ganz etwas anders, verſetzte er, etwas er-
”hitzt: dergleichen Sachen kann man wohl unter vier
”Augen unterſuchen, aber man muß ſie nicht oͤffentlich
”ſagen. Und Sie am wenigſten, als ein Prediger, haͤt-
”ten
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |