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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776.

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,Gott! woher haben Sie den Ring? er gehört
"meiner Tochter.'

,Jhrer Tochter?' riefen Vater und Sohn.

,Jch habe den Ring, fuhr der Sohn fort, von
"dem besten edelsten Mädchen, das ich unaussprech-
"lich liebe, und ewig lieben werde. Jst sie Jhre
"Tochter? -- wohl mir! -- So ist sie die Tochter
"eines sehr redlichen Mannes.'

Der junge Säugling erzählte einige Umstände,
die dem Sebaldus keinen Zweifel mehr übrig ließen.
Sebaldus bat den Alten, ihn sogleich zu seiner Toch-
ter fahren zu laßen, der junge Säugling bat seinen
Vater fußfällig, daß er mitfahren dürfe. Dieser be-
willigte endlich beydes, nur mit dem Bedinge, daß
sie zur Mittagsmahlzeit wiederkämen, und daß sie
sich, von allem vorgefallenem, gegen die Frau Ger-
trudtinn
und ihre Tochter, nichts sollten merken
laßen, wodurch er sich wenigstens aus seiner heuti-
gen Verlegenheit zu ziehen hoffte. Der junge Säug-
ling
sprang gleich fort, um sellbst die geschwinde An-
spannung eines Wagens zu besorgen. Unterdessen
verlangte Säugling der Vater vom Sebaldus einen
Handschlag, daß er die Heirath seines Sohns mit
Marianen nicht befördern wollte. Sebaldus gab
ihm deshalb ausdrücklich sein Wort, und der Alte,

der
J 5


‚Gott! woher haben Sie den Ring? er gehoͤrt
„meiner Tochter.‛

‚Jhrer Tochter?‛ riefen Vater und Sohn.

‚Jch habe den Ring, fuhr der Sohn fort, von
„dem beſten edelſten Maͤdchen, das ich unausſprech-
„lich liebe, und ewig lieben werde. Jſt ſie Jhre
„Tochter? — wohl mir! — So iſt ſie die Tochter
„eines ſehr redlichen Mannes.‛

Der junge Saͤugling erzaͤhlte einige Umſtaͤnde,
die dem Sebaldus keinen Zweifel mehr uͤbrig ließen.
Sebaldus bat den Alten, ihn ſogleich zu ſeiner Toch-
ter fahren zu laßen, der junge Saͤugling bat ſeinen
Vater fußfaͤllig, daß er mitfahren duͤrfe. Dieſer be-
willigte endlich beydes, nur mit dem Bedinge, daß
ſie zur Mittagsmahlzeit wiederkaͤmen, und daß ſie
ſich, von allem vorgefallenem, gegen die Frau Ger-
trudtinn
und ihre Tochter, nichts ſollten merken
laßen, wodurch er ſich wenigſtens aus ſeiner heuti-
gen Verlegenheit zu ziehen hoffte. Der junge Saͤug-
ling
ſprang gleich fort, um ſellbſt die geſchwinde An-
ſpannung eines Wagens zu beſorgen. Unterdeſſen
verlangte Saͤugling der Vater vom Sebaldus einen
Handſchlag, daß er die Heirath ſeines Sohns mit
Marianen nicht befoͤrdern wollte. Sebaldus gab
ihm deshalb ausdruͤcklich ſein Wort, und der Alte,

der
J 5
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[135[134]/0147] ‚Gott! woher haben Sie den Ring? er gehoͤrt „meiner Tochter.‛ ‚Jhrer Tochter?‛ riefen Vater und Sohn. ‚Jch habe den Ring, fuhr der Sohn fort, von „dem beſten edelſten Maͤdchen, das ich unausſprech- „lich liebe, und ewig lieben werde. Jſt ſie Jhre „Tochter? — wohl mir! — So iſt ſie die Tochter „eines ſehr redlichen Mannes.‛ Der junge Saͤugling erzaͤhlte einige Umſtaͤnde, die dem Sebaldus keinen Zweifel mehr uͤbrig ließen. Sebaldus bat den Alten, ihn ſogleich zu ſeiner Toch- ter fahren zu laßen, der junge Saͤugling bat ſeinen Vater fußfaͤllig, daß er mitfahren duͤrfe. Dieſer be- willigte endlich beydes, nur mit dem Bedinge, daß ſie zur Mittagsmahlzeit wiederkaͤmen, und daß ſie ſich, von allem vorgefallenem, gegen die Frau Ger- trudtinn und ihre Tochter, nichts ſollten merken laßen, wodurch er ſich wenigſtens aus ſeiner heuti- gen Verlegenheit zu ziehen hoffte. Der junge Saͤug- ling ſprang gleich fort, um ſellbſt die geſchwinde An- ſpannung eines Wagens zu beſorgen. Unterdeſſen verlangte Saͤugling der Vater vom Sebaldus einen Handſchlag, daß er die Heirath ſeines Sohns mit Marianen nicht befoͤrdern wollte. Sebaldus gab ihm deshalb ausdruͤcklich ſein Wort, und der Alte, der J 5

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776, S. 135[134]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker03_1776/147>, abgerufen am 21.11.2024.