Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776.

Bild:
<< vorherige Seite


,Habe ich was damit gewonnen?' fragte Se-
baldus
ruhig.

,Gewonnen?' rief der Alte, und ergrif Bley-
stift und Papier um auszurechnen. Laß sehen:

,1 Quaterne a 41/2 stbr. 4500 Rthl. --
"4 Ternen a 30 stbr. 10600 -- --
"6 Amben a 33/4 stbr. 101 -- 15 Stbr.
"Macht wahrhaftig, 15201 Rthl. 15 Stüber.

,Daß dich doch! Bin ich nicht ein Schöps, daß
"ich nicht die Nummern genommen habe!'

,Wie? Was? funfzehntausend Thaler!' rief der
junge Säugling, indem er sich seinem Vater zu
Füßen warf. ,Nun sagen Sie nicht, daß meine
"Mariane arm ist. Jch umfasse Jhre Knie, und
"stehe eher nicht auf, bis Sie mir Jhre Einwil-
"ligung geben. Nun ist alle Hinderniß gehoben! --'

,Mein Sohn!' rief der Alte, ,du denkst bloß
"an deine Heurath, -- davon ist jetzt die Rede
"nicht, -- ich denke an den verwünschten Lotte-
"riewahrsager!
--' (indem warf er das Buch,
unwillig, ins Kohlfeuer, das im Kamine stand,
und das Lotterievademecum flog hinterher.) --
"daß dich doch -- Aber wie wars doch Herr Pa-
"stor! Jst Mamsell Mariane Jhr einziges
"Kind?' --

Sebal-
K 5


‚Habe ich was damit gewonnen?‛ fragte Se-
baldus
ruhig.

‚Gewonnen?‛ rief der Alte, und ergrif Bley-
ſtift und Papier um auszurechnen. Laß ſehen:

‚1 Quaterne à 4½ ſtbr. 4500 Rthl. —
„4 Ternen à 30 ſtbr. 10600 — —
„6 Amben à 3¾ ſtbr. 101 — 15 Stbr.
„Macht wahrhaftig, 15201 Rthl. 15 Stuͤber.

‚Daß dich doch! Bin ich nicht ein Schoͤps, daß
„ich nicht die Nummern genommen habe!‛

‚Wie? Was? funfzehntauſend Thaler!‛ rief der
junge Saͤugling, indem er ſich ſeinem Vater zu
Fuͤßen warf. ‚Nun ſagen Sie nicht, daß meine
Mariane arm iſt. Jch umfaſſe Jhre Knie, und
„ſtehe eher nicht auf, bis Sie mir Jhre Einwil-
„ligung geben. Nun iſt alle Hinderniß gehoben! —‛

‚Mein Sohn!‛ rief der Alte, ‚du denkſt bloß
„an deine Heurath, — davon iſt jetzt die Rede
„nicht, — ich denke an den verwuͤnſchten Lotte-
„riewahrſager!
—‛ (indem warf er das Buch,
unwillig, ins Kohlfeuer, das im Kamine ſtand,
und das Lotterievademecum flog hinterher.) —
„daß dich doch — Aber wie wars doch Herr Pa-
„ſtor! Jſt Mamſell Mariane Jhr einziges
„Kind?‛ —

Sebal-
K 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0165" n="151[150]"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>&#x201A;Habe ich was damit gewonnen?&#x201B; fragte <hi rendition="#fr">Se-<lb/>
baldus</hi> ruhig.</p><lb/>
          <p>&#x201A;Gewonnen?&#x201B; rief der Alte, und ergrif Bley-<lb/>
&#x017F;tift und Papier um auszurechnen. Laß &#x017F;ehen:</p><lb/>
          <list>
            <item>&#x201A;1 Quaterne <hi rendition="#aq">à</hi>&#x017F;tbr. 4500 Rthl. &#x2014;</item><lb/>
            <item>&#x201E;4 Ternen <hi rendition="#aq">à</hi> 30 &#x017F;tbr. 10600 &#x2014; &#x2014;</item><lb/>
            <item>&#x201E;6 Amben <hi rendition="#aq">à</hi>&#x017F;tbr. 101 &#x2014; 15 Stbr.</item><lb/>
            <item>&#x201E;Macht wahrhaftig, 15201 Rthl. 15 Stu&#x0364;ber.</item>
          </list><lb/>
          <p>&#x201A;Daß dich doch! Bin ich nicht ein Scho&#x0364;ps, daß<lb/>
&#x201E;ich nicht die Nummern genommen habe!&#x201B;</p><lb/>
          <p>&#x201A;Wie? Was? funfzehntau&#x017F;end Thaler!&#x201B; rief der<lb/>
junge <hi rendition="#fr">Sa&#x0364;ugling,</hi> indem er &#x017F;ich &#x017F;einem Vater zu<lb/>
Fu&#x0364;ßen warf. &#x201A;Nun &#x017F;agen Sie nicht, daß meine<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#fr">Mariane</hi> arm i&#x017F;t. Jch umfa&#x017F;&#x017F;e Jhre Knie, und<lb/>
&#x201E;&#x017F;tehe eher nicht auf, bis Sie mir Jhre Einwil-<lb/>
&#x201E;ligung geben. Nun i&#x017F;t alle Hinderniß gehoben! &#x2014;&#x201B;</p><lb/>
          <p>&#x201A;Mein Sohn!&#x201B; rief der Alte, &#x201A;du denk&#x017F;t bloß<lb/>
&#x201E;an deine Heurath, &#x2014; davon i&#x017F;t jetzt die Rede<lb/>
&#x201E;nicht, &#x2014; ich denke an den verwu&#x0364;n&#x017F;chten <hi rendition="#fr">Lotte-<lb/>
&#x201E;riewahr&#x017F;ager!</hi> &#x2014;&#x201B; (indem warf er das Buch,<lb/>
unwillig, ins Kohlfeuer, das im Kamine &#x017F;tand,<lb/>
und das <hi rendition="#fr">Lotterievademecum</hi> flog hinterher.) &#x2014;<lb/>
&#x201E;daß dich doch &#x2014; Aber wie wars doch Herr Pa-<lb/>
&#x201E;&#x017F;tor! J&#x017F;t Mam&#x017F;ell <hi rendition="#fr">Mariane</hi> Jhr einziges<lb/>
&#x201E;Kind?&#x201B; &#x2014;</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">K 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Sebal-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[151[150]/0165] ‚Habe ich was damit gewonnen?‛ fragte Se- baldus ruhig. ‚Gewonnen?‛ rief der Alte, und ergrif Bley- ſtift und Papier um auszurechnen. Laß ſehen: ‚1 Quaterne à 4½ ſtbr. 4500 Rthl. — „4 Ternen à 30 ſtbr. 10600 — — „6 Amben à 3¾ ſtbr. 101 — 15 Stbr. „Macht wahrhaftig, 15201 Rthl. 15 Stuͤber. ‚Daß dich doch! Bin ich nicht ein Schoͤps, daß „ich nicht die Nummern genommen habe!‛ ‚Wie? Was? funfzehntauſend Thaler!‛ rief der junge Saͤugling, indem er ſich ſeinem Vater zu Fuͤßen warf. ‚Nun ſagen Sie nicht, daß meine „Mariane arm iſt. Jch umfaſſe Jhre Knie, und „ſtehe eher nicht auf, bis Sie mir Jhre Einwil- „ligung geben. Nun iſt alle Hinderniß gehoben! —‛ ‚Mein Sohn!‛ rief der Alte, ‚du denkſt bloß „an deine Heurath, — davon iſt jetzt die Rede „nicht, — ich denke an den verwuͤnſchten Lotte- „riewahrſager! —‛ (indem warf er das Buch, unwillig, ins Kohlfeuer, das im Kamine ſtand, und das Lotterievademecum flog hinterher.) — „daß dich doch — Aber wie wars doch Herr Pa- „ſtor! Jſt Mamſell Mariane Jhr einziges „Kind?‛ — Sebal- K 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker03_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker03_1776/165
Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776, S. 151[150]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker03_1776/165>, abgerufen am 21.11.2024.