Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776.der Mangel eines dazu fähigen lutherischen Kandi- daten, war bisher daran hinderlich gewesen. Es ward also der zweyte Sohn des Kaufmanns mensch- B 2
der Mangel eines dazu faͤhigen lutheriſchen Kandi- daten, war bisher daran hinderlich geweſen. Es ward alſo der zweyte Sohn des Kaufmanns menſch- B 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0025" n="17[16]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> der Mangel eines dazu faͤhigen lutheriſchen Kandi-<lb/> daten, war bisher daran hinderlich geweſen.</p><lb/> <p>Es ward alſo der zweyte Sohn des Kaufmanns<lb/> dem <hi rendition="#fr">Sebaldus</hi> uͤbergeben, zu nicht geringem Mis-<lb/> vergnuͤgen des reformirten Hofmeiſters, Meeſter<lb/><hi rendition="#fr">Puiſtma,</hi> der den Knaben ſchon als ſein Eigenthum<lb/> betrachtet hatte, und es als ein Mistrauen gegen<lb/> einen ſo gelehrten Mann, auslegte, daß man einen<lb/> Knaben, deſſen Erziehung er ſchon angefangen hatte,<lb/> einem andern anvertrauen wollte. Wahr iſt es, daß er<lb/> zu Erziehung der Jugend, ganz beſondere Talente hatte.<lb/> Er war nicht umſonſt fuͤnf Jahre in Groͤningen und<lb/> in Utrecht geweſen, ſondern hatte daſelbſt alle Worte<lb/> der beruͤhmteſten <hi rendition="#fr">Hochlehrer</hi> nachgeſchrieben und<lb/> den reichſten Schatz hollaͤndiſcher Schulgelehrſamkeit<lb/> und hollaͤndiſcher Rechtglaͤubigkeit geſammlet. Er-<lb/> hatte alle Spitzfindigkeiten der <hi rendition="#fr">Voetiſchen</hi> und <hi rendition="#fr">Coc-<lb/> cejaniſchen</hi> Theologie durchkrochen. Er wuſte ſo<lb/> genau, in wie mancherley Sinne alle moͤgliche Theo-<lb/> loganten in den ſieben vereinigten Provinzen, die<lb/><hi rendition="#fr">Haushaltungen des goͤttlichen Gnadenbundes<lb/> geordnet</hi> und verſtanden hatten, daß er noch eine<lb/> neue <hi rendition="#fr">Haushaltung</hi> haͤtte erdenken koͤnnen. Er<lb/> konnte auf ein Haar beſtimmen, ob Chriſtus im al-<lb/> ten Teſtamente nur ein Buͤrge und <hi rendition="#aq">fidejuſſor</hi> fuͤr das<lb/> <fw place="bottom" type="sig">B 2</fw><fw place="bottom" type="catch">menſch-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [17[16]/0025]
der Mangel eines dazu faͤhigen lutheriſchen Kandi-
daten, war bisher daran hinderlich geweſen.
Es ward alſo der zweyte Sohn des Kaufmanns
dem Sebaldus uͤbergeben, zu nicht geringem Mis-
vergnuͤgen des reformirten Hofmeiſters, Meeſter
Puiſtma, der den Knaben ſchon als ſein Eigenthum
betrachtet hatte, und es als ein Mistrauen gegen
einen ſo gelehrten Mann, auslegte, daß man einen
Knaben, deſſen Erziehung er ſchon angefangen hatte,
einem andern anvertrauen wollte. Wahr iſt es, daß er
zu Erziehung der Jugend, ganz beſondere Talente hatte.
Er war nicht umſonſt fuͤnf Jahre in Groͤningen und
in Utrecht geweſen, ſondern hatte daſelbſt alle Worte
der beruͤhmteſten Hochlehrer nachgeſchrieben und
den reichſten Schatz hollaͤndiſcher Schulgelehrſamkeit
und hollaͤndiſcher Rechtglaͤubigkeit geſammlet. Er-
hatte alle Spitzfindigkeiten der Voetiſchen und Coc-
cejaniſchen Theologie durchkrochen. Er wuſte ſo
genau, in wie mancherley Sinne alle moͤgliche Theo-
loganten in den ſieben vereinigten Provinzen, die
Haushaltungen des goͤttlichen Gnadenbundes
geordnet und verſtanden hatten, daß er noch eine
neue Haushaltung haͤtte erdenken koͤnnen. Er
konnte auf ein Haar beſtimmen, ob Chriſtus im al-
ten Teſtamente nur ein Buͤrge und fidejuſſor fuͤr das
menſch-
B 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |