Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776."das Alte Testament noch das Neue Testament, "selbst, unmittelbar, anfgezeichnet. Er hat gute Leute "ausersehen, welche Bücher geschrieben haben, die durch "verschiedene Vorfälle, (in denen, wie in allen Din- "gen, auch die göttliche Vorsehung mit gewirkt hat) "bey einem großen Theile des menschlichen Geschlechts "in solches Ansehen gekommen sind, daß er aus den- "selben seine Pflichten hat kennen lernen wollen. "Diese Bücher aber sind so eingerichtet, daß dieß "nicht ohne Betrachtungen und Schlüsse, folglich "nicht ohne Nachdenken geschehen kann. Also sind "diese Bücher hauptsächlich in so fern, eine Quelle "der Wahrheit, als sie das Nachdenken über "Wahrheit besördern. Und wenn denn nun auch "die Schlüsse und Folgerungen aus denselben verschie- "den sind! Wenn sie nur alle zuletzt in gemein- "same Wahrheit zusammensließen, wollen wir "uns beruhigen. Der heil. Hieronymus *), hat "schon gesagt: "das Wort Gottes ist eine Perle. "Ja wohl, eine Perle! denn gleichwie die Künstler "die *) S. Hierouymus in Epistolis: Margaritum est Verbum Dei, ex omni
parte forari potest. Nimirum ut Diatraetarii margaritas, prout commodum visum fuerit, perforant: ita haeretici verba Dei, pro captu suo interpretantur, ut volunt. S. Fried. Lindenbrogii Var. Quaest. n. 2. adj. Altercationi Hadriani Aug. & Epicteri Philosophi. Francof. 1628. 8. „das Alte Teſtament noch das Neue Teſtament, „ſelbſt, unmittelbar, anfgezeichnet. Er hat gute Leute „auserſehen, welche Buͤcher geſchrieben haben, die durch „verſchiedene Vorfaͤlle, (in denen, wie in allen Din- „gen, auch die goͤttliche Vorſehung mit gewirkt hat) „bey einem großen Theile des menſchlichen Geſchlechts „in ſolches Anſehen gekommen ſind, daß er aus den- „ſelben ſeine Pflichten hat kennen lernen wollen. „Dieſe Buͤcher aber ſind ſo eingerichtet, daß dieß „nicht ohne Betrachtungen und Schluͤſſe, folglich „nicht ohne Nachdenken geſchehen kann. Alſo ſind „dieſe Buͤcher hauptſaͤchlich in ſo fern, eine Quelle „der Wahrheit, als ſie das Nachdenken uͤber „Wahrheit beſoͤrdern. Und wenn denn nun auch „die Schluͤſſe und Folgerungen aus denſelben verſchie- „den ſind! Wenn ſie nur alle zuletzt in gemein- „ſame Wahrheit zuſammenſließen, wollen wir „uns beruhigen. Der heil. Hieronymus *), hat „ſchon geſagt: „das Wort Gottes iſt eine Perle. „Ja wohl, eine Perle! denn gleichwie die Kuͤnſtler „die *) S. Hierouymus in Epiſtolis: Margaritum eſt Verbum Dei, ex omni
parte forari poteſt. Nimirum ut Diatraetarii margaritas, prout commodum viſum fuerit, perforant: ita haeretici verba Dei, pro captu ſuo interpretantur, ut volunt. S. Fried. Lindenbrogii Var. Quaeſt. n. 2. adj. Altercationi Hadriani Aug. & Epicteri Philoſophi. Francof. 1628. 8. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0069" n="61[60]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> „das <hi rendition="#fr">Alte Teſtament</hi> noch das <hi rendition="#fr">Neue Teſtament,</hi><lb/> „ſelbſt, <hi rendition="#fr">unmittelbar,</hi> anfgezeichnet. Er hat gute Leute<lb/> „auserſehen, welche Buͤcher geſchrieben haben, die durch<lb/> „verſchiedene Vorfaͤlle, (in denen, wie in allen Din-<lb/> „gen, auch die goͤttliche Vorſehung mit gewirkt hat)<lb/> „bey einem großen Theile des menſchlichen Geſchlechts<lb/> „in ſolches Anſehen gekommen ſind, daß er aus den-<lb/> „ſelben ſeine Pflichten hat kennen lernen wollen.<lb/> „Dieſe Buͤcher aber ſind ſo eingerichtet, daß dieß<lb/> „nicht ohne Betrachtungen und Schluͤſſe, folglich<lb/> „nicht ohne <hi rendition="#fr">Nachdenken</hi> geſchehen kann. Alſo ſind<lb/> „dieſe Buͤcher hauptſaͤchlich in ſo fern, eine <hi rendition="#fr">Quelle<lb/> „der Wahrheit,</hi> als ſie das <hi rendition="#fr">Nachdenken uͤber<lb/> „Wahrheit</hi> beſoͤrdern. Und wenn denn nun auch<lb/> „die Schluͤſſe und Folgerungen aus denſelben verſchie-<lb/> „den ſind! Wenn ſie nur alle zuletzt in <hi rendition="#fr">gemein-<lb/> „ſame Wahrheit</hi> zuſammenſließen, wollen wir<lb/> „uns beruhigen. Der heil. <hi rendition="#fr">Hieronymus</hi> <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">S. Hierouymus</hi> in Epiſtolis: <hi rendition="#i">Margaritum eſt Verbum Dei, ex omni<lb/> parte forari poteſt.</hi> Nimirum ut Diatraetarii margaritas, prout<lb/> commodum viſum fuerit, perforant: ita haeretici verba Dei,<lb/> pro captu ſuo interpretantur, ut volunt.</hi> S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Fried. Lindenbrogii<lb/> Var. Quaeſt. n.</hi> 2. adj. Altercationi Hadriani Aug. & Epicteri<lb/> Philoſophi. Francof.</hi> 1628. 8.</note>, hat<lb/> „ſchon geſagt: „das <hi rendition="#fr">Wort Gottes</hi> iſt eine <hi rendition="#fr">Perle.</hi><lb/> „Ja wohl, eine Perle! denn gleichwie die Kuͤnſtler<lb/> <fw place="bottom" type="catch">„die</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [61[60]/0069]
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„verſchiedene Vorfaͤlle, (in denen, wie in allen Din-
„gen, auch die goͤttliche Vorſehung mit gewirkt hat)
„bey einem großen Theile des menſchlichen Geſchlechts
„in ſolches Anſehen gekommen ſind, daß er aus den-
„ſelben ſeine Pflichten hat kennen lernen wollen.
„Dieſe Buͤcher aber ſind ſo eingerichtet, daß dieß
„nicht ohne Betrachtungen und Schluͤſſe, folglich
„nicht ohne Nachdenken geſchehen kann. Alſo ſind
„dieſe Buͤcher hauptſaͤchlich in ſo fern, eine Quelle
„der Wahrheit, als ſie das Nachdenken uͤber
„Wahrheit beſoͤrdern. Und wenn denn nun auch
„die Schluͤſſe und Folgerungen aus denſelben verſchie-
„den ſind! Wenn ſie nur alle zuletzt in gemein-
„ſame Wahrheit zuſammenſließen, wollen wir
„uns beruhigen. Der heil. Hieronymus *), hat
„ſchon geſagt: „das Wort Gottes iſt eine Perle.
„Ja wohl, eine Perle! denn gleichwie die Kuͤnſtler
„die
*) S. Hierouymus in Epiſtolis: Margaritum eſt Verbum Dei, ex omni
parte forari poteſt. Nimirum ut Diatraetarii margaritas, prout
commodum viſum fuerit, perforant: ita haeretici verba Dei,
pro captu ſuo interpretantur, ut volunt. S. Fried. Lindenbrogii
Var. Quaeſt. n. 2. adj. Altercationi Hadriani Aug. & Epicteri
Philoſophi. Francof. 1628. 8.
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