Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776.so gut verkäuflichen Werke des Kollegianten, nichts als nur der Namenleiher seyn sollte. Besonders war ihm dieses bey dem gelehrten Tagebuch aufge- fallen, von welchem er monatlich eine große Anzahl Exemplarien, zu seinem Mißvergnügen absetzte, weil ihm bey jedem Exemplare einfiel, daß dieß Werk ei- gentlich sein Eigenthum seyn sollte, und nicht des Kollegianten, der nur die Kleinigkeit dabey that, daß er es schrieb. Jndessen, da der Kollegiant ein reicher und angesehener Mann war, der auch eine zahlreiche Bibliothek unterhielt, so mußte van der Kuit schon sein Mißvergnügen in sich schlucken. Da aber Sebaldus, ein armer unbekannter Fremder, das Eigenthum dieses Werks erhielt, sahe der er- fahrne Buchhändler keinen Grund, warum er mit demselben auch ferner so viel Nachsicht haben soll- te. Er setzte also bey sich fest, daß er dieses Werk einst ganz an sich ziehen müsse. Er hatte dem Se- baldus, zu diesem Behufe, einige wohlausgeson- nene Vorschläge gethan, welche dieser, der in Ge- schäften ziemlich kurzsichtig war, sich sehr leicht wür- de haben gefallen laßen, wenn nicht van der Kuit, welcher zu viel Absichten auf einmahl erreichen woll- te, ihm zugleich ein paar Mitarbeiter hätte aufdrin- gen wollen, die zwar nach van der Kuits, nicht aber
ſo gut verkaͤuflichen Werke des Kollegianten, nichts als nur der Namenleiher ſeyn ſollte. Beſonders war ihm dieſes bey dem gelehrten Tagebuch aufge- fallen, von welchem er monatlich eine große Anzahl Exemplarien, zu ſeinem Mißvergnuͤgen abſetzte, weil ihm bey jedem Exemplare einfiel, daß dieß Werk ei- gentlich ſein Eigenthum ſeyn ſollte, und nicht des Kollegianten, der nur die Kleinigkeit dabey that, daß er es ſchrieb. Jndeſſen, da der Kollegiant ein reicher und angeſehener Mann war, der auch eine zahlreiche Bibliothek unterhielt, ſo mußte van der Kuit ſchon ſein Mißvergnuͤgen in ſich ſchlucken. Da aber Sebaldus, ein armer unbekannter Fremder, das Eigenthum dieſes Werks erhielt, ſahe der er- fahrne Buchhaͤndler keinen Grund, warum er mit demſelben auch ferner ſo viel Nachſicht haben ſoll- te. Er ſetzte alſo bey ſich feſt, daß er dieſes Werk einſt ganz an ſich ziehen muͤſſe. Er hatte dem Se- baldus, zu dieſem Behufe, einige wohlausgeſon- nene Vorſchlaͤge gethan, welche dieſer, der in Ge- ſchaͤften ziemlich kurzſichtig war, ſich ſehr leicht wuͤr- de haben gefallen laßen, wenn nicht van der Kuit, welcher zu viel Abſichten auf einmahl erreichen woll- te, ihm zugleich ein paar Mitarbeiter haͤtte aufdrin- gen wollen, die zwar nach van der Kuits, nicht aber
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0081" n="73[72]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> ſo gut verkaͤuflichen Werke des Kollegianten, nichts<lb/> als nur der <hi rendition="#fr">Namenleiher</hi> ſeyn ſollte. Beſonders<lb/> war ihm dieſes bey dem gelehrten Tagebuch aufge-<lb/> fallen, von welchem er monatlich eine große Anzahl<lb/> Exemplarien, zu ſeinem Mißvergnuͤgen abſetzte, weil<lb/> ihm bey jedem Exemplare einfiel, daß dieß Werk ei-<lb/> gentlich ſein Eigenthum ſeyn ſollte, und nicht des<lb/> Kollegianten, der nur die Kleinigkeit dabey that,<lb/> daß er es ſchrieb. Jndeſſen, da der Kollegiant ein<lb/> reicher und angeſehener Mann war, der auch eine<lb/> zahlreiche Bibliothek unterhielt, ſo mußte <hi rendition="#fr">van der<lb/> Kuit</hi> ſchon ſein Mißvergnuͤgen in ſich ſchlucken.<lb/> Da aber <hi rendition="#fr">Sebaldus,</hi> ein armer unbekannter Fremder,<lb/> das Eigenthum dieſes Werks erhielt, ſahe der er-<lb/> fahrne Buchhaͤndler keinen Grund, warum er mit<lb/> demſelben auch ferner ſo viel Nachſicht haben ſoll-<lb/> te. Er ſetzte alſo bey ſich feſt, daß er dieſes Werk<lb/> einſt ganz an ſich ziehen muͤſſe. Er hatte dem <hi rendition="#fr">Se-<lb/> baldus,</hi> zu dieſem Behufe, einige wohlausgeſon-<lb/> nene Vorſchlaͤge gethan, welche dieſer, der in Ge-<lb/> ſchaͤften ziemlich kurzſichtig war, ſich ſehr leicht wuͤr-<lb/> de haben gefallen laßen, wenn nicht <hi rendition="#fr">van der Kuit,</hi><lb/> welcher zu viel Abſichten auf einmahl erreichen woll-<lb/> te, ihm zugleich ein paar Mitarbeiter haͤtte aufdrin-<lb/> gen wollen, die zwar nach <hi rendition="#fr">van der Kuits,</hi> nicht<lb/> <fw place="bottom" type="catch">aber</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73[72]/0081]
ſo gut verkaͤuflichen Werke des Kollegianten, nichts
als nur der Namenleiher ſeyn ſollte. Beſonders
war ihm dieſes bey dem gelehrten Tagebuch aufge-
fallen, von welchem er monatlich eine große Anzahl
Exemplarien, zu ſeinem Mißvergnuͤgen abſetzte, weil
ihm bey jedem Exemplare einfiel, daß dieß Werk ei-
gentlich ſein Eigenthum ſeyn ſollte, und nicht des
Kollegianten, der nur die Kleinigkeit dabey that,
daß er es ſchrieb. Jndeſſen, da der Kollegiant ein
reicher und angeſehener Mann war, der auch eine
zahlreiche Bibliothek unterhielt, ſo mußte van der
Kuit ſchon ſein Mißvergnuͤgen in ſich ſchlucken.
Da aber Sebaldus, ein armer unbekannter Fremder,
das Eigenthum dieſes Werks erhielt, ſahe der er-
fahrne Buchhaͤndler keinen Grund, warum er mit
demſelben auch ferner ſo viel Nachſicht haben ſoll-
te. Er ſetzte alſo bey ſich feſt, daß er dieſes Werk
einſt ganz an ſich ziehen muͤſſe. Er hatte dem Se-
baldus, zu dieſem Behufe, einige wohlausgeſon-
nene Vorſchlaͤge gethan, welche dieſer, der in Ge-
ſchaͤften ziemlich kurzſichtig war, ſich ſehr leicht wuͤr-
de haben gefallen laßen, wenn nicht van der Kuit,
welcher zu viel Abſichten auf einmahl erreichen woll-
te, ihm zugleich ein paar Mitarbeiter haͤtte aufdrin-
gen wollen, die zwar nach van der Kuits, nicht
aber
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |