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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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nern aus einem weitläuftigen Bezirk verdrängt. Um die
Mitte des dritten Jahrhunderts der Tarentiner (279) un-
ternahmen diese sie zu unterjochen 20): eine große
Schlacht, das entsetzlichste Blutbad eines griechischen
Heers bis auf jenen Tag, rettete sie, und brach Tarents
Macht auf immer. Erst nach diesem Sieg, und durch
ihn, können die Messapier die jenseits Tarent gelegene
Siris dieser Stadt streitig gemacht haben: und wenn die
Erwähnung Herakleas streng zu nehmen ist, erst nach dem
Gründungsjahr dieser Stadt, 319. Zur Zeit dieses
Kriegs bestanden die Peuketier noch als Volk unter einem
Könige, und die Daunier waren ebenfalls als ein König-
reich vereinigt: beyde Fürsten mit den Tarentinern gegen
die jetzt furchtbaren Messapier verbündet 21). Die Ja-
pyger deren Kriege gegen Tarent erzählt werden sind
immer diese Sallentiner, welche für Rom kaum eines
Feldzugs Gegenstand waren.

Die Römer fanden keine Peuketier mehr; und kein
Königreich der Apulier. Diejenigen des erstgenannten
Volks welche um das Gebiet von Tarent her, bis hin an
die Gränzen der verwandten chonischen Oenotrer gegen
Metapontum, im nachmals sabellischen Gebirge Vultur
gewohnt haben müssen, scheinen durch die gewaltsame Be-
wegung der lucanischen Einwanderung erdrückt; die im
Umfang Apuliens, den Dauniern unterwürfig geworden
zu seyn. Genannt werden Penketier allerdings noch zur

20) Herodot a. a. O.
21) Strabo VI. c. 3. §. 4.

nern aus einem weitlaͤuftigen Bezirk verdraͤngt. Um die
Mitte des dritten Jahrhunderts der Tarentiner (279) un-
ternahmen dieſe ſie zu unterjochen 20): eine große
Schlacht, das entſetzlichſte Blutbad eines griechiſchen
Heers bis auf jenen Tag, rettete ſie, und brach Tarents
Macht auf immer. Erſt nach dieſem Sieg, und durch
ihn, koͤnnen die Meſſapier die jenſeits Tarent gelegene
Siris dieſer Stadt ſtreitig gemacht haben: und wenn die
Erwaͤhnung Herakleas ſtreng zu nehmen iſt, erſt nach dem
Gruͤndungsjahr dieſer Stadt, 319. Zur Zeit dieſes
Kriegs beſtanden die Peuketier noch als Volk unter einem
Koͤnige, und die Daunier waren ebenfalls als ein Koͤnig-
reich vereinigt: beyde Fuͤrſten mit den Tarentinern gegen
die jetzt furchtbaren Meſſapier verbuͤndet 21). Die Ja-
pyger deren Kriege gegen Tarent erzaͤhlt werden ſind
immer dieſe Sallentiner, welche fuͤr Rom kaum eines
Feldzugs Gegenſtand waren.

Die Roͤmer fanden keine Peuketier mehr; und kein
Koͤnigreich der Apulier. Diejenigen des erſtgenannten
Volks welche um das Gebiet von Tarent her, bis hin an
die Graͤnzen der verwandten choniſchen Oenotrer gegen
Metapontum, im nachmals ſabelliſchen Gebirge Vultur
gewohnt haben muͤſſen, ſcheinen durch die gewaltſame Be-
wegung der lucaniſchen Einwanderung erdruͤckt; die im
Umfang Apuliens, den Dauniern unterwuͤrfig geworden
zu ſeyn. Genannt werden Penketier allerdings noch zur

20) Herodot a. a. O.
21) Strabo VI. c. 3. §. 4.
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[103/0125] nern aus einem weitlaͤuftigen Bezirk verdraͤngt. Um die Mitte des dritten Jahrhunderts der Tarentiner (279) un- ternahmen dieſe ſie zu unterjochen 20): eine große Schlacht, das entſetzlichſte Blutbad eines griechiſchen Heers bis auf jenen Tag, rettete ſie, und brach Tarents Macht auf immer. Erſt nach dieſem Sieg, und durch ihn, koͤnnen die Meſſapier die jenſeits Tarent gelegene Siris dieſer Stadt ſtreitig gemacht haben: und wenn die Erwaͤhnung Herakleas ſtreng zu nehmen iſt, erſt nach dem Gruͤndungsjahr dieſer Stadt, 319. Zur Zeit dieſes Kriegs beſtanden die Peuketier noch als Volk unter einem Koͤnige, und die Daunier waren ebenfalls als ein Koͤnig- reich vereinigt: beyde Fuͤrſten mit den Tarentinern gegen die jetzt furchtbaren Meſſapier verbuͤndet 21). Die Ja- pyger deren Kriege gegen Tarent erzaͤhlt werden ſind immer dieſe Sallentiner, welche fuͤr Rom kaum eines Feldzugs Gegenſtand waren. Die Roͤmer fanden keine Peuketier mehr; und kein Koͤnigreich der Apulier. Diejenigen des erſtgenannten Volks welche um das Gebiet von Tarent her, bis hin an die Graͤnzen der verwandten choniſchen Oenotrer gegen Metapontum, im nachmals ſabelliſchen Gebirge Vultur gewohnt haben muͤſſen, ſcheinen durch die gewaltſame Be- wegung der lucaniſchen Einwanderung erdruͤckt; die im Umfang Apuliens, den Dauniern unterwuͤrfig geworden zu ſeyn. Genannt werden Penketier allerdings noch zur 20) Herodot a. a. O. 21) Strabo VI. c. 3. §. 4.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/125>, abgerufen am 21.11.2024.