Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

Bild:
<< vorherige Seite

Zeit des spartanischen Kleonymus 22); auch war die Na-
tion nicht ausgestorben; aber die Römer haben bald nach-
her alle diese Gegenden unterworfen ohne von den Pödi-
culern zu triumphiren.

Apulien war nachher unter der Hoheit einiger gro-
ßen Städte getheilt, aus deren Zwiespalt sonst unver-
ständliche Erzählungen der Verhältnisse angeblich der gan-
zen Nation zu den Römern sich erklären. Arpi war die
mächtigste; und ihre Souverainität muß einen bedeuten-
den Umfang gehabt haben, weil die Feldmark von Sipon-
tum Arpanisches Gemeinland gewesen war welches durch
die Empörung der Stadt im hannibalischen Kriege an
Rom verfiel 23). Aber auch Canusium war groß gewe-
sen, wie noch in Strabos Zeit ihre Ringmauer, nicht we-
niger als die von Arpi, bezeugte.

Messapische Inschriften sind übrig: Vergleichung
dieser mit dem Albanischen könnte vielleicht Illyrische Ab-
stammung bestätigen. Die Sprache aller Münzen des
ganzen Japygiens ist griechisch; und sie war auch im
Munde der Nation, deren angestammte vielleicht großen-
theils, wie auf Sicilien, vor der höheren gewichen ist.
Die Canusiner redeten, gleich den Bruttiern, griechisch
neben der alten Landessprache 24).


22) Die Schrift peri thaum. akousm. in opp. Arist. p. 722.
ed. Duval.
Zwey Peuketier welche Kleonymus zu vergiften
unternahmen, werden hier mit fataler Entstellung oder durch
ein wunderbares Spiel des Zufalls mit Nahmen benannt
welche wir auch sonst mit einander, aber verehrend, zu nen-
nen gewohnt sind: Gajus und Paulus.
23) Livius XXXIV. c. 45.
24) Horaz, Sat. I. X. v. 30.

Zeit des ſpartaniſchen Kleonymus 22); auch war die Na-
tion nicht ausgeſtorben; aber die Roͤmer haben bald nach-
her alle dieſe Gegenden unterworfen ohne von den Poͤdi-
culern zu triumphiren.

Apulien war nachher unter der Hoheit einiger gro-
ßen Staͤdte getheilt, aus deren Zwieſpalt ſonſt unver-
ſtaͤndliche Erzaͤhlungen der Verhaͤltniſſe angeblich der gan-
zen Nation zu den Roͤmern ſich erklaͤren. Arpi war die
maͤchtigſte; und ihre Souverainitaͤt muß einen bedeuten-
den Umfang gehabt haben, weil die Feldmark von Sipon-
tum Arpaniſches Gemeinland geweſen war welches durch
die Empoͤrung der Stadt im hannibaliſchen Kriege an
Rom verfiel 23). Aber auch Canuſium war groß gewe-
ſen, wie noch in Strabos Zeit ihre Ringmauer, nicht we-
niger als die von Arpi, bezeugte.

Meſſapiſche Inſchriften ſind uͤbrig: Vergleichung
dieſer mit dem Albaniſchen koͤnnte vielleicht Illyriſche Ab-
ſtammung beſtaͤtigen. Die Sprache aller Muͤnzen des
ganzen Japygiens iſt griechiſch; und ſie war auch im
Munde der Nation, deren angeſtammte vielleicht großen-
theils, wie auf Sicilien, vor der hoͤheren gewichen iſt.
Die Canuſiner redeten, gleich den Bruttiern, griechiſch
neben der alten Landesſprache 24).


22) Die Schrift πεϱὶ ϑαυμ. ακȣσμ. in opp. Arist. p. 722.
ed. Duval.
Zwey Peuketier welche Kleonymus zu vergiften
unternahmen, werden hier mit fataler Entſtellung oder durch
ein wunderbares Spiel des Zufalls mit Nahmen benannt
welche wir auch ſonſt mit einander, aber verehrend, zu nen-
nen gewohnt ſind: Gajus und Paulus.
23) Livius XXXIV. c. 45.
24) Horaz, Sat. I. X. v. 30.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0126" n="104"/>
Zeit des &#x017F;partani&#x017F;chen Kleonymus <note place="foot" n="22)">Die Schrift &#x03C0;&#x03B5;&#x03F1;&#x1F76; &#x03D1;&#x03B1;&#x03C5;&#x03BC;. &#x03B1;&#x03BA;&#x0223;&#x03C3;&#x03BC;. <hi rendition="#aq">in opp. Arist. p. 722.<lb/>
ed. Duval.</hi> Zwey Peuketier welche Kleonymus zu vergiften<lb/>
unternahmen, werden hier mit fataler Ent&#x017F;tellung oder durch<lb/>
ein wunderbares Spiel des Zufalls mit Nahmen benannt<lb/>
welche wir auch &#x017F;on&#x017F;t mit einander, aber verehrend, zu nen-<lb/>
nen gewohnt &#x017F;ind: Gajus und Paulus.</note>; auch war die Na-<lb/>
tion nicht ausge&#x017F;torben; aber die Ro&#x0364;mer haben bald nach-<lb/>
her alle die&#x017F;e Gegenden unterworfen ohne von den Po&#x0364;di-<lb/>
culern zu triumphiren.</p><lb/>
          <p>Apulien war nachher unter der Hoheit einiger gro-<lb/>
ßen Sta&#x0364;dte getheilt, aus deren Zwie&#x017F;palt &#x017F;on&#x017F;t unver-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndliche Erza&#x0364;hlungen der Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e angeblich der gan-<lb/>
zen Nation zu den Ro&#x0364;mern &#x017F;ich erkla&#x0364;ren. Arpi war die<lb/>
ma&#x0364;chtig&#x017F;te; und ihre Souverainita&#x0364;t muß einen bedeuten-<lb/>
den Umfang gehabt haben, weil die Feldmark von Sipon-<lb/>
tum Arpani&#x017F;ches Gemeinland gewe&#x017F;en war welches durch<lb/>
die Empo&#x0364;rung der Stadt im hannibali&#x017F;chen Kriege an<lb/>
Rom verfiel <note place="foot" n="23)">Livius <hi rendition="#aq">XXXIV. c.</hi> 45.</note>. Aber auch Canu&#x017F;ium war groß gewe-<lb/>
&#x017F;en, wie noch in Strabos Zeit ihre Ringmauer, nicht we-<lb/>
niger als die von Arpi, bezeugte.</p><lb/>
          <p>Me&#x017F;&#x017F;api&#x017F;che In&#x017F;chriften &#x017F;ind u&#x0364;brig: Vergleichung<lb/>
die&#x017F;er mit dem Albani&#x017F;chen ko&#x0364;nnte vielleicht Illyri&#x017F;che Ab-<lb/>
&#x017F;tammung be&#x017F;ta&#x0364;tigen. Die Sprache aller Mu&#x0364;nzen des<lb/>
ganzen Japygiens i&#x017F;t griechi&#x017F;ch; und &#x017F;ie war auch im<lb/>
Munde der Nation, deren ange&#x017F;tammte vielleicht großen-<lb/>
theils, wie auf Sicilien, vor der ho&#x0364;heren gewichen i&#x017F;t.<lb/>
Die Canu&#x017F;iner redeten, gleich den Bruttiern, griechi&#x017F;ch<lb/>
neben der alten Landes&#x017F;prache <note place="foot" n="24)">Horaz, <hi rendition="#aq">Sat. I. X. v.</hi> 30.</note>.</p>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0126] Zeit des ſpartaniſchen Kleonymus 22); auch war die Na- tion nicht ausgeſtorben; aber die Roͤmer haben bald nach- her alle dieſe Gegenden unterworfen ohne von den Poͤdi- culern zu triumphiren. Apulien war nachher unter der Hoheit einiger gro- ßen Staͤdte getheilt, aus deren Zwieſpalt ſonſt unver- ſtaͤndliche Erzaͤhlungen der Verhaͤltniſſe angeblich der gan- zen Nation zu den Roͤmern ſich erklaͤren. Arpi war die maͤchtigſte; und ihre Souverainitaͤt muß einen bedeuten- den Umfang gehabt haben, weil die Feldmark von Sipon- tum Arpaniſches Gemeinland geweſen war welches durch die Empoͤrung der Stadt im hannibaliſchen Kriege an Rom verfiel 23). Aber auch Canuſium war groß gewe- ſen, wie noch in Strabos Zeit ihre Ringmauer, nicht we- niger als die von Arpi, bezeugte. Meſſapiſche Inſchriften ſind uͤbrig: Vergleichung dieſer mit dem Albaniſchen koͤnnte vielleicht Illyriſche Ab- ſtammung beſtaͤtigen. Die Sprache aller Muͤnzen des ganzen Japygiens iſt griechiſch; und ſie war auch im Munde der Nation, deren angeſtammte vielleicht großen- theils, wie auf Sicilien, vor der hoͤheren gewichen iſt. Die Canuſiner redeten, gleich den Bruttiern, griechiſch neben der alten Landesſprache 24). 22) Die Schrift πεϱὶ ϑαυμ. ακȣσμ. in opp. Arist. p. 722. ed. Duval. Zwey Peuketier welche Kleonymus zu vergiften unternahmen, werden hier mit fataler Entſtellung oder durch ein wunderbares Spiel des Zufalls mit Nahmen benannt welche wir auch ſonſt mit einander, aber verehrend, zu nen- nen gewohnt ſind: Gajus und Paulus. 23) Livius XXXIV. c. 45. 24) Horaz, Sat. I. X. v. 30.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/126
Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/126>, abgerufen am 21.11.2024.