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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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Daß Numa Schüler des Pythagoras nicht seyn
konnte hat Dionystus mit überflüssiger Strenge erwie-
sen: leider war es ihm gleichgültig ob die Erzählung
sich schon in den ältesten Annalen, geschrieben ehe grie-
chische Litteratur herrschend geworden war, fand, oder
erst von späteren aus einer oberflächlichen griechischen
Belesenheit gebildet zu seyn schien. Die Römer müssen
schon in alter Zeit von den Italioten eine dunkle Ver-
ehrung für Pythagoras Weisheit empfangen haben, da
sie ihm zur Erfüllung eines Orakels, als dem weisesten
Griechen, eine Statue errichteten: und jene Sage mag
also auch nicht jünger seyn als die übrige Dichtung
von Numa, wie wir ihren Inhalt kennen.

Numas Verwaltung, als er sich entschlossen seine
Einsamkeit dem Wohl der Römer aufzuopfern, und
Augurien die Wahl genehmigt hatten, erfüllte die Hoff-
nungen und die Bedürfnisse des Volks. Er vereinigte
beyde Nationen zu einem Volk, und entzog sie der
Verwilderung. Ohne Bedürfniß des Reichthums theilte
er die Ländereyen welche Romulus als Königsgüter be-
nutzt hatte unter die Besitzlosen: alle alte Gesetzgeber,
und vor allen Moses, gründeten den Erfolg ihrer An-
ordnungen für Tugend, Rechtlichkeit und gute Sitte
auf die Sicherung erbliches Landeigenthums oder we-
nigstens Landbesitzes für die möglich größte Zahl der
Bürger. Von dieser ersten Vorsorge wandte sich Numa
zur Gesetzgebung der Religion. Er ward als der Ur-
heber des römischen Cäremonialgesetzes verehrt. Be-
lehrt von der Camena Egeria, die ihm in sichtbarer

Daß Numa Schuͤler des Pythagoras nicht ſeyn
konnte hat Dionyſtus mit uͤberfluͤſſiger Strenge erwie-
ſen: leider war es ihm gleichguͤltig ob die Erzaͤhlung
ſich ſchon in den aͤlteſten Annalen, geſchrieben ehe grie-
chiſche Litteratur herrſchend geworden war, fand, oder
erſt von ſpaͤteren aus einer oberflaͤchlichen griechiſchen
Beleſenheit gebildet zu ſeyn ſchien. Die Roͤmer muͤſſen
ſchon in alter Zeit von den Italioten eine dunkle Ver-
ehrung fuͤr Pythagoras Weisheit empfangen haben, da
ſie ihm zur Erfuͤllung eines Orakels, als dem weiſeſten
Griechen, eine Statue errichteten: und jene Sage mag
alſo auch nicht juͤnger ſeyn als die uͤbrige Dichtung
von Numa, wie wir ihren Inhalt kennen.

Numas Verwaltung, als er ſich entſchloſſen ſeine
Einſamkeit dem Wohl der Roͤmer aufzuopfern, und
Augurien die Wahl genehmigt hatten, erfuͤllte die Hoff-
nungen und die Beduͤrfniſſe des Volks. Er vereinigte
beyde Nationen zu einem Volk, und entzog ſie der
Verwilderung. Ohne Beduͤrfniß des Reichthums theilte
er die Laͤndereyen welche Romulus als Koͤnigsguͤter be-
nutzt hatte unter die Beſitzloſen: alle alte Geſetzgeber,
und vor allen Moſes, gruͤndeten den Erfolg ihrer An-
ordnungen fuͤr Tugend, Rechtlichkeit und gute Sitte
auf die Sicherung erbliches Landeigenthums oder we-
nigſtens Landbeſitzes fuͤr die moͤglich groͤßte Zahl der
Buͤrger. Von dieſer erſten Vorſorge wandte ſich Numa
zur Geſetzgebung der Religion. Er ward als der Ur-
heber des roͤmiſchen Caͤremonialgeſetzes verehrt. Be-
lehrt von der Camena Egeria, die ihm in ſichtbarer

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[166/0188] Daß Numa Schuͤler des Pythagoras nicht ſeyn konnte hat Dionyſtus mit uͤberfluͤſſiger Strenge erwie- ſen: leider war es ihm gleichguͤltig ob die Erzaͤhlung ſich ſchon in den aͤlteſten Annalen, geſchrieben ehe grie- chiſche Litteratur herrſchend geworden war, fand, oder erſt von ſpaͤteren aus einer oberflaͤchlichen griechiſchen Beleſenheit gebildet zu ſeyn ſchien. Die Roͤmer muͤſſen ſchon in alter Zeit von den Italioten eine dunkle Ver- ehrung fuͤr Pythagoras Weisheit empfangen haben, da ſie ihm zur Erfuͤllung eines Orakels, als dem weiſeſten Griechen, eine Statue errichteten: und jene Sage mag alſo auch nicht juͤnger ſeyn als die uͤbrige Dichtung von Numa, wie wir ihren Inhalt kennen. Numas Verwaltung, als er ſich entſchloſſen ſeine Einſamkeit dem Wohl der Roͤmer aufzuopfern, und Augurien die Wahl genehmigt hatten, erfuͤllte die Hoff- nungen und die Beduͤrfniſſe des Volks. Er vereinigte beyde Nationen zu einem Volk, und entzog ſie der Verwilderung. Ohne Beduͤrfniß des Reichthums theilte er die Laͤndereyen welche Romulus als Koͤnigsguͤter be- nutzt hatte unter die Beſitzloſen: alle alte Geſetzgeber, und vor allen Moſes, gruͤndeten den Erfolg ihrer An- ordnungen fuͤr Tugend, Rechtlichkeit und gute Sitte auf die Sicherung erbliches Landeigenthums oder we- nigſtens Landbeſitzes fuͤr die moͤglich groͤßte Zahl der Buͤrger. Von dieſer erſten Vorſorge wandte ſich Numa zur Geſetzgebung der Religion. Er ward als der Ur- heber des roͤmiſchen Caͤremonialgeſetzes verehrt. Be- lehrt von der Camena Egeria, die ihm in ſichtbarer

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/188>, abgerufen am 21.11.2024.