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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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Die Catonische Aera bringt den festen Punkt der älte-
ren Geschichte, die Einnahme Roms, auf seine wahre Zeit
nach der griechischen Zeitrechnung, nämlich Ol. 98, 1.
Dieses Jahr ist hier das 365ste der Stadt. Varro be-
stimmt die Eroberung auf das Jahr 364, und nach ihm
also fällt sie Ol. 97, 2. In den Fasten nach der Varroni-
schen Zeitrechnung finden sich diese überzähligen drey
Jahre durch Dictaturen ausgefüllt: obgleich diese, als
eine übertragene Macht, nie über das Jahr der übertra-
genden Magistratur hinausgehen konnten45).

Die beyden Römer welche zuerst, um die Zeit des
zweyten Punischen Kriegs, ihre vaterländische Geschichte in
griechischer Sprache schrieben, Q. Fabius Pictor und
L. Cincius Alimentus, verglichen schon Roms Aera mit
der Zeitrechnung der Olympiaden. Ich habe oben die An-
sichten entwickelt welche Fabius Chronologie, die Ol. 8. I.
annimmt, zum Grunde liegen: dunkler ist es warum
L. Cincius das vierte Jahr der zwölften annahm46). Die
Frage ist um so interessanter, weil Cincius ein wahrhaft

45) Daher ist die Varronische Zeitrechnung wohl, nächst den
Fasten Diodors, die schlechteste: und ich würde sie nicht ge-
brauchen, wenn ich sie hinreichend geprüft hätte ehe die
Ausarbeitung dieses Werks schon weit vorgerückt war. So
war die Veränderung vieler Zahlen theils nicht mehr mög-
lich, theils konnten einzelne übersehen werden: und dann
erst entstand ein wahrer Nachtheil. Auch ist es schwer sich
des Gebrauchs einer Zeitrechnung zu entwöhnen, mit der
man, weil sie in vortrefflichen Werken herrscht, vorzüglich
vertraut geworden ist.
46) Dionysius a. a. O.

Die Catoniſche Aera bringt den feſten Punkt der aͤlte-
ren Geſchichte, die Einnahme Roms, auf ſeine wahre Zeit
nach der griechiſchen Zeitrechnung, naͤmlich Ol. 98, 1.
Dieſes Jahr iſt hier das 365ſte der Stadt. Varro be-
ſtimmt die Eroberung auf das Jahr 364, und nach ihm
alſo faͤllt ſie Ol. 97, 2. In den Faſten nach der Varroni-
ſchen Zeitrechnung finden ſich dieſe uͤberzaͤhligen drey
Jahre durch Dictaturen ausgefuͤllt: obgleich dieſe, als
eine uͤbertragene Macht, nie uͤber das Jahr der uͤbertra-
genden Magiſtratur hinausgehen konnten45).

Die beyden Roͤmer welche zuerſt, um die Zeit des
zweyten Puniſchen Kriegs, ihre vaterlaͤndiſche Geſchichte in
griechiſcher Sprache ſchrieben, Q. Fabius Pictor und
L. Cincius Alimentus, verglichen ſchon Roms Aera mit
der Zeitrechnung der Olympiaden. Ich habe oben die An-
ſichten entwickelt welche Fabius Chronologie, die Ol. 8. I.
annimmt, zum Grunde liegen: dunkler iſt es warum
L. Cincius das vierte Jahr der zwoͤlften annahm46). Die
Frage iſt um ſo intereſſanter, weil Cincius ein wahrhaft

45) Daher iſt die Varroniſche Zeitrechnung wohl, naͤchſt den
Faſten Diodors, die ſchlechteſte: und ich wuͤrde ſie nicht ge-
brauchen, wenn ich ſie hinreichend gepruͤft haͤtte ehe die
Ausarbeitung dieſes Werks ſchon weit vorgeruͤckt war. So
war die Veraͤnderung vieler Zahlen theils nicht mehr moͤg-
lich, theils konnten einzelne uͤberſehen werden: und dann
erſt entſtand ein wahrer Nachtheil. Auch iſt es ſchwer ſich
des Gebrauchs einer Zeitrechnung zu entwoͤhnen, mit der
man, weil ſie in vortrefflichen Werken herrſcht, vorzuͤglich
vertraut geworden iſt.
46) Dionyſius a. a. O.
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[190/0212] Die Catoniſche Aera bringt den feſten Punkt der aͤlte- ren Geſchichte, die Einnahme Roms, auf ſeine wahre Zeit nach der griechiſchen Zeitrechnung, naͤmlich Ol. 98, 1. Dieſes Jahr iſt hier das 365ſte der Stadt. Varro be- ſtimmt die Eroberung auf das Jahr 364, und nach ihm alſo faͤllt ſie Ol. 97, 2. In den Faſten nach der Varroni- ſchen Zeitrechnung finden ſich dieſe uͤberzaͤhligen drey Jahre durch Dictaturen ausgefuͤllt: obgleich dieſe, als eine uͤbertragene Macht, nie uͤber das Jahr der uͤbertra- genden Magiſtratur hinausgehen konnten 45). Die beyden Roͤmer welche zuerſt, um die Zeit des zweyten Puniſchen Kriegs, ihre vaterlaͤndiſche Geſchichte in griechiſcher Sprache ſchrieben, Q. Fabius Pictor und L. Cincius Alimentus, verglichen ſchon Roms Aera mit der Zeitrechnung der Olympiaden. Ich habe oben die An- ſichten entwickelt welche Fabius Chronologie, die Ol. 8. I. annimmt, zum Grunde liegen: dunkler iſt es warum L. Cincius das vierte Jahr der zwoͤlften annahm 46). Die Frage iſt um ſo intereſſanter, weil Cincius ein wahrhaft 45) Daher iſt die Varroniſche Zeitrechnung wohl, naͤchſt den Faſten Diodors, die ſchlechteſte: und ich wuͤrde ſie nicht ge- brauchen, wenn ich ſie hinreichend gepruͤft haͤtte ehe die Ausarbeitung dieſes Werks ſchon weit vorgeruͤckt war. So war die Veraͤnderung vieler Zahlen theils nicht mehr moͤg- lich, theils konnten einzelne uͤberſehen werden: und dann erſt entſtand ein wahrer Nachtheil. Auch iſt es ſchwer ſich des Gebrauchs einer Zeitrechnung zu entwoͤhnen, mit der man, weil ſie in vortrefflichen Werken herrſcht, vorzuͤglich vertraut geworden iſt. 46) Dionyſius a. a. O.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/212>, abgerufen am 21.11.2024.