und kostbare Werke forderten, wenn auch durch fröhnende Hände aufgeführt, fand er in der Beute seiner glücklichen Kriege gegen die Sabiner und Latiner, und in der dauern- den Einnahme von den ihnen entrissenen Feldmarken. Die Sabiner waren mit einem großen Heer über den Anio gegangen: Tarquinius zerstörte ihre Brücken durch bren- nende Flösse, und wenige entkamen. Ein zweyter Sieg zwang sie um Frieden zu bitten, und die Frucht des Kriegs war der Besitz von Collatia. Den Krieg gegen die Latiner erneuerte er, oder setzte ihn mit größerer Kraft und größe- rem Erfolg fort. Er eroberte viele von ihren Städten 72), die alle zwischen dem Tiber, dem Anio und dem Sabiner- lande lagen. Es ist unbegreiflich wie, so lange diese Städte im Besitz der Unabhängigkeit Rom von den Sabi- nern trennten, Krieg zwischen beyden Völkern entstehen, oder wie sie sich im Kriege erreichen konnten wenn diese nördlichen Latiner neutral blieben. Mit den übrigen Städten schloß Tarquinius darauf Frieden und Vertrag. Seitdem ist nie mehr die Rede von Latinern nördlich vom Anio, außer den Tiburtern und Nomentum; also blieb wohl die ganze eroberte Landschaft Roms Eigenthum, und dies war die erste bedeutende Erweiterung der Domainen.
Außer diesen Kriegen erzählt Dionysius ausführlich, wie der König das ganze Etrurien südlich vom Apenninus durch einen vieljährigen, von den Vejentern begonnenen
72) Unter diesen wird Ameriola genannt, ein Nahme der an das uralte umbrische Ameria erinnert, und an die Vermu- thung wie tief einst die Umbrer an der Tiber hinab ge- wohnt haben mögen.
und koſtbare Werke forderten, wenn auch durch froͤhnende Haͤnde aufgefuͤhrt, fand er in der Beute ſeiner gluͤcklichen Kriege gegen die Sabiner und Latiner, und in der dauern- den Einnahme von den ihnen entriſſenen Feldmarken. Die Sabiner waren mit einem großen Heer uͤber den Anio gegangen: Tarquinius zerſtoͤrte ihre Bruͤcken durch bren- nende Floͤſſe, und wenige entkamen. Ein zweyter Sieg zwang ſie um Frieden zu bitten, und die Frucht des Kriegs war der Beſitz von Collatia. Den Krieg gegen die Latiner erneuerte er, oder ſetzte ihn mit groͤßerer Kraft und groͤße- rem Erfolg fort. Er eroberte viele von ihren Staͤdten 72), die alle zwiſchen dem Tiber, dem Anio und dem Sabiner- lande lagen. Es iſt unbegreiflich wie, ſo lange dieſe Staͤdte im Beſitz der Unabhaͤngigkeit Rom von den Sabi- nern trennten, Krieg zwiſchen beyden Voͤlkern entſtehen, oder wie ſie ſich im Kriege erreichen konnten wenn dieſe noͤrdlichen Latiner neutral blieben. Mit den uͤbrigen Staͤdten ſchloß Tarquinius darauf Frieden und Vertrag. Seitdem iſt nie mehr die Rede von Latinern noͤrdlich vom Anio, außer den Tiburtern und Nomentum; alſo blieb wohl die ganze eroberte Landſchaft Roms Eigenthum, und dies war die erſte bedeutende Erweiterung der Domainen.
Außer dieſen Kriegen erzaͤhlt Dionyſius ausfuͤhrlich, wie der Koͤnig das ganze Etrurien ſuͤdlich vom Apenninus durch einen vieljaͤhrigen, von den Vejentern begonnenen
72) Unter dieſen wird Ameriola genannt, ein Nahme der an das uralte umbriſche Ameria erinnert, und an die Vermu- thung wie tief einſt die Umbrer an der Tiber hinab ge- wohnt haben moͤgen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0239"n="217"/>
und koſtbare Werke forderten, wenn auch durch froͤhnende<lb/>
Haͤnde aufgefuͤhrt, fand er in der Beute ſeiner gluͤcklichen<lb/>
Kriege gegen die Sabiner und Latiner, und in der dauern-<lb/>
den Einnahme von den ihnen entriſſenen Feldmarken.<lb/>
Die Sabiner waren mit einem großen Heer uͤber den Anio<lb/>
gegangen: Tarquinius zerſtoͤrte ihre Bruͤcken durch bren-<lb/>
nende Floͤſſe, und wenige entkamen. Ein zweyter Sieg<lb/>
zwang ſie um Frieden zu bitten, und die Frucht des Kriegs<lb/>
war der Beſitz von Collatia. Den Krieg gegen die Latiner<lb/>
erneuerte er, oder ſetzte ihn mit groͤßerer Kraft und groͤße-<lb/>
rem Erfolg fort. Er eroberte viele von ihren Staͤdten <noteplace="foot"n="72)">Unter dieſen wird Ameriola genannt, ein Nahme der an<lb/>
das uralte umbriſche Ameria erinnert, und an die Vermu-<lb/>
thung wie tief einſt die Umbrer an der Tiber hinab ge-<lb/>
wohnt haben moͤgen.</note>,<lb/>
die alle zwiſchen dem Tiber, dem Anio und dem Sabiner-<lb/>
lande lagen. Es iſt unbegreiflich wie, ſo lange dieſe<lb/>
Staͤdte im Beſitz der Unabhaͤngigkeit Rom von den Sabi-<lb/>
nern trennten, Krieg zwiſchen beyden Voͤlkern entſtehen,<lb/>
oder wie ſie ſich im Kriege erreichen konnten wenn dieſe<lb/>
noͤrdlichen Latiner neutral blieben. Mit den uͤbrigen<lb/>
Staͤdten ſchloß Tarquinius darauf Frieden und Vertrag.<lb/>
Seitdem iſt nie mehr die Rede von Latinern noͤrdlich vom<lb/>
Anio, außer den Tiburtern und Nomentum; alſo blieb<lb/>
wohl die ganze eroberte Landſchaft Roms Eigenthum, und<lb/>
dies war die erſte bedeutende Erweiterung der Domainen.</p><lb/><p>Außer dieſen Kriegen erzaͤhlt Dionyſius ausfuͤhrlich,<lb/>
wie der Koͤnig das ganze Etrurien ſuͤdlich vom Apenninus<lb/>
durch einen vieljaͤhrigen, von den Vejentern begonnenen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[217/0239]
und koſtbare Werke forderten, wenn auch durch froͤhnende
Haͤnde aufgefuͤhrt, fand er in der Beute ſeiner gluͤcklichen
Kriege gegen die Sabiner und Latiner, und in der dauern-
den Einnahme von den ihnen entriſſenen Feldmarken.
Die Sabiner waren mit einem großen Heer uͤber den Anio
gegangen: Tarquinius zerſtoͤrte ihre Bruͤcken durch bren-
nende Floͤſſe, und wenige entkamen. Ein zweyter Sieg
zwang ſie um Frieden zu bitten, und die Frucht des Kriegs
war der Beſitz von Collatia. Den Krieg gegen die Latiner
erneuerte er, oder ſetzte ihn mit groͤßerer Kraft und groͤße-
rem Erfolg fort. Er eroberte viele von ihren Staͤdten 72),
die alle zwiſchen dem Tiber, dem Anio und dem Sabiner-
lande lagen. Es iſt unbegreiflich wie, ſo lange dieſe
Staͤdte im Beſitz der Unabhaͤngigkeit Rom von den Sabi-
nern trennten, Krieg zwiſchen beyden Voͤlkern entſtehen,
oder wie ſie ſich im Kriege erreichen konnten wenn dieſe
noͤrdlichen Latiner neutral blieben. Mit den uͤbrigen
Staͤdten ſchloß Tarquinius darauf Frieden und Vertrag.
Seitdem iſt nie mehr die Rede von Latinern noͤrdlich vom
Anio, außer den Tiburtern und Nomentum; alſo blieb
wohl die ganze eroberte Landſchaft Roms Eigenthum, und
dies war die erſte bedeutende Erweiterung der Domainen.
Außer dieſen Kriegen erzaͤhlt Dionyſius ausfuͤhrlich,
wie der Koͤnig das ganze Etrurien ſuͤdlich vom Apenninus
durch einen vieljaͤhrigen, von den Vejentern begonnenen
72) Unter dieſen wird Ameriola genannt, ein Nahme der an
das uralte umbriſche Ameria erinnert, und an die Vermu-
thung wie tief einſt die Umbrer an der Tiber hinab ge-
wohnt haben moͤgen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/239>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.