schen Völker, aber der Wettkampf war die Sache Gedun- gener oder Leibeigner; der Freye welcher sie übte, anstatt durch Statuen und Lieder verherrlicht der Stolz der Sei- nigen zu seyn, ward ehrlos und rechtlos. Der Wett- kämpfer und der Schauspieler waren nicht höher geachtet als der Gladiator. An allen Schauspielen hingen die Rö- mer vielleicht mit eben so heftiger Lust als die Griechen: aber diese ehrten den Gegenstand ihrer Leidenschaft, und mit diesem Gefühl hätten jene sich nie zu der wilden Wuth verirren können womit die Factionen der Wettfuhren schon früh für ihre verächtlichen Lieblinge raseten. Tarquinius ließ die Rennbahn des Circus ebnen, und wieß um sie her den Senatoren, den Rittern und jeder Curie Plätze an, wo sie sich bewegliche hölzerne Schaugerüste aufrichte- ten 73). Die Spiele welche er angestellt hatte dauerten jährlich fort unter dem Nahmen der Römischen oder Großen.
Roms älteste Verfassung, und wie Tar- quinius der Alte sie änderte.
Die Absonderung, nicht nur der Senatoren sondern auch der Ritter, vom Volk bey den Schauspielen des Cir- cus, befremdet wenn man annimmt die Ritter hätten wirklich erst seit den Gracchischen Zeiten einen eigenthümli- chen Stand gebildet, und die ausgezeichneten Sitze welche ihnen im Theater angewiesen wurden, wären ein Triumph des Geldstolzes gewesen der die Stelle des alten Adelstol- zes einnahm. Das letzte war allerdings eine Neuerung,
73) Livius I. c. 35. Dionysius III. c. 68.
ſchen Voͤlker, aber der Wettkampf war die Sache Gedun- gener oder Leibeigner; der Freye welcher ſie uͤbte, anſtatt durch Statuen und Lieder verherrlicht der Stolz der Sei- nigen zu ſeyn, ward ehrlos und rechtlos. Der Wett- kaͤmpfer und der Schauſpieler waren nicht hoͤher geachtet als der Gladiator. An allen Schauſpielen hingen die Roͤ- mer vielleicht mit eben ſo heftiger Luſt als die Griechen: aber dieſe ehrten den Gegenſtand ihrer Leidenſchaft, und mit dieſem Gefuͤhl haͤtten jene ſich nie zu der wilden Wuth verirren koͤnnen womit die Factionen der Wettfuhren ſchon fruͤh fuͤr ihre veraͤchtlichen Lieblinge raſeten. Tarquinius ließ die Rennbahn des Circus ebnen, und wieß um ſie her den Senatoren, den Rittern und jeder Curie Plaͤtze an, wo ſie ſich bewegliche hoͤlzerne Schaugeruͤſte aufrichte- ten 73). Die Spiele welche er angeſtellt hatte dauerten jaͤhrlich fort unter dem Nahmen der Roͤmiſchen oder Großen.
Roms aͤlteſte Verfaſſung, und wie Tar- quinius der Alte ſie aͤnderte.
Die Abſonderung, nicht nur der Senatoren ſondern auch der Ritter, vom Volk bey den Schauſpielen des Cir- cus, befremdet wenn man annimmt die Ritter haͤtten wirklich erſt ſeit den Gracchiſchen Zeiten einen eigenthuͤmli- chen Stand gebildet, und die ausgezeichneten Sitze welche ihnen im Theater angewieſen wurden, waͤren ein Triumph des Geldſtolzes geweſen der die Stelle des alten Adelſtol- zes einnahm. Das letzte war allerdings eine Neuerung,
73) Livius I. c. 35. Dionyſius III. c. 68.
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ſchen Voͤlker, aber der Wettkampf war die Sache Gedun-
gener oder Leibeigner; der Freye welcher ſie uͤbte, anſtatt
durch Statuen und Lieder verherrlicht der Stolz der Sei-
nigen zu ſeyn, ward ehrlos und rechtlos. Der Wett-
kaͤmpfer und der Schauſpieler waren nicht hoͤher geachtet
als der Gladiator. An allen Schauſpielen hingen die Roͤ-
mer vielleicht mit eben ſo heftiger Luſt als die Griechen:
aber dieſe ehrten den Gegenſtand ihrer Leidenſchaft, und
mit dieſem Gefuͤhl haͤtten jene ſich nie zu der wilden Wuth
verirren koͤnnen womit die Factionen der Wettfuhren ſchon
fruͤh fuͤr ihre veraͤchtlichen Lieblinge raſeten. Tarquinius
ließ die Rennbahn des Circus ebnen, und wieß um ſie her
den Senatoren, den Rittern und jeder Curie Plaͤtze an,
wo ſie ſich bewegliche hoͤlzerne Schaugeruͤſte aufrichte-
ten 73). Die Spiele welche er angeſtellt hatte dauerten
jaͤhrlich fort unter dem Nahmen der Roͤmiſchen oder
Großen.
Roms aͤlteſte Verfaſſung, und wie Tar-
quinius der Alte ſie aͤnderte.
Die Abſonderung, nicht nur der Senatoren ſondern
auch der Ritter, vom Volk bey den Schauſpielen des Cir-
cus, befremdet wenn man annimmt die Ritter haͤtten
wirklich erſt ſeit den Gracchiſchen Zeiten einen eigenthuͤmli-
chen Stand gebildet, und die ausgezeichneten Sitze welche
ihnen im Theater angewieſen wurden, waͤren ein Triumph
des Geldſtolzes geweſen der die Stelle des alten Adelſtol-
zes einnahm. Das letzte war allerdings eine Neuerung,
73) Livius I. c. 35. Dionyſius III. c. 68.
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/241>, abgerufen am 24.11.2024.
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