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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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cilia: eine wohlthätige Zaubrerin 11) und fleißige Haus-
frau und Weberin 12), deren Andenken von den Römi-
schen Bräuten verehrt ward, wie die Zeit der Spinnerin
Königin Bertha in gesegnetem Andenken geblieben ist.
Tarquinius der Alte wird, in seinen Werken und Thaten,
sehr häufig mit dem letzten Könige verwechselt, und es ist
schwer zu unterscheiden, welchem von beyden die älteste
Sage zugeschrieben haben mag was die Späteren von je-
dem erzählen. Die Römer, alle Annalisten außer einem,
und Cicero wie Livius, nennen den letzten König seinen
Sohn: L. Piso allein seinen Enkel 13). Dieser aber ist
zuverläßig keinen andern Nachrichten, sondern nur einer
auf den Wahn, er behandle historische Zeiten, gegründe-
ten Berechnung gefolgt. Nach dieser könnten allerdings
der zweyte Tarquinius und dessen Bruder Aruns kaum
seine Enkel gewesen seyn, da das Todesjahr des ersten
85 Jahre nach dem fällt, in welchem der mehr als acht-
zigjährige Greis starb.

Aber die Annäherung an einen Schein von Geschichte
zerstört den Zusammenhang des Gedichts, in welchem
Collatinus und L. Brutus, beyde von gleichem Alter mit
den Söhnen des letzten Königs, jener Enkel eines Bru-
ders des alten Tarquinius, dieser sein Tochtersohn, Neffe

11) Sie trug einen Zaubergürtel, und daher nahmen die
welche in großer Gefahr waren Feilspäne von dem Gürtel
ihrer Bildsäule im Tempel des Sancus. Festus s. v.
Praedia.
12) Probus de nominibus p. 1400. in Gothofredi Aucto-
res L. L.
13) Dionysius IV. c. 7.

cilia: eine wohlthaͤtige Zaubrerin 11) und fleißige Haus-
frau und Weberin 12), deren Andenken von den Roͤmi-
ſchen Braͤuten verehrt ward, wie die Zeit der Spinnerin
Koͤnigin Bertha in geſegnetem Andenken geblieben iſt.
Tarquinius der Alte wird, in ſeinen Werken und Thaten,
ſehr haͤufig mit dem letzten Koͤnige verwechſelt, und es iſt
ſchwer zu unterſcheiden, welchem von beyden die aͤlteſte
Sage zugeſchrieben haben mag was die Spaͤteren von je-
dem erzaͤhlen. Die Roͤmer, alle Annaliſten außer einem,
und Cicero wie Livius, nennen den letzten Koͤnig ſeinen
Sohn: L. Piſo allein ſeinen Enkel 13). Dieſer aber iſt
zuverlaͤßig keinen andern Nachrichten, ſondern nur einer
auf den Wahn, er behandle hiſtoriſche Zeiten, gegruͤnde-
ten Berechnung gefolgt. Nach dieſer koͤnnten allerdings
der zweyte Tarquinius und deſſen Bruder Aruns kaum
ſeine Enkel geweſen ſeyn, da das Todesjahr des erſten
85 Jahre nach dem faͤllt, in welchem der mehr als acht-
zigjaͤhrige Greis ſtarb.

Aber die Annaͤherung an einen Schein von Geſchichte
zerſtoͤrt den Zuſammenhang des Gedichts, in welchem
Collatinus und L. Brutus, beyde von gleichem Alter mit
den Soͤhnen des letzten Koͤnigs, jener Enkel eines Bru-
ders des alten Tarquinius, dieſer ſein Tochterſohn, Neffe

11) Sie trug einen Zauberguͤrtel, und daher nahmen die
welche in großer Gefahr waren Feilſpaͤne von dem Guͤrtel
ihrer Bildſaͤule im Tempel des Sancus. Feſtus s. v.
Prædia.
12) Probus de nominibus p. 1400. in Gothofredi Aucto-
res L. L.
13) Dionyſius IV. c. 7.
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[242/0264] cilia: eine wohlthaͤtige Zaubrerin 11) und fleißige Haus- frau und Weberin 12), deren Andenken von den Roͤmi- ſchen Braͤuten verehrt ward, wie die Zeit der Spinnerin Koͤnigin Bertha in geſegnetem Andenken geblieben iſt. Tarquinius der Alte wird, in ſeinen Werken und Thaten, ſehr haͤufig mit dem letzten Koͤnige verwechſelt, und es iſt ſchwer zu unterſcheiden, welchem von beyden die aͤlteſte Sage zugeſchrieben haben mag was die Spaͤteren von je- dem erzaͤhlen. Die Roͤmer, alle Annaliſten außer einem, und Cicero wie Livius, nennen den letzten Koͤnig ſeinen Sohn: L. Piſo allein ſeinen Enkel 13). Dieſer aber iſt zuverlaͤßig keinen andern Nachrichten, ſondern nur einer auf den Wahn, er behandle hiſtoriſche Zeiten, gegruͤnde- ten Berechnung gefolgt. Nach dieſer koͤnnten allerdings der zweyte Tarquinius und deſſen Bruder Aruns kaum ſeine Enkel geweſen ſeyn, da das Todesjahr des erſten 85 Jahre nach dem faͤllt, in welchem der mehr als acht- zigjaͤhrige Greis ſtarb. Aber die Annaͤherung an einen Schein von Geſchichte zerſtoͤrt den Zuſammenhang des Gedichts, in welchem Collatinus und L. Brutus, beyde von gleichem Alter mit den Soͤhnen des letzten Koͤnigs, jener Enkel eines Bru- ders des alten Tarquinius, dieſer ſein Tochterſohn, Neffe 11) Sie trug einen Zauberguͤrtel, und daher nahmen die welche in großer Gefahr waren Feilſpaͤne von dem Guͤrtel ihrer Bildſaͤule im Tempel des Sancus. Feſtus s. v. Prædia. 12) Probus de nominibus p. 1400. in Gothofredi Aucto- res L. L. 13) Dionyſius IV. c. 7.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/264>, abgerufen am 22.11.2024.