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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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ten Bezirk ursprünglich eine Tribus gründete, wie es das
Wesen und der Grundsatz der Versammlungen war daß
nach Regionen gestimmt ward, eine Tribus eingehen
mußte, wenn der Staat genöthigt war ihre Region abzu-
treten; wodurch ihre Bewohner auch alles Grundeigen-
thum verlohren. Daß Rom in dem Frieden mit Porsena
das ganze Gebiet am etruskischen Ufer der Tiber abtreten
mußte wird von den römischen Geschichtschreibern selbst
bekannt: ich werde zeigen wie höchst verdächtig die Mel-
dung ist daß dieses Gebiet aus einer unbegreiflichen Groß-
muth zurückgegeben seyn sollte: wie sehr wahrscheinlich
daß noch viel später Rom seinen Verlust nicht wiederge-
wonnen hatte. Nun ist es aber in der römischen Geschichte
sehr häufig daß ein unglücklicher Friede dem besiegten Volk
den dritten Theil, wie sonst auch die Hälfte oder
zwey Drittheile des Gebiets nimmt: und dieß scheint mit
großer Wahrscheinlichkeit zu erklären wie grade ein Drit-
theil der ursprünglichen Tribus verschwindet.

Was Dionysius von den alten Tribus der Geschlechter
meldet, jede habe einen Hauptmann gehabt, welcher Tri-
bun genannt sey 27), ist auch von den Tribus der Land-
schaften höchst wahrscheinlich. Und es scheint mir weit
glaublicher daß aus diesen als daß aus den Hauptleuten
des Heers die Volkstribunen entstanden sind. Eine neue
Institution waren diese wohl nicht: dergleichen schufen die
Römer nur im Zwang der Noth: es scheint durch die Aus-
wandrung auf den heiligen Berg eine kleine Zahl dieser
Tribunen ihre Gemeinde zu vertreten auserlesen zu seyn,

27) II. c. 7.
Erster Theil. R

ten Bezirk urſpruͤnglich eine Tribus gruͤndete, wie es das
Weſen und der Grundſatz der Verſammlungen war daß
nach Regionen geſtimmt ward, eine Tribus eingehen
mußte, wenn der Staat genoͤthigt war ihre Region abzu-
treten; wodurch ihre Bewohner auch alles Grundeigen-
thum verlohren. Daß Rom in dem Frieden mit Porſena
das ganze Gebiet am etruskiſchen Ufer der Tiber abtreten
mußte wird von den roͤmiſchen Geſchichtſchreibern ſelbſt
bekannt: ich werde zeigen wie hoͤchſt verdaͤchtig die Mel-
dung iſt daß dieſes Gebiet aus einer unbegreiflichen Groß-
muth zuruͤckgegeben ſeyn ſollte: wie ſehr wahrſcheinlich
daß noch viel ſpaͤter Rom ſeinen Verluſt nicht wiederge-
wonnen hatte. Nun iſt es aber in der roͤmiſchen Geſchichte
ſehr haͤufig daß ein ungluͤcklicher Friede dem beſiegten Volk
den dritten Theil, wie ſonſt auch die Haͤlfte oder
zwey Drittheile des Gebiets nimmt: und dieß ſcheint mit
großer Wahrſcheinlichkeit zu erklaͤren wie grade ein Drit-
theil der urſpruͤnglichen Tribus verſchwindet.

Was Dionyſius von den alten Tribus der Geſchlechter
meldet, jede habe einen Hauptmann gehabt, welcher Tri-
bun genannt ſey 27), iſt auch von den Tribus der Land-
ſchaften hoͤchſt wahrſcheinlich. Und es ſcheint mir weit
glaublicher daß aus dieſen als daß aus den Hauptleuten
des Heers die Volkstribunen entſtanden ſind. Eine neue
Inſtitution waren dieſe wohl nicht: dergleichen ſchufen die
Roͤmer nur im Zwang der Noth: es ſcheint durch die Aus-
wandrung auf den heiligen Berg eine kleine Zahl dieſer
Tribunen ihre Gemeinde zu vertreten auserleſen zu ſeyn,

27) II. c. 7.
Erſter Theil. R
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[257/0279] ten Bezirk urſpruͤnglich eine Tribus gruͤndete, wie es das Weſen und der Grundſatz der Verſammlungen war daß nach Regionen geſtimmt ward, eine Tribus eingehen mußte, wenn der Staat genoͤthigt war ihre Region abzu- treten; wodurch ihre Bewohner auch alles Grundeigen- thum verlohren. Daß Rom in dem Frieden mit Porſena das ganze Gebiet am etruskiſchen Ufer der Tiber abtreten mußte wird von den roͤmiſchen Geſchichtſchreibern ſelbſt bekannt: ich werde zeigen wie hoͤchſt verdaͤchtig die Mel- dung iſt daß dieſes Gebiet aus einer unbegreiflichen Groß- muth zuruͤckgegeben ſeyn ſollte: wie ſehr wahrſcheinlich daß noch viel ſpaͤter Rom ſeinen Verluſt nicht wiederge- wonnen hatte. Nun iſt es aber in der roͤmiſchen Geſchichte ſehr haͤufig daß ein ungluͤcklicher Friede dem beſiegten Volk den dritten Theil, wie ſonſt auch die Haͤlfte oder zwey Drittheile des Gebiets nimmt: und dieß ſcheint mit großer Wahrſcheinlichkeit zu erklaͤren wie grade ein Drit- theil der urſpruͤnglichen Tribus verſchwindet. Was Dionyſius von den alten Tribus der Geſchlechter meldet, jede habe einen Hauptmann gehabt, welcher Tri- bun genannt ſey 27), iſt auch von den Tribus der Land- ſchaften hoͤchſt wahrſcheinlich. Und es ſcheint mir weit glaublicher daß aus dieſen als daß aus den Hauptleuten des Heers die Volkstribunen entſtanden ſind. Eine neue Inſtitution waren dieſe wohl nicht: dergleichen ſchufen die Roͤmer nur im Zwang der Noth: es ſcheint durch die Aus- wandrung auf den heiligen Berg eine kleine Zahl dieſer Tribunen ihre Gemeinde zu vertreten auserleſen zu ſeyn, 27) II. c. 7. Erſter Theil. R

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/279>, abgerufen am 25.11.2024.