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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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Es scheint nur ein Mißverständniß zu seyn, wenn Li-
vius, weil diese achtzehn Rittercenturien zählte, der Mei-
nung war, Servius habe zwölf neue Centurien gebildet,
neben den sechs früheren. Schon unter Tarquinius und
durch seine Gesetzgebung waren nach Livius eigner Er-
zählung, achtzehnhundert Ritter, in sechs Ordnungen,
welche gewiß nicht Centurien genannt wurden: und so
scheint Servius nur diese Stämme, um sie der neuen
Verfassung einzuverleiben, in achtzehn Hunderte oder
wirkliche Centurien getheilt zu haben. Ursprünglich war
dieses das angemessene Wort, welches nachher ganz un-
eigentlich ward als die Zahl der Ritter jene anfängliche
weit überstieg.

Wer das Prinzip des späteren Ritterstands auf die
ältesten Zeiten überträgt, wer ihn vom Anfang her für
den Inbegriff des ersten Reichthums der Nation ansieht,
der muß, seine Ansicht von der Fortdauer der Verfassung
des Servius Tullius mag seyn welche sie wolle, an einer
Nachricht bey Livius Anstoß gefunden haben, welche von
Dionysius übergangen wird, dennoch aber nicht weniger
den Stempel eigenthümlicher Aechtheit trägt. Man sollte
erwarten, diese Ritter als die reichsten wären eben darum,
wie zu Athen, für den kostspieligen Dienst zu Pferde be-
stimmt geworden, weil sie vermochten ihn aus ihren Mit-
teln zu bestreiten; wie der Bürger der ersten Klasse das
Vermögen besaß sich mit einer ganz vollständigen Rüstung
zu versehen: Livius aber meldet: jeder habe vom Staat
10000 Asse zum Ankauf von Pferden empfangen, und für
jeden wären auf das Vermögen reicher Wittwen jährlich

Es ſcheint nur ein Mißverſtaͤndniß zu ſeyn, wenn Li-
vius, weil dieſe achtzehn Rittercenturien zaͤhlte, der Mei-
nung war, Servius habe zwoͤlf neue Centurien gebildet,
neben den ſechs fruͤheren. Schon unter Tarquinius und
durch ſeine Geſetzgebung waren nach Livius eigner Er-
zaͤhlung, achtzehnhundert Ritter, in ſechs Ordnungen,
welche gewiß nicht Centurien genannt wurden: und ſo
ſcheint Servius nur dieſe Staͤmme, um ſie der neuen
Verfaſſung einzuverleiben, in achtzehn Hunderte oder
wirkliche Centurien getheilt zu haben. Urſpruͤnglich war
dieſes das angemeſſene Wort, welches nachher ganz un-
eigentlich ward als die Zahl der Ritter jene anfaͤngliche
weit uͤberſtieg.

Wer das Prinzip des ſpaͤteren Ritterſtands auf die
aͤlteſten Zeiten uͤbertraͤgt, wer ihn vom Anfang her fuͤr
den Inbegriff des erſten Reichthums der Nation anſieht,
der muß, ſeine Anſicht von der Fortdauer der Verfaſſung
des Servius Tullius mag ſeyn welche ſie wolle, an einer
Nachricht bey Livius Anſtoß gefunden haben, welche von
Dionyſius uͤbergangen wird, dennoch aber nicht weniger
den Stempel eigenthuͤmlicher Aechtheit traͤgt. Man ſollte
erwarten, dieſe Ritter als die reichſten waͤren eben darum,
wie zu Athen, fuͤr den koſtſpieligen Dienſt zu Pferde be-
ſtimmt geworden, weil ſie vermochten ihn aus ihren Mit-
teln zu beſtreiten; wie der Buͤrger der erſten Klaſſe das
Vermoͤgen beſaß ſich mit einer ganz vollſtaͤndigen Ruͤſtung
zu verſehen: Livius aber meldet: jeder habe vom Staat
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jeden waͤren auf das Vermoͤgen reicher Wittwen jaͤhrlich

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[264/0286] Es ſcheint nur ein Mißverſtaͤndniß zu ſeyn, wenn Li- vius, weil dieſe achtzehn Rittercenturien zaͤhlte, der Mei- nung war, Servius habe zwoͤlf neue Centurien gebildet, neben den ſechs fruͤheren. Schon unter Tarquinius und durch ſeine Geſetzgebung waren nach Livius eigner Er- zaͤhlung, achtzehnhundert Ritter, in ſechs Ordnungen, welche gewiß nicht Centurien genannt wurden: und ſo ſcheint Servius nur dieſe Staͤmme, um ſie der neuen Verfaſſung einzuverleiben, in achtzehn Hunderte oder wirkliche Centurien getheilt zu haben. Urſpruͤnglich war dieſes das angemeſſene Wort, welches nachher ganz un- eigentlich ward als die Zahl der Ritter jene anfaͤngliche weit uͤberſtieg. Wer das Prinzip des ſpaͤteren Ritterſtands auf die aͤlteſten Zeiten uͤbertraͤgt, wer ihn vom Anfang her fuͤr den Inbegriff des erſten Reichthums der Nation anſieht, der muß, ſeine Anſicht von der Fortdauer der Verfaſſung des Servius Tullius mag ſeyn welche ſie wolle, an einer Nachricht bey Livius Anſtoß gefunden haben, welche von Dionyſius uͤbergangen wird, dennoch aber nicht weniger den Stempel eigenthuͤmlicher Aechtheit traͤgt. Man ſollte erwarten, dieſe Ritter als die reichſten waͤren eben darum, wie zu Athen, fuͤr den koſtſpieligen Dienſt zu Pferde be- ſtimmt geworden, weil ſie vermochten ihn aus ihren Mit- teln zu beſtreiten; wie der Buͤrger der erſten Klaſſe das Vermoͤgen beſaß ſich mit einer ganz vollſtaͤndigen Ruͤſtung zu verſehen: Livius aber meldet: jeder habe vom Staat 10000 Aſſe zum Ankauf von Pferden empfangen, und fuͤr jeden waͤren auf das Vermoͤgen reicher Wittwen jaͤhrlich

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/286>, abgerufen am 22.11.2024.