werbe herabgewürdigte Haufe in dieser ältesten römischen Plebs nicht enthalten war. Nicht mit Unrecht hielten die Politiker des Alterthums nur den Landmann für einen ganz zuverlässigen Bürger. Cato sagt, der Landmann hat am wenigsten böse Gedanken; und wie ihn das Eigenthum mehr noch und besser durch Gefühl, denn, wie oft gesagt worden ist, als Unterpfand an den Staat bindet, so ist es auch natürlich daß eine dem Leibe gesunde, die Kräfte übende Arbeit, vollbracht nicht in dumpfen Wohnungen sondern im freyen Leben der Natur, in Sonnenschein und Ungewitter, das Gemüth am gesundesten erhält, daß Ernst, aufmerksame Beobachtung und unverdorbnes Ur- theil dadurch am meisten gepflegt wird. Der freye Land- mann der sein eignes Feld bestellt und erndtet, genießt durch den Lauf der Jahreszeiten und die Natur seiner Ge- schäfte eine abwechselnde liberale Muße, ohne die es fast unmöglich ist Leib und Seele in unverdorbner Gesundheit zu erhalten. Der städtische Arbeiter erhohlt sich kaum an einem Festtage, und er erhohlt sich nicht durch Ausruhen. Er hängt von andern ab, ob sie ihm Verdienst gönnen wollen, er hegt oder erfährt Brodneid, und Gewerbe fein- det Gewerbe an. Ihm fehlt das ruhige Selbstvertrauen welches bleibendes Eigenthum gewährt. Die Ideen des Landmanns sind anschaulich und lebendig, weil ihre Zahl beschränkt ist: den Städter verwirren dunkle Begriffe und Mißbrauch des Gesprächs. Auf dem Lande erhält sich der Volksstamm; in den Städten ergänzten sich die Einwoh- ner aus allen Völkern und Ländern. Daher urtheilten die griechischen Weisen mit Recht daß die Zulassung der
werbe herabgewuͤrdigte Haufe in dieſer aͤlteſten roͤmiſchen Plebs nicht enthalten war. Nicht mit Unrecht hielten die Politiker des Alterthums nur den Landmann fuͤr einen ganz zuverlaͤſſigen Buͤrger. Cato ſagt, der Landmann hat am wenigſten boͤſe Gedanken; und wie ihn das Eigenthum mehr noch und beſſer durch Gefuͤhl, denn, wie oft geſagt worden iſt, als Unterpfand an den Staat bindet, ſo iſt es auch natuͤrlich daß eine dem Leibe geſunde, die Kraͤfte uͤbende Arbeit, vollbracht nicht in dumpfen Wohnungen ſondern im freyen Leben der Natur, in Sonnenſchein und Ungewitter, das Gemuͤth am geſundeſten erhaͤlt, daß Ernſt, aufmerkſame Beobachtung und unverdorbnes Ur- theil dadurch am meiſten gepflegt wird. Der freye Land- mann der ſein eignes Feld beſtellt und erndtet, genießt durch den Lauf der Jahreszeiten und die Natur ſeiner Ge- ſchaͤfte eine abwechſelnde liberale Muße, ohne die es faſt unmoͤglich iſt Leib und Seele in unverdorbner Geſundheit zu erhalten. Der ſtaͤdtiſche Arbeiter erhohlt ſich kaum an einem Feſttage, und er erhohlt ſich nicht durch Ausruhen. Er haͤngt von andern ab, ob ſie ihm Verdienſt goͤnnen wollen, er hegt oder erfaͤhrt Brodneid, und Gewerbe fein- det Gewerbe an. Ihm fehlt das ruhige Selbſtvertrauen welches bleibendes Eigenthum gewaͤhrt. Die Ideen des Landmanns ſind anſchaulich und lebendig, weil ihre Zahl beſchraͤnkt iſt: den Staͤdter verwirren dunkle Begriffe und Mißbrauch des Geſpraͤchs. Auf dem Lande erhaͤlt ſich der Volksſtamm; in den Staͤdten ergaͤnzten ſich die Einwoh- ner aus allen Voͤlkern und Laͤndern. Daher urtheilten die griechiſchen Weiſen mit Recht daß die Zulaſſung der
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werbe herabgewuͤrdigte Haufe in dieſer aͤlteſten roͤmiſchen
Plebs nicht enthalten war. Nicht mit Unrecht hielten die
Politiker des Alterthums nur den Landmann fuͤr einen
ganz zuverlaͤſſigen Buͤrger. Cato ſagt, der Landmann hat
am wenigſten boͤſe Gedanken; und wie ihn das Eigenthum
mehr noch und beſſer durch Gefuͤhl, denn, wie oft geſagt
worden iſt, als Unterpfand an den Staat bindet, ſo iſt es
auch natuͤrlich daß eine dem Leibe geſunde, die Kraͤfte
uͤbende Arbeit, vollbracht nicht in dumpfen Wohnungen
ſondern im freyen Leben der Natur, in Sonnenſchein und
Ungewitter, das Gemuͤth am geſundeſten erhaͤlt, daß
Ernſt, aufmerkſame Beobachtung und unverdorbnes Ur-
theil dadurch am meiſten gepflegt wird. Der freye Land-
mann der ſein eignes Feld beſtellt und erndtet, genießt
durch den Lauf der Jahreszeiten und die Natur ſeiner Ge-
ſchaͤfte eine abwechſelnde liberale Muße, ohne die es faſt
unmoͤglich iſt Leib und Seele in unverdorbner Geſundheit
zu erhalten. Der ſtaͤdtiſche Arbeiter erhohlt ſich kaum an
einem Feſttage, und er erhohlt ſich nicht durch Ausruhen.
Er haͤngt von andern ab, ob ſie ihm Verdienſt goͤnnen
wollen, er hegt oder erfaͤhrt Brodneid, und Gewerbe fein-
det Gewerbe an. Ihm fehlt das ruhige Selbſtvertrauen
welches bleibendes Eigenthum gewaͤhrt. Die Ideen des
Landmanns ſind anſchaulich und lebendig, weil ihre Zahl
beſchraͤnkt iſt: den Staͤdter verwirren dunkle Begriffe und
Mißbrauch des Geſpraͤchs. Auf dem Lande erhaͤlt ſich der
Volksſtamm; in den Staͤdten ergaͤnzten ſich die Einwoh-
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/400>, abgerufen am 24.11.2024.
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