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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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über Coriolanus hätten die Patricier, weil die Plebs un-
versöhnlich erbittert gewesen sey, ihre Clienten ausgesandt
um die einzelnen Plebejer abzumahnen oder zu schrek-
ken 40): und er erklärt den Sinn des Publilischen Ge-
setzes dahin, die Patricier hätten dadurch allen Einfluß
auf die Wahl der Volkstribunen verlohren, weil sie, so-
bald die Tribunen in der Gemeinde der Tribus ernannt
wurden, die Macht ganz und gar verlohren Günstlinge
durch die Stimmen ihrer Clienten erwählen zu lassen 41).
Selbst Dionysius vergißt im Fortgang der Geschichte seine
ursprüngliche Darstellung, und unterscheidet die Clienten
auf deren Zahl trotzend die Patricier es wagten die Volks-
versammlungen mit Gewalt zu stören 42) augenscheinlich
von den Plebejern.

Dies sind unverwerfliche historische Beweise: nicht
schwächer sind die moralischen welche aus dem Verhältniß
der Clientel selbst hervorgehen. Die Bewegungen des
Volks wurden durch schnöde Mißhandlungen erregt: als
Stand und einzeln durch Habsucht unterdrückten es die
Patricier. Dies war ein allgemeiner Zustand, nicht ein-

40) II. c. 35. Infensa erat coorta plebs --. Tentata res est,
si, dispositis clientibus, absterrendo singulos -- disjicere
rem possent. Universi deinde processere, precibus plebem
exposcentes.
41) II. c. 56. Rogationem tulit ut plebeji magistratus tri-
butis comitiis fierent. -- res -- quae patriciis omnem po-
testatem per clientium suffragia creandi quos vellent tri-
bunos auferret.
42) IX. c. 41. kath outaireias ekeinoi -- ama tois eauton pe-
latais ouk oligois ousi, polla mere tes agoras kateikhon.

uͤber Coriolanus haͤtten die Patricier, weil die Plebs un-
verſoͤhnlich erbittert geweſen ſey, ihre Clienten ausgeſandt
um die einzelnen Plebejer abzumahnen oder zu ſchrek-
ken 40): und er erklaͤrt den Sinn des Publiliſchen Ge-
ſetzes dahin, die Patricier haͤtten dadurch allen Einfluß
auf die Wahl der Volkstribunen verlohren, weil ſie, ſo-
bald die Tribunen in der Gemeinde der Tribus ernannt
wurden, die Macht ganz und gar verlohren Guͤnſtlinge
durch die Stimmen ihrer Clienten erwaͤhlen zu laſſen 41).
Selbſt Dionyſius vergißt im Fortgang der Geſchichte ſeine
urſpruͤngliche Darſtellung, und unterſcheidet die Clienten
auf deren Zahl trotzend die Patricier es wagten die Volks-
verſammlungen mit Gewalt zu ſtoͤren 42) augenſcheinlich
von den Plebejern.

Dies ſind unverwerfliche hiſtoriſche Beweiſe: nicht
ſchwaͤcher ſind die moraliſchen welche aus dem Verhaͤltniß
der Clientel ſelbſt hervorgehen. Die Bewegungen des
Volks wurden durch ſchnoͤde Mißhandlungen erregt: als
Stand und einzeln durch Habſucht unterdruͤckten es die
Patricier. Dies war ein allgemeiner Zuſtand, nicht ein-

40) II. c. 35. Infensa erat coorta plebs —. Tentata res est,
si, dispositis clientibus, absterrendo singulos — disjicere
rem possent. Universi deinde processere, precibus plebem
exposcentes.
41) II. c. 56. Rogationem tulit ut plebeji magistratus tri-
butis comitiis fierent. — res — quæ patriciis omnem po-
testatem per clientium suffragia creandi quos vellent tri-
bunos auferret.
42) IX. c. 41. καϑ̕ ȣ̔ταιϱείας ἐκεῖνοι — ἅμα τοῖς ἑαυτῶν πε-
λάταις ȣ̓κ ὀλίγοις ȣ̓̑σι, πολλὰ μεϱη τὴς ἀγοϱᾶς κατεῖχον.
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[382/0404] uͤber Coriolanus haͤtten die Patricier, weil die Plebs un- verſoͤhnlich erbittert geweſen ſey, ihre Clienten ausgeſandt um die einzelnen Plebejer abzumahnen oder zu ſchrek- ken 40): und er erklaͤrt den Sinn des Publiliſchen Ge- ſetzes dahin, die Patricier haͤtten dadurch allen Einfluß auf die Wahl der Volkstribunen verlohren, weil ſie, ſo- bald die Tribunen in der Gemeinde der Tribus ernannt wurden, die Macht ganz und gar verlohren Guͤnſtlinge durch die Stimmen ihrer Clienten erwaͤhlen zu laſſen 41). Selbſt Dionyſius vergißt im Fortgang der Geſchichte ſeine urſpruͤngliche Darſtellung, und unterſcheidet die Clienten auf deren Zahl trotzend die Patricier es wagten die Volks- verſammlungen mit Gewalt zu ſtoͤren 42) augenſcheinlich von den Plebejern. Dies ſind unverwerfliche hiſtoriſche Beweiſe: nicht ſchwaͤcher ſind die moraliſchen welche aus dem Verhaͤltniß der Clientel ſelbſt hervorgehen. Die Bewegungen des Volks wurden durch ſchnoͤde Mißhandlungen erregt: als Stand und einzeln durch Habſucht unterdruͤckten es die Patricier. Dies war ein allgemeiner Zuſtand, nicht ein- 40) II. c. 35. Infensa erat coorta plebs —. Tentata res est, si, dispositis clientibus, absterrendo singulos — disjicere rem possent. Universi deinde processere, precibus plebem exposcentes. 41) II. c. 56. Rogationem tulit ut plebeji magistratus tri- butis comitiis fierent. — res — quæ patriciis omnem po- testatem per clientium suffragia creandi quos vellent tri- bunos auferret. 42) IX. c. 41. καϑ̕ ȣ̔ταιϱείας ἐκεῖνοι — ἅμα τοῖς ἑαυτῶν πε- λάταις ȣ̓κ ὀλίγοις ȣ̓̑σι, πολλὰ μεϱη τὴς ἀγοϱᾶς κατεῖχον.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/404>, abgerufen am 24.11.2024.