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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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ßung, nicht Versetzung in eine minder ehrliche: denn lange
bevor ein Unterschied im Ansehen der Tribus galt, als die
städtischen noch eben so rein waren als die ländlichen, war
es schon Ehrenstrafe aus der Tribus ausgestrichen, und
unter die Aerarier eingeschrieben zu werden. Jener Unter-
schied kann vor der Censur des Q. Fabius Maximus gar
nicht gedacht werden, denn die Freygelassenen wurden erst
von ihm in den vier städtischen vereinigt, um einem grö-
ßeren Uebel abzuhelfen. Die censorische Notation entzog
dem Bestraften das Stimmrecht, und brachte ihn auf die
Tafeln der Cäriten oder unter die Aerarier 48), welches
folglich gleichbedeutend war mit Herabwürdigung zu
einem steuerpflichtigen Bürger ohne politische Rechte, de-
ren Ausübung nur in einer Tribus möglich war.

Am längsten hat sich das Verhältniß der Clientel
für die Freygelassenen erhalten, welche nach dem alten
Recht nur Aerarier waren. Denn Dionysius Angabe,
daß die Freylassung schon seit Servius Tullius Tagen völ-
liges Bürgerrecht gegeben habe, streitet nicht nur mit dem
Geist aller alten Gesetzgebung, sondern auch mit einer an-
dern Nachricht: daß diese Gunst von der Manumission des
Knechts angehoben habe, der die Verschwörung der Tar-

48) Gellius IV. c. 12. Si quis agrum suum passus erat
sordescere etc. etc. -- censores aerarium faciebant. XVI.
c. 13. Tabulae Caerites appellatae, in quas censores referri
jubebant quos notae causa suffragiis privabant.
Häufig
wird von Livius der censorischen Notation gedacht: der Entfer-
nung aus dem Stamm, der Verwerfung unter die Aera-
rier: nie der Cäritischen Tafeln: diese müssen also das Ver-
zeichniß der Aerarier gewosen seyn.
B b 2

ßung, nicht Verſetzung in eine minder ehrliche: denn lange
bevor ein Unterſchied im Anſehen der Tribus galt, als die
ſtaͤdtiſchen noch eben ſo rein waren als die laͤndlichen, war
es ſchon Ehrenſtrafe aus der Tribus ausgeſtrichen, und
unter die Aerarier eingeſchrieben zu werden. Jener Unter-
ſchied kann vor der Cenſur des Q. Fabius Maximus gar
nicht gedacht werden, denn die Freygelaſſenen wurden erſt
von ihm in den vier ſtaͤdtiſchen vereinigt, um einem groͤ-
ßeren Uebel abzuhelfen. Die cenſoriſche Notation entzog
dem Beſtraften das Stimmrecht, und brachte ihn auf die
Tafeln der Caͤriten oder unter die Aerarier 48), welches
folglich gleichbedeutend war mit Herabwuͤrdigung zu
einem ſteuerpflichtigen Buͤrger ohne politiſche Rechte, de-
ren Ausuͤbung nur in einer Tribus moͤglich war.

Am laͤngſten hat ſich das Verhaͤltniß der Clientel
fuͤr die Freygelaſſenen erhalten, welche nach dem alten
Recht nur Aerarier waren. Denn Dionyſius Angabe,
daß die Freylaſſung ſchon ſeit Servius Tullius Tagen voͤl-
liges Buͤrgerrecht gegeben habe, ſtreitet nicht nur mit dem
Geiſt aller alten Geſetzgebung, ſondern auch mit einer an-
dern Nachricht: daß dieſe Gunſt von der Manumiſſion des
Knechts angehoben habe, der die Verſchwoͤrung der Tar-

48) Gellius IV. c. 12. Si quis agrum suum passus erat
sordescere etc. etc. — censores aerarium faciebant. XVI.
c. 13. Tabulae Cærites appellatae, in quas censores referri
jubebant quos notæ causa suffragiis privabant.
Haͤufig
wird von Livius der cenſoriſchen Notation gedacht: der Entfer-
nung aus dem Stamm, der Verwerfung unter die Aera-
rier: nie der Caͤritiſchen Tafeln: dieſe muͤſſen alſo das Ver-
zeichniß der Aerarier gewoſen ſeyn.
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[387/0409] ßung, nicht Verſetzung in eine minder ehrliche: denn lange bevor ein Unterſchied im Anſehen der Tribus galt, als die ſtaͤdtiſchen noch eben ſo rein waren als die laͤndlichen, war es ſchon Ehrenſtrafe aus der Tribus ausgeſtrichen, und unter die Aerarier eingeſchrieben zu werden. Jener Unter- ſchied kann vor der Cenſur des Q. Fabius Maximus gar nicht gedacht werden, denn die Freygelaſſenen wurden erſt von ihm in den vier ſtaͤdtiſchen vereinigt, um einem groͤ- ßeren Uebel abzuhelfen. Die cenſoriſche Notation entzog dem Beſtraften das Stimmrecht, und brachte ihn auf die Tafeln der Caͤriten oder unter die Aerarier 48), welches folglich gleichbedeutend war mit Herabwuͤrdigung zu einem ſteuerpflichtigen Buͤrger ohne politiſche Rechte, de- ren Ausuͤbung nur in einer Tribus moͤglich war. Am laͤngſten hat ſich das Verhaͤltniß der Clientel fuͤr die Freygelaſſenen erhalten, welche nach dem alten Recht nur Aerarier waren. Denn Dionyſius Angabe, daß die Freylaſſung ſchon ſeit Servius Tullius Tagen voͤl- liges Buͤrgerrecht gegeben habe, ſtreitet nicht nur mit dem Geiſt aller alten Geſetzgebung, ſondern auch mit einer an- dern Nachricht: daß dieſe Gunſt von der Manumiſſion des Knechts angehoben habe, der die Verſchwoͤrung der Tar- 48) Gellius IV. c. 12. Si quis agrum suum passus erat sordescere etc. etc. — censores aerarium faciebant. XVI. c. 13. Tabulae Cærites appellatae, in quas censores referri jubebant quos notæ causa suffragiis privabant. Haͤufig wird von Livius der cenſoriſchen Notation gedacht: der Entfer- nung aus dem Stamm, der Verwerfung unter die Aera- rier: nie der Caͤritiſchen Tafeln: dieſe muͤſſen alſo das Ver- zeichniß der Aerarier gewoſen ſeyn. B b 2

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/409>, abgerufen am 24.11.2024.