Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

Bild:
<< vorherige Seite

Könige gehorchte, und aus den drey ursprünglichen Tri-
bus bestand, war es natürlich daß ein Antheil der Erobe-
rung für den Fürsten abgesondert, das übrige Gemeingut
der Ritter oder Patricier war, welche ihre Clienten mit
kleinen Besitzungen belehnten, und durch diese Belehnun-
gen sich mehrere gewannen. Als aber viele tausend Fremde
in die Bürgerschaft aufgenommen waren, und der plebeji-
sche Stand sich gebildet hatte: als die Plebejer, entweder
ausschließlich, oder mit wenigen Ausnahmen, die Infan-
terie der Legionen ausmachten 17), da hatten auch sie aller-
dings ein unläugbares Anrecht an die Benutzung des mit
ihrem Blut erworbnen Landes. Ihre weit größere Zahl
würde die ursprünglichen Geschlechter, die Patricier, dar-
in sehr beschränkt haben; auch machten diese ein altes
ausschließliches Recht geltend. Beydes scheint dadurch
vereinigt geworden zu seyn daß die Patricier fortwährend
die Benutzung der Domaine behielten; die Plebejer aber
durch Anweisung kleiner Loose mit völligem Eigenthum
abgefunden wurden. Daher waren diese noch gegen die
Mitte des vierten Jahrhunderts fast ausschließend Eigen-
thümer aller vom Staat assignirten oder verkauften Lände-
reyen, die Patricier allein im Besitz der Domaine 18).

17) Die Legionen wurden noch in Polybius Zeitalter nach
den Tribus conscribirt: und es war die beständige Klage
der Volkstribunen, ihr Stand steure und diene allein, und
ohne Vergeltung.
18) Cum rogationem promulgassent (tribuni plebis), ut
ager ex hostibus captus viritim divideretur, magnaeque
partis nobilium eo plebiscito publiearentur fortunae; nec
enim ferme quidquam agri, ut in urbe alieno solo po-
F f 2

Koͤnige gehorchte, und aus den drey urſpruͤnglichen Tri-
bus beſtand, war es natuͤrlich daß ein Antheil der Erobe-
rung fuͤr den Fuͤrſten abgeſondert, das uͤbrige Gemeingut
der Ritter oder Patricier war, welche ihre Clienten mit
kleinen Beſitzungen belehnten, und durch dieſe Belehnun-
gen ſich mehrere gewannen. Als aber viele tauſend Fremde
in die Buͤrgerſchaft aufgenommen waren, und der plebeji-
ſche Stand ſich gebildet hatte: als die Plebejer, entweder
ausſchließlich, oder mit wenigen Ausnahmen, die Infan-
terie der Legionen ausmachten 17), da hatten auch ſie aller-
dings ein unlaͤugbares Anrecht an die Benutzung des mit
ihrem Blut erworbnen Landes. Ihre weit groͤßere Zahl
wuͤrde die urſpruͤnglichen Geſchlechter, die Patricier, dar-
in ſehr beſchraͤnkt haben; auch machten dieſe ein altes
ausſchließliches Recht geltend. Beydes ſcheint dadurch
vereinigt geworden zu ſeyn daß die Patricier fortwaͤhrend
die Benutzung der Domaine behielten; die Plebejer aber
durch Anweiſung kleiner Looſe mit voͤlligem Eigenthum
abgefunden wurden. Daher waren dieſe noch gegen die
Mitte des vierten Jahrhunderts faſt ausſchließend Eigen-
thuͤmer aller vom Staat aſſignirten oder verkauften Laͤnde-
reyen, die Patricier allein im Beſitz der Domaine 18).

17) Die Legionen wurden noch in Polybius Zeitalter nach
den Tribus conſcribirt: und es war die beſtaͤndige Klage
der Volkstribunen, ihr Stand ſteure und diene allein, und
ohne Vergeltung.
18) Cum rogationem promulgassent (tribuni plebis), ut
ager ex hostibus captus viritim divideretur, magnaeque
partis nobilium eo plebiscito publiearentur fortunae; nec
enim ferme quidquam agri, ut in urbe alieno solo po-
F f 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0473" n="451"/>
Ko&#x0364;nige gehorchte, und aus den drey ur&#x017F;pru&#x0364;nglichen Tri-<lb/>
bus be&#x017F;tand, war es natu&#x0364;rlich daß ein Antheil der Erobe-<lb/>
rung fu&#x0364;r den Fu&#x0364;r&#x017F;ten abge&#x017F;ondert, das u&#x0364;brige Gemeingut<lb/>
der Ritter oder Patricier war, welche ihre Clienten mit<lb/>
kleinen Be&#x017F;itzungen belehnten, und durch die&#x017F;e Belehnun-<lb/>
gen &#x017F;ich mehrere gewannen. Als aber viele tau&#x017F;end Fremde<lb/>
in die Bu&#x0364;rger&#x017F;chaft aufgenommen waren, und der plebeji-<lb/>
&#x017F;che Stand &#x017F;ich gebildet hatte: als die Plebejer, entweder<lb/>
aus&#x017F;chließlich, oder mit wenigen Ausnahmen, die Infan-<lb/>
terie der Legionen ausmachten <note place="foot" n="17)">Die Legionen wurden noch in Polybius Zeitalter nach<lb/>
den Tribus con&#x017F;cribirt: und es war die be&#x017F;ta&#x0364;ndige Klage<lb/>
der Volkstribunen, ihr Stand &#x017F;teure <choice><sic>nnd</sic><corr>und</corr></choice> diene allein, und<lb/>
ohne Vergeltung.</note>, da hatten auch &#x017F;ie aller-<lb/>
dings ein unla&#x0364;ugbares Anrecht an die Benutzung des mit<lb/>
ihrem Blut erworbnen Landes. Ihre weit gro&#x0364;ßere Zahl<lb/>
wu&#x0364;rde die ur&#x017F;pru&#x0364;nglichen Ge&#x017F;chlechter, die Patricier, dar-<lb/>
in &#x017F;ehr be&#x017F;chra&#x0364;nkt haben; auch machten die&#x017F;e ein altes<lb/>
aus&#x017F;chließliches Recht geltend. Beydes &#x017F;cheint dadurch<lb/>
vereinigt geworden zu &#x017F;eyn daß die Patricier fortwa&#x0364;hrend<lb/>
die Benutzung der Domaine behielten; die Plebejer aber<lb/>
durch Anwei&#x017F;ung kleiner Loo&#x017F;e mit vo&#x0364;lligem Eigenthum<lb/>
abgefunden wurden. Daher waren die&#x017F;e noch gegen die<lb/>
Mitte des vierten Jahrhunderts fa&#x017F;t aus&#x017F;chließend Eigen-<lb/>
thu&#x0364;mer aller vom Staat a&#x017F;&#x017F;ignirten oder verkauften La&#x0364;nde-<lb/>
reyen, die Patricier allein im Be&#x017F;itz der Domaine <note xml:id="note-0473" next="#note-0474" place="foot" n="18)"><hi rendition="#aq">Cum rogationem promulgassent (tribuni plebis), ut<lb/>
ager ex hostibus captus viritim divideretur, magnaeque<lb/>
partis nobilium eo plebiscito publiearentur fortunae; nec<lb/>
enim ferme quidquam agri, ut in urbe alieno solo po-</hi></note>.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F f 2</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[451/0473] Koͤnige gehorchte, und aus den drey urſpruͤnglichen Tri- bus beſtand, war es natuͤrlich daß ein Antheil der Erobe- rung fuͤr den Fuͤrſten abgeſondert, das uͤbrige Gemeingut der Ritter oder Patricier war, welche ihre Clienten mit kleinen Beſitzungen belehnten, und durch dieſe Belehnun- gen ſich mehrere gewannen. Als aber viele tauſend Fremde in die Buͤrgerſchaft aufgenommen waren, und der plebeji- ſche Stand ſich gebildet hatte: als die Plebejer, entweder ausſchließlich, oder mit wenigen Ausnahmen, die Infan- terie der Legionen ausmachten 17), da hatten auch ſie aller- dings ein unlaͤugbares Anrecht an die Benutzung des mit ihrem Blut erworbnen Landes. Ihre weit groͤßere Zahl wuͤrde die urſpruͤnglichen Geſchlechter, die Patricier, dar- in ſehr beſchraͤnkt haben; auch machten dieſe ein altes ausſchließliches Recht geltend. Beydes ſcheint dadurch vereinigt geworden zu ſeyn daß die Patricier fortwaͤhrend die Benutzung der Domaine behielten; die Plebejer aber durch Anweiſung kleiner Looſe mit voͤlligem Eigenthum abgefunden wurden. Daher waren dieſe noch gegen die Mitte des vierten Jahrhunderts faſt ausſchließend Eigen- thuͤmer aller vom Staat aſſignirten oder verkauften Laͤnde- reyen, die Patricier allein im Beſitz der Domaine 18). 17) Die Legionen wurden noch in Polybius Zeitalter nach den Tribus conſcribirt: und es war die beſtaͤndige Klage der Volkstribunen, ihr Stand ſteure und diene allein, und ohne Vergeltung. 18) Cum rogationem promulgassent (tribuni plebis), ut ager ex hostibus captus viritim divideretur, magnaeque partis nobilium eo plebiscito publiearentur fortunae; nec enim ferme quidquam agri, ut in urbe alieno solo po- F f 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/473
Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/473>, abgerufen am 21.11.2024.