bellischen Stämmen bewohnt oder beherrscht, mehrere Staaten bildete, welche eigne Nahmen trugen. Keiner dieser älteren wird das chalkidische Kuma eine Stadt in Italien nennen, sondern wie Thukydides 9) in Opika: wie Aristoteles 10) Latium eine Landschaft in Opika nennt: und wenn Sophokles im Triptolemus 11) Ita- lien, reich an weißem Getreide, pries, so darf dies nicht, wie es dem Römer im Sinn liegt, auf die fruchtbarsten Gefilde bezogen werden, auf das gesegnete Campanien, welches weit außerhalb der Gränzen des Italiens Sopho- kleischer Zeit lag. Sophokles scheint eben in jener Tra- gödie -- leider hat Dionysius es hinreichend gefunden, nur drey Verse anzuführen 12) -- Japygien, dann, unter dem Nahmen Italien, die Ostküste Oenotriens, hierauf die westliche, sie ausschließlich Oenotrien benennend, endlich, mit Uebergehung Opikas, die Tyrrhenische Küste bis Li- gystika, als die sich folgenden Meerländer der Halbinsel nach einander genannt zu haben.
Das alte und ursprüngliche Italien war die Halbin- sel, welche durch die Landenge zwischen dem Scyllacischen und Napetinischen Meerbusen, wo das Land sich bis auf 20 Millien 13) zusammenzieht, begränzt wird: der süd- lichste Theil des späteren Bruttiums. Diese Angabe 14)
9) A. a. O.
10) Bey Dionysius, Archaeol. I. c. 72.
11) Bey Plinius, Hist. Nat. XVIII, c. 12. 1.
12)Archaeol. I. c. 12.
13) 160 Stadien, Strabo VI. c. I. §. 4.; einen halben Tags- weg: Aristoteles.
14) Aristoteles Politic. VII. c. 10.; Dionysius Archaeol. I. c. 35.; Strabo VI. c. I. §. 4.
belliſchen Staͤmmen bewohnt oder beherrſcht, mehrere Staaten bildete, welche eigne Nahmen trugen. Keiner dieſer aͤlteren wird das chalkidiſche Kuma eine Stadt in Italien nennen, ſondern wie Thukydides 9) in Opika: wie Ariſtoteles 10) Latium eine Landſchaft in Opika nennt: und wenn Sophokles im Triptolemus 11) Ita- lien, reich an weißem Getreide, pries, ſo darf dies nicht, wie es dem Roͤmer im Sinn liegt, auf die fruchtbarſten Gefilde bezogen werden, auf das geſegnete Campanien, welches weit außerhalb der Graͤnzen des Italiens Sopho- kleiſcher Zeit lag. Sophokles ſcheint eben in jener Tra- goͤdie — leider hat Dionyſius es hinreichend gefunden, nur drey Verſe anzufuͤhren 12) — Japygien, dann, unter dem Nahmen Italien, die Oſtkuͤſte Oenotriens, hierauf die weſtliche, ſie ausſchließlich Oenotrien benennend, endlich, mit Uebergehung Opikas, die Tyrrheniſche Kuͤſte bis Li- gyſtika, als die ſich folgenden Meerlaͤnder der Halbinſel nach einander genannt zu haben.
Das alte und urſpruͤngliche Italien war die Halbin- ſel, welche durch die Landenge zwiſchen dem Scyllaciſchen und Napetiniſchen Meerbuſen, wo das Land ſich bis auf 20 Millien 13) zuſammenzieht, begraͤnzt wird: der ſuͤd- lichſte Theil des ſpaͤteren Bruttiums. Dieſe Angabe 14)
9) A. a. O.
10) Bey Dionyſius, Archæol. I. c. 72.
11) Bey Plinius, Hist. Nat. XVIII, c. 12. 1.
12)Archæol. I. c. 12.
13) 160 Stadien, Strabo VI. c. I. §. 4.; einen halben Tags- weg: Ariſtoteles.
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wie Ariſtoteles 10) Latium eine Landſchaft in Opika
nennt: und wenn Sophokles im Triptolemus 11) Ita-
lien, reich an weißem Getreide, pries, ſo darf dies nicht,
wie es dem Roͤmer im Sinn liegt, auf die fruchtbarſten
Gefilde bezogen werden, auf das geſegnete Campanien,
welches weit außerhalb der Graͤnzen des Italiens Sopho-
kleiſcher Zeit lag. Sophokles ſcheint eben in jener Tra-
goͤdie — leider hat Dionyſius es hinreichend gefunden,
nur drey Verſe anzufuͤhren 12) — Japygien, dann, unter
dem Nahmen Italien, die Oſtkuͤſte Oenotriens, hierauf die
weſtliche, ſie ausſchließlich Oenotrien benennend, endlich,
mit Uebergehung Opikas, die Tyrrheniſche Kuͤſte bis Li-
gyſtika, als die ſich folgenden Meerlaͤnder der Halbinſel
nach einander genannt zu haben.
Das alte und urſpruͤngliche Italien war die Halbin-
ſel, welche durch die Landenge zwiſchen dem Scyllaciſchen
und Napetiniſchen Meerbuſen, wo das Land ſich bis auf
20 Millien 13) zuſammenzieht, begraͤnzt wird: der ſuͤd-
lichſte Theil des ſpaͤteren Bruttiums. Dieſe Angabe 14)
9) A. a. O.
10) Bey Dionyſius, Archæol. I. c. 72.
11) Bey Plinius, Hist. Nat. XVIII, c. 12. 1.
12) Archæol. I. c. 12.
13) 160 Stadien, Strabo VI. c. I. §. 4.; einen halben Tags-
weg: Ariſtoteles.
14) Ariſtoteles Politic. VII. c. 10.; Dionyſius Archæol. I.
c. 35.; Strabo VI. c. I. §. 4.
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/48>, abgerufen am 21.11.2024.
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