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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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von Opika deuten auf Stifter aus einem Volk gleicher
Art 47). Die Dunkelheit dieser Geschichtszeit gebietet
Kühnheit oder völlige Vernachläßigung, und so wage ich
die Vermuthung, daß in uralten Zeiten ein Volk, den
Epiroten verwandt, von Etrurien her die ganze Küste
am untern Meer, und die großen Vorgebirge Süditaliens
bewohnte, allmählich aber von nördlicheren Stämmen
überwältigt und vertilgt ward.

Der Römischen Geschichte sind die Oenotrer fremd:
sie gehören der des schönsten Zeitalters von Großgrie-
chenland an, welche fast gänzlich vernichtet ist. Cato
nannte sie, wie es scheint, gar nicht in der Urgeschichte
Italiens 48): auch war nicht allein als er schrieb jede
Spur dieses Volks in dem vom untersten Grund auf zer-
rütteten und verwüsteten Süditalien, sondern auch jedes
Andenken vertilgt, außer in seltnen griechischen Schrif-

47) In Süditalien und Sicilien ist es gewöhnlich daß die
griechischen Nahmen der dritten Declination auf as oder ein
zusammengezogenes ous, männliches Geschlechts, in Neutra
der zweyten auf entum, die aus dem Genitiv gebildet sind,
im Lateinischen umgeformt werden. Dies wird als Aeto-
lischer Dialect angeführt, nur daß die Endung entos, also
männlich, ist, und herrscht im Neugriechischen. So wer-
den Akragas, Taras, Pyxus, Agrigentum, Tarentum,
Buxentum u. s. w. Daß Maleventum oder Maloentum, mit-
ten in Samnium, Maloeis oder Malus im reingriechischen
gewesen wäre, ist ausgemacht: ich glaube aber auch nicht
zu irren, wenn ich in Grumentum, auf den höchsten kalten
lucanischen Gebirgen, Krumoeis finde. Auch andre Ortsnah-
men im Innern lauten völlig Griechisch: Acherontia, Telesia.
48) Dionysius I. c. 11.

von Opika deuten auf Stifter aus einem Volk gleicher
Art 47). Die Dunkelheit dieſer Geſchichtszeit gebietet
Kuͤhnheit oder voͤllige Vernachlaͤßigung, und ſo wage ich
die Vermuthung, daß in uralten Zeiten ein Volk, den
Epiroten verwandt, von Etrurien her die ganze Kuͤſte
am untern Meer, und die großen Vorgebirge Suͤditaliens
bewohnte, allmaͤhlich aber von noͤrdlicheren Staͤmmen
uͤberwaͤltigt und vertilgt ward.

Der Roͤmiſchen Geſchichte ſind die Oenotrer fremd:
ſie gehoͤren der des ſchoͤnſten Zeitalters von Großgrie-
chenland an, welche faſt gaͤnzlich vernichtet iſt. Cato
nannte ſie, wie es ſcheint, gar nicht in der Urgeſchichte
Italiens 48): auch war nicht allein als er ſchrieb jede
Spur dieſes Volks in dem vom unterſten Grund auf zer-
ruͤtteten und verwuͤſteten Suͤditalien, ſondern auch jedes
Andenken vertilgt, außer in ſeltnen griechiſchen Schrif-

47) In Suͤditalien und Sicilien iſt es gewoͤhnlich daß die
griechiſchen Nahmen der dritten Declination auf ας oder ein
zuſammengezogenes οῦς, maͤnnliches Geſchlechts, in Neutra
der zweyten auf entum, die aus dem Genitiv gebildet ſind,
im Lateiniſchen umgeformt werden. Dies wird als Aeto-
liſcher Dialect angefuͤhrt, nur daß die Endung εντος, alſo
maͤnnlich, iſt, und herrſcht im Neugriechiſchen. So wer-
den Akragas, Taras, Pyxus, Agrigentum, Tarentum,
Buxentum u. ſ. w. Daß Maleventum oder Maloentum, mit-
ten in Samnium, Maloeis oder Malus im reingriechiſchen
geweſen waͤre, iſt ausgemacht: ich glaube aber auch nicht
zu irren, wenn ich in Grumentum, auf den hoͤchſten kalten
lucaniſchen Gebirgen, Κϱυμόεις finde. Auch andre Ortsnah-
men im Innern lauten voͤllig Griechiſch: Acherontia, Teleſia.
48) Dionyſius I. c. 11.
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[42/0064] von Opika deuten auf Stifter aus einem Volk gleicher Art 47). Die Dunkelheit dieſer Geſchichtszeit gebietet Kuͤhnheit oder voͤllige Vernachlaͤßigung, und ſo wage ich die Vermuthung, daß in uralten Zeiten ein Volk, den Epiroten verwandt, von Etrurien her die ganze Kuͤſte am untern Meer, und die großen Vorgebirge Suͤditaliens bewohnte, allmaͤhlich aber von noͤrdlicheren Staͤmmen uͤberwaͤltigt und vertilgt ward. Der Roͤmiſchen Geſchichte ſind die Oenotrer fremd: ſie gehoͤren der des ſchoͤnſten Zeitalters von Großgrie- chenland an, welche faſt gaͤnzlich vernichtet iſt. Cato nannte ſie, wie es ſcheint, gar nicht in der Urgeſchichte Italiens 48): auch war nicht allein als er ſchrieb jede Spur dieſes Volks in dem vom unterſten Grund auf zer- ruͤtteten und verwuͤſteten Suͤditalien, ſondern auch jedes Andenken vertilgt, außer in ſeltnen griechiſchen Schrif- 47) In Suͤditalien und Sicilien iſt es gewoͤhnlich daß die griechiſchen Nahmen der dritten Declination auf ας oder ein zuſammengezogenes οῦς, maͤnnliches Geſchlechts, in Neutra der zweyten auf entum, die aus dem Genitiv gebildet ſind, im Lateiniſchen umgeformt werden. Dies wird als Aeto- liſcher Dialect angefuͤhrt, nur daß die Endung εντος, alſo maͤnnlich, iſt, und herrſcht im Neugriechiſchen. So wer- den Akragas, Taras, Pyxus, Agrigentum, Tarentum, Buxentum u. ſ. w. Daß Maleventum oder Maloentum, mit- ten in Samnium, Maloeis oder Malus im reingriechiſchen geweſen waͤre, iſt ausgemacht: ich glaube aber auch nicht zu irren, wenn ich in Grumentum, auf den hoͤchſten kalten lucaniſchen Gebirgen, Κϱυμόεις finde. Auch andre Ortsnah- men im Innern lauten voͤllig Griechiſch: Acherontia, Teleſia. 48) Dionyſius I. c. 11.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/64>, abgerufen am 21.11.2024.