Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.vertilgten die meisten griechischen Städte, so viel fehlte Im Gegentheil, wo die Geschichte die Lucaner zuerst 55) Strabo a. a. O. §. 14. 15. Diodor. XII. c. 36. 56) Die Griechen des alten und eigentlichen Italiens. 57) Diodor. XII. c. 101 ff. 58) Im Text Diodors steht: boulomenoi (oi Thourioi) laon kai
polin eudaimona poliorkesai (a. a. O.). Dies hätte schon für sich als verdächtig auffallen sollen, wegen des alten Worts laos statt ethnos bey einem Schriftsteller dessen Sprache so modern ist; und wer hätte denn je gesagt, ethnos oder laon poliorkesai? Die wahre Lesart ist boulomenoi Laon polin eud. pol., und sie ergiebt sich aus Strabo VI. c. I. §. 1. von meta de Puxounnta bis zum Ende: wo an einem Ort dieselbe Verderbniß eingeschlichen ist, und statt laoi, Laon gelesen werden muß. vertilgten die meiſten griechiſchen Staͤdte, ſo viel fehlte Im Gegentheil, wo die Geſchichte die Lucaner zuerſt 55) Strabo a. a. O. §. 14. 15. Diodor. XII. c. 36. 56) Die Griechen des alten und eigentlichen Italiens. 57) Diodor. XII. c. 101 ff. 58) Im Text Diodors ſteht: βουλόμενοι (οἱ Θόυϱιοι) λαὸν καὶ
πόλιν εὐδαίμονα πολιοϱκῆσαι (a. a. O.). Dies haͤtte ſchon fuͤr ſich als verdaͤchtig auffallen ſollen, wegen des alten Worts λαὸς ſtatt ἔϑνος bey einem Schriftſteller deſſen Sprache ſo modern iſt; und wer haͤtte denn je geſagt, ἔϑνος oder λαὸν πολιοϱκῆσαι? Die wahre Lesart iſt βουλόμενοι Λᾶον πόλιν εὐδ. πολ., und ſie ergiebt ſich aus Strabo VI. c. I. §. 1. von μετά δὲ Πυξȣ̃ντα bis zum Ende: wo an einem Ort dieſelbe Verderbniß eingeſchlichen iſt, und ſtatt λαοὶ, Λᾶον geleſen werden muß. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0067" n="45"/> vertilgten die meiſten griechiſchen Staͤdte, ſo viel fehlte<lb/> daß ſeitdem ſie geherrſcht Griechen ſich an ihrer Kuͤſte<lb/> haͤtten niederlaſſen koͤnnen. Noch im Jahr 319 endigten<lb/> Thurii und Tarent einen Krieg uͤber die Siritiſche Land-<lb/> ſchaft durch Gruͤndung der gemeinſchaftlichen Colonie He-<lb/> raklea; nur die griechiſchen Staͤdte machten ſich, oder ihnen<lb/> die Meſſapier, die Herrſchaft dieſer Landſchaft ſtreitig <note place="foot" n="55)">Strabo a. a. O. §. 14. 15. Diodor. <hi rendition="#aq">XII. c.</hi> 36.</note>.</p><lb/> <p>Im Gegentheil, wo die Geſchichte die Lucaner <hi rendition="#g">zuerſt</hi><lb/> nennt (<hi rendition="#aq">Ol.</hi> 97. 3. J. 362.), meldet ſie auch von einem<lb/> allgemeinen Vertheidigungsbuͤndniß gegen dieſes Volk,<lb/> wozu die Gefahr alle Italioten <note place="foot" n="56)">Die Griechen des alten und eigentlichen Italiens.</note> vereinigt hatte. Die<lb/> Todesſtrafe, welche uͤber den Feldherrn der Stadt ver-<lb/> haͤngt war deren Huͤlfsvoͤlker bey einem lucaniſchen Ein-<lb/> fall in griechiſches Gebiet ausblieben, zeigt wie furchtbar<lb/> die Gefahr drohte: doch zaͤhlten die Lucaner damals<lb/> noch nicht mehr als vier und dreyßigtauſend Streiter <note place="foot" n="57)">Diodor. <hi rendition="#aq">XII. c.</hi> 101 ff.</note>.<lb/> In jenem Jahr wurden die Thurier bey Laos <note place="foot" n="58)">Im Text Diodors ſteht: βουλόμενοι (οἱ Θόυϱιοι) λαὸν καὶ<lb/> πόλιν εὐδαίμονα πολιοϱκῆσαι (a. a. O.). Dies haͤtte ſchon<lb/> fuͤr ſich als verdaͤchtig auffallen ſollen, wegen des alten Worts<lb/> λαὸς ſtatt ἔϑνος bey einem Schriftſteller deſſen Sprache ſo<lb/> modern iſt; und wer haͤtte denn je geſagt, ἔϑνος oder λαὸν<lb/> πολιοϱκῆσαι? Die wahre Lesart iſt βουλόμενοι Λᾶον πόλιν<lb/> εὐδ. πολ., und ſie ergiebt ſich aus Strabo <hi rendition="#aq">VI. c. I.</hi> §. 1. von<lb/> μετά δὲ Πυξȣ̃ντα bis zum Ende: wo an einem Ort dieſelbe<lb/> Verderbniß eingeſchlichen iſt, und ſtatt λαοὶ, Λᾶον geleſen<lb/> werden muß.</note> voͤllig<lb/> geſchlagen, und faſt vertilgt: von dieſer Schlacht beginnt<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [45/0067]
vertilgten die meiſten griechiſchen Staͤdte, ſo viel fehlte
daß ſeitdem ſie geherrſcht Griechen ſich an ihrer Kuͤſte
haͤtten niederlaſſen koͤnnen. Noch im Jahr 319 endigten
Thurii und Tarent einen Krieg uͤber die Siritiſche Land-
ſchaft durch Gruͤndung der gemeinſchaftlichen Colonie He-
raklea; nur die griechiſchen Staͤdte machten ſich, oder ihnen
die Meſſapier, die Herrſchaft dieſer Landſchaft ſtreitig 55).
Im Gegentheil, wo die Geſchichte die Lucaner zuerſt
nennt (Ol. 97. 3. J. 362.), meldet ſie auch von einem
allgemeinen Vertheidigungsbuͤndniß gegen dieſes Volk,
wozu die Gefahr alle Italioten 56) vereinigt hatte. Die
Todesſtrafe, welche uͤber den Feldherrn der Stadt ver-
haͤngt war deren Huͤlfsvoͤlker bey einem lucaniſchen Ein-
fall in griechiſches Gebiet ausblieben, zeigt wie furchtbar
die Gefahr drohte: doch zaͤhlten die Lucaner damals
noch nicht mehr als vier und dreyßigtauſend Streiter 57).
In jenem Jahr wurden die Thurier bey Laos 58) voͤllig
geſchlagen, und faſt vertilgt: von dieſer Schlacht beginnt
55) Strabo a. a. O. §. 14. 15. Diodor. XII. c. 36.
56) Die Griechen des alten und eigentlichen Italiens.
57) Diodor. XII. c. 101 ff.
58) Im Text Diodors ſteht: βουλόμενοι (οἱ Θόυϱιοι) λαὸν καὶ
πόλιν εὐδαίμονα πολιοϱκῆσαι (a. a. O.). Dies haͤtte ſchon
fuͤr ſich als verdaͤchtig auffallen ſollen, wegen des alten Worts
λαὸς ſtatt ἔϑνος bey einem Schriftſteller deſſen Sprache ſo
modern iſt; und wer haͤtte denn je geſagt, ἔϑνος oder λαὸν
πολιοϱκῆσαι? Die wahre Lesart iſt βουλόμενοι Λᾶον πόλιν
εὐδ. πολ., und ſie ergiebt ſich aus Strabo VI. c. I. §. 1. von
μετά δὲ Πυξȣ̃ντα bis zum Ende: wo an einem Ort dieſelbe
Verderbniß eingeſchlichen iſt, und ſtatt λαοὶ, Λᾶον geleſen
werden muß.
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