ausgeschlossen, unter die Herrschaft der einwandernden Lucaner fiel.
Die Sabeller.
Den größten Theil des alten Ausoniens und ganz Oeno- trien nahmen Sabellische Völker ein: Sabeller sind die Sabiner, und alle Nationen die von ihnen ausgingen. Sie selbst nannten sich Sawini; so ist die Inschrift der Samni- tischen Denare aus der Zeit des Bundsgenossenkriegs: und der Nahme Samniter oder Sauniter, nach der römischen oder griechischen Aussprache, ist kein anderer als dieser einheimische. 97).
Die Sabeller waren eins der Urvölker Italiens, und als Rom die Gränzen von Latium überschritt, das ausge- dehnteste und größte: die Etrusker waren schon gesunken, so wie sie die Nationen früherer Größe, Umbrer und Auso- ner, hatten sinken gesehen. Wie die Dorier in ihren Pflanzvölkern groß waren, der Mutterstaat aber klein blieb; und in Frieden lebte, während die ausgesandten Stämme sich durch Eroberungen und Ansiedelungen weit verbreiteten, so, nach Cato, das alte Sabinische Volk. Ihre ursprüngliche Heimath war nach ihm 98) um Ami- ternum, in den höchsten Apenninen, wo einige Gipfel mit ewigem Schnee bedeckt seyn sollen, das ganze Gebürge alpenmäßig und ein Hirtenland ist. Von hier gingen
97) So nennen sich die Kampaner auf ihren Münzen Kap- pano, mit gleicher Analogie der Veränderung durch rö- mische Aussprache und Schreibart.
98) Dionysius II. c. 49.
ausgeſchloſſen, unter die Herrſchaft der einwandernden Lucaner fiel.
Die Sabeller.
Den groͤßten Theil des alten Auſoniens und ganz Oeno- trien nahmen Sabelliſche Voͤlker ein: Sabeller ſind die Sabiner, und alle Nationen die von ihnen ausgingen. Sie ſelbſt nannten ſich Sawini; ſo iſt die Inſchrift der Samni- tiſchen Denare aus der Zeit des Bundsgenoſſenkriegs: und der Nahme Samniter oder Sauniter, nach der roͤmiſchen oder griechiſchen Ausſprache, iſt kein anderer als dieſer einheimiſche. 97).
Die Sabeller waren eins der Urvoͤlker Italiens, und als Rom die Graͤnzen von Latium uͤberſchritt, das ausge- dehnteſte und groͤßte: die Etrusker waren ſchon geſunken, ſo wie ſie die Nationen fruͤherer Groͤße, Umbrer und Auſo- ner, hatten ſinken geſehen. Wie die Dorier in ihren Pflanzvoͤlkern groß waren, der Mutterſtaat aber klein blieb; und in Frieden lebte, waͤhrend die ausgeſandten Staͤmme ſich durch Eroberungen und Anſiedelungen weit verbreiteten, ſo, nach Cato, das alte Sabiniſche Volk. Ihre urſpruͤngliche Heimath war nach ihm 98) um Ami- ternum, in den hoͤchſten Apenninen, wo einige Gipfel mit ewigem Schnee bedeckt ſeyn ſollen, das ganze Gebuͤrge alpenmaͤßig und ein Hirtenland iſt. Von hier gingen
97) So nennen ſich die Kampaner auf ihren Muͤnzen Καπ- πανο, mit gleicher Analogie der Veraͤnderung durch roͤ- miſche Ausſprache und Schreibart.
98) Dionyſius II. c. 49.
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ausgeſchloſſen, unter die Herrſchaft der einwandernden
Lucaner fiel.
Die Sabeller.
Den groͤßten Theil des alten Auſoniens und ganz Oeno-
trien nahmen Sabelliſche Voͤlker ein: Sabeller ſind die
Sabiner, und alle Nationen die von ihnen ausgingen. Sie
ſelbſt nannten ſich Sawini; ſo iſt die Inſchrift der Samni-
tiſchen Denare aus der Zeit des Bundsgenoſſenkriegs: und
der Nahme Samniter oder Sauniter, nach der roͤmiſchen
oder griechiſchen Ausſprache, iſt kein anderer als dieſer
einheimiſche. 97).
Die Sabeller waren eins der Urvoͤlker Italiens, und
als Rom die Graͤnzen von Latium uͤberſchritt, das ausge-
dehnteſte und groͤßte: die Etrusker waren ſchon geſunken,
ſo wie ſie die Nationen fruͤherer Groͤße, Umbrer und Auſo-
ner, hatten ſinken geſehen. Wie die Dorier in ihren
Pflanzvoͤlkern groß waren, der Mutterſtaat aber klein
blieb; und in Frieden lebte, waͤhrend die ausgeſandten
Staͤmme ſich durch Eroberungen und Anſiedelungen weit
verbreiteten, ſo, nach Cato, das alte Sabiniſche Volk.
Ihre urſpruͤngliche Heimath war nach ihm 98) um Ami-
ternum, in den hoͤchſten Apenninen, wo einige Gipfel mit
ewigem Schnee bedeckt ſeyn ſollen, das ganze Gebuͤrge
alpenmaͤßig und ein Hirtenland iſt. Von hier gingen
97) So nennen ſich die Kampaner auf ihren Muͤnzen Καπ-
πανο, mit gleicher Analogie der Veraͤnderung durch roͤ-
miſche Ausſprache und Schreibart.
98) Dionyſius II. c. 49.
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/77>, abgerufen am 21.11.2024.
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