Sprache der unterjochten, nicht ausgerotteten, Nationen verändert ward. Varro bewies den Sabinischen Ur- sprung des Worts Multa dadurch, daß es sich noch in der Samnitischen Sprache finde 18). Dies läßt ver- muthen, daß die eigentlichen Sabiner, schon so lange römische Bürger, die ihrige nicht mehr redeten; aber Strabo (unter Tiberius) bemerkt, daß nun auch die Sprache der Samniter und Lucaner ausgestorben sey 19). Die Campanisch-oskische mag sich am weitesten von der Sabellischen entfernt, auch am längsten erhalten haben.
Die Sabiner und Samniter wohnten in offnen Flek- ken: sehr wenige Städte waren befestigt. Die Samniti- sche Nation bestand aus unabhängigen Landschaften, ohne Mittelpunkt, nur durch Tagesatzungen und vorüberge- hende Einheit verbunden, wie alle freye Völker des Al- terthums; oft selbst in dringenden Zeiten durch Zwietracht getrennt. Doch wählten die Magistrate der Verbündeten im Kriege einen souverainen Feldherrn, dessen sabellischer Würdennahme Embratur in die lateinische Sprache auf- genommen ist den höchsten Feldherrn zu bezeichnen. Wir finden ihn auf den Samnitischen Münzen des Bundesge- nossenkriegs, für den großen C. Papius Mutilus; Livius nennt den Samnitischen Oberfeldherrn Imperator, wie einen Latinischen, Dictator. Strabo sagt 20) die Lucaner hätten sich in Kriegen einen König gewählt; dies war die Wahl eines Imperators. Ihre Colonieen waren
18) Gellius XI. 1.
19)VI. c. 1. §. 2.
20)VI. c. 1. §. 3.
Sprache der unterjochten, nicht ausgerotteten, Nationen veraͤndert ward. Varro bewies den Sabiniſchen Ur- ſprung des Worts Multa dadurch, daß es ſich noch in der Samnitiſchen Sprache finde 18). Dies laͤßt ver- muthen, daß die eigentlichen Sabiner, ſchon ſo lange roͤmiſche Buͤrger, die ihrige nicht mehr redeten; aber Strabo (unter Tiberius) bemerkt, daß nun auch die Sprache der Samniter und Lucaner ausgeſtorben ſey 19). Die Campaniſch-oſkiſche mag ſich am weiteſten von der Sabelliſchen entfernt, auch am laͤngſten erhalten haben.
Die Sabiner und Samniter wohnten in offnen Flek- ken: ſehr wenige Staͤdte waren befeſtigt. Die Samniti- ſche Nation beſtand aus unabhaͤngigen Landſchaften, ohne Mittelpunkt, nur durch Tageſatzungen und voruͤberge- hende Einheit verbunden, wie alle freye Voͤlker des Al- terthums; oft ſelbſt in dringenden Zeiten durch Zwietracht getrennt. Doch waͤhlten die Magiſtrate der Verbuͤndeten im Kriege einen ſouverainen Feldherrn, deſſen ſabelliſcher Wuͤrdennahme Embratur in die lateiniſche Sprache auf- genommen iſt den hoͤchſten Feldherrn zu bezeichnen. Wir finden ihn auf den Samnitiſchen Muͤnzen des Bundesge- noſſenkriegs, fuͤr den großen C. Papius Mutilus; Livius nennt den Samnitiſchen Oberfeldherrn Imperator, wie einen Latiniſchen, Dictator. Strabo ſagt 20) die Lucaner haͤtten ſich in Kriegen einen Koͤnig gewaͤhlt; dies war die Wahl eines Imperators. Ihre Colonieen waren
18) Gellius XI. 1.
19)VI. c. 1. §. 2.
20)VI. c. 1. §. 3.
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Sprache der unterjochten, nicht ausgerotteten, Nationen
veraͤndert ward. Varro bewies den Sabiniſchen Ur-
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der Samnitiſchen Sprache finde 18). Dies laͤßt ver-
muthen, daß die eigentlichen Sabiner, ſchon ſo lange
roͤmiſche Buͤrger, die ihrige nicht mehr redeten; aber
Strabo (unter Tiberius) bemerkt, daß nun auch die
Sprache der Samniter und Lucaner ausgeſtorben ſey 19).
Die Campaniſch-oſkiſche mag ſich am weiteſten von der
Sabelliſchen entfernt, auch am laͤngſten erhalten haben.
Die Sabiner und Samniter wohnten in offnen Flek-
ken: ſehr wenige Staͤdte waren befeſtigt. Die Samniti-
ſche Nation beſtand aus unabhaͤngigen Landſchaften, ohne
Mittelpunkt, nur durch Tageſatzungen und voruͤberge-
hende Einheit verbunden, wie alle freye Voͤlker des Al-
terthums; oft ſelbſt in dringenden Zeiten durch Zwietracht
getrennt. Doch waͤhlten die Magiſtrate der Verbuͤndeten
im Kriege einen ſouverainen Feldherrn, deſſen ſabelliſcher
Wuͤrdennahme Embratur in die lateiniſche Sprache auf-
genommen iſt den hoͤchſten Feldherrn zu bezeichnen. Wir
finden ihn auf den Samnitiſchen Muͤnzen des Bundesge-
noſſenkriegs, fuͤr den großen C. Papius Mutilus; Livius
nennt den Samnitiſchen Oberfeldherrn Imperator,
wie einen Latiniſchen, Dictator. Strabo ſagt 20) die
Lucaner haͤtten ſich in Kriegen einen Koͤnig gewaͤhlt; dies
war die Wahl eines Imperators. Ihre Colonieen waren
18) Gellius XI. 1.
19) VI. c. 1. §. 2.
20) VI. c. 1. §. 3.
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/85>, abgerufen am 21.11.2024.
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