Theil des Senats. Diese entfernte M. Duilius durch die Erklärung er werde keine weitere Anklage und keine Verhaftung wegen politischer Vergehungen unter der Herrschaft der Decemvirn gestatten. So große Mäßi- gung hätte Eintracht herstellen sollen; aber kaum waren die Patricier frey von Furcht, als sie Rache dafür such- ten gefürchtet zu haben.
Die Consuln kehrten mit seltnem Glanz aus dem Felde zurück: die Liebe des Volks hatte ihnen ein zahlrei- cheres Heer verschafft als ihre Macht sie aufzubieten be- rechtigte, und ein besseres; denn alles folgte freywillig, auch die alten Krieger deren Jahre sie vom Dienst losspra- chen. Derselbe Eifer erwarb ihnen große Siege: die Soldaten kämpften aus äußersten Kräften um ihren Lieb- lingen und Wohlthätern herrliche Triumphe zu erringen. Für die Siege zweyer abgesonderter Heere, deren eines die Sabiner so überwunden hatte daß sie während 165 Jahren nie wieder die Waffen gegen Rom nahmen, beschloß der Senat nur einen Festtag: das Volk ließ sich nicht verwehren einen zweyten, wie es sich gebührt hätte zu verordnen, mit Danksagungen in allen Tempeln zu feyern. Die Heere kamen zurück, und die Consuln ent- boten, um über den Feldzug zu berichten, und den Triumph zu begehren, nach der Sitte den Senat aus der Stadt. Dieser äußerte den schändlichen Verdacht, es sey die Absicht sie von den Soldaten ermorden zu las- sen. Die Consuln verließen die Armee, und beriefen den Senat auf den Aventinus: außerhalb der Stadt, wie das Herkommen es forderte, da sie ohne den Feldherrnbe-
Theil des Senats. Dieſe entfernte M. Duilius durch die Erklaͤrung er werde keine weitere Anklage und keine Verhaftung wegen politiſcher Vergehungen unter der Herrſchaft der Decemvirn geſtatten. So große Maͤßi- gung haͤtte Eintracht herſtellen ſollen; aber kaum waren die Patricier frey von Furcht, als ſie Rache dafuͤr ſuch- ten gefuͤrchtet zu haben.
Die Conſuln kehrten mit ſeltnem Glanz aus dem Felde zuruͤck: die Liebe des Volks hatte ihnen ein zahlrei- cheres Heer verſchafft als ihre Macht ſie aufzubieten be- rechtigte, und ein beſſeres; denn alles folgte freywillig, auch die alten Krieger deren Jahre ſie vom Dienſt losſpra- chen. Derſelbe Eifer erwarb ihnen große Siege: die Soldaten kaͤmpften aus aͤußerſten Kraͤften um ihren Lieb- lingen und Wohlthaͤtern herrliche Triumphe zu erringen. Fuͤr die Siege zweyer abgeſonderter Heere, deren eines die Sabiner ſo uͤberwunden hatte daß ſie waͤhrend 165 Jahren nie wieder die Waffen gegen Rom nahmen, beſchloß der Senat nur einen Feſttag: das Volk ließ ſich nicht verwehren einen zweyten, wie es ſich gebuͤhrt haͤtte zu verordnen, mit Dankſagungen in allen Tempeln zu feyern. Die Heere kamen zuruͤck, und die Conſuln ent- boten, um uͤber den Feldzug zu berichten, und den Triumph zu begehren, nach der Sitte den Senat aus der Stadt. Dieſer aͤußerte den ſchaͤndlichen Verdacht, es ſey die Abſicht ſie von den Soldaten ermorden zu laſ- ſen. Die Conſuln verließen die Armee, und beriefen den Senat auf den Aventinus: außerhalb der Stadt, wie das Herkommen es forderte, da ſie ohne den Feldherrnbe-
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Theil des Senats. Dieſe entfernte M. Duilius durch
die Erklaͤrung er werde keine weitere Anklage und keine
Verhaftung wegen politiſcher Vergehungen unter der
Herrſchaft der Decemvirn geſtatten. So große Maͤßi-
gung haͤtte Eintracht herſtellen ſollen; aber kaum waren
die Patricier frey von Furcht, als ſie Rache dafuͤr ſuch-
ten gefuͤrchtet zu haben.
Die Conſuln kehrten mit ſeltnem Glanz aus dem
Felde zuruͤck: die Liebe des Volks hatte ihnen ein zahlrei-
cheres Heer verſchafft als ihre Macht ſie aufzubieten be-
rechtigte, und ein beſſeres; denn alles folgte freywillig,
auch die alten Krieger deren Jahre ſie vom Dienſt losſpra-
chen. Derſelbe Eifer erwarb ihnen große Siege: die
Soldaten kaͤmpften aus aͤußerſten Kraͤften um ihren Lieb-
lingen und Wohlthaͤtern herrliche Triumphe zu erringen.
Fuͤr die Siege zweyer abgeſonderter Heere, deren eines
die Sabiner ſo uͤberwunden hatte daß ſie waͤhrend
165 Jahren nie wieder die Waffen gegen Rom nahmen,
beſchloß der Senat nur einen Feſttag: das Volk ließ ſich
nicht verwehren einen zweyten, wie es ſich gebuͤhrt haͤtte
zu verordnen, mit Dankſagungen in allen Tempeln zu
feyern. Die Heere kamen zuruͤck, und die Conſuln ent-
boten, um uͤber den Feldzug zu berichten, und den
Triumph zu begehren, nach der Sitte den Senat aus
der Stadt. Dieſer aͤußerte den ſchaͤndlichen Verdacht,
es ſey die Abſicht ſie von den Soldaten ermorden zu laſ-
ſen. Die Conſuln verließen die Armee, und beriefen den
Senat auf den Aventinus: außerhalb der Stadt, wie
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/173>, abgerufen am 26.11.2024.
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