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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

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diesen sogar getrennt gewesen seyn, ehe es als Colonie
in den Bund zurückgeführt ward, weil im Jahr 311
ein eigenes Bündniß mit ihr geschlossen ist, und weil
Rom, nicht die latinische Bundesgemeinde, Schiedsrich-
terin in der Fehde zwischen den Ardeatern und Arici-
nern war.

Ein Weihgeschenk im Haupttempel eines verbünde-
ten Staats bezeugte, unter den westlichen Völkern wie
in Griechenland, bey glücklichen Vorfällen und in schwie-
rigen Schicksalen, das Mitgefühl unabhängiger Natio-
nen: als Gelübde für der Freunde Wohl. Nicht anders
als wie nach dem Sieg des ersten samnitischen Kriegs
Karthago, sandten Latiner und Herniker nach dem Sturz
des Decemvirats einen goldnen Kranz dem capitolini-
schen Jupiter, von geringer Kostbarkeit, wie die Völker
damals arm waren 33).

Die Geschichte der Natur aus den römischen Annalen
gewährt in diesem Zeitraum wenig Nutzbares. Von den
noch immer wieder erscheinenden Seuchen ist schon gere-
det. Erwähnung verdient eine widernatürliche Dürre,
wodurch Quellen und Bäche versiegten, das Vieh ver-
schmachtete oder an Seuchen hinfiel, welche sich den Men-
schen mittheilten, also Milzbrand. Sie fällt in das Jahr
327, und steht sichtbar in Verbindung mit den häufigen
und schrecklichen Erdbeben die damals Griechenland heim-
suchten, und dem dritten Ausbruch des Aetna 34).


33) Livius III. c. 57. VII. c. 38.
34) Livius IV. c. 30. Das Jahr 327 nach Cato ist Ol. 883/4.
In demselben Jahr geschah die große Eruption des Aetna,

dieſen ſogar getrennt geweſen ſeyn, ehe es als Colonie
in den Bund zuruͤckgefuͤhrt ward, weil im Jahr 311
ein eigenes Buͤndniß mit ihr geſchloſſen iſt, und weil
Rom, nicht die latiniſche Bundesgemeinde, Schiedsrich-
terin in der Fehde zwiſchen den Ardeatern und Arici-
nern war.

Ein Weihgeſchenk im Haupttempel eines verbuͤnde-
ten Staats bezeugte, unter den weſtlichen Voͤlkern wie
in Griechenland, bey gluͤcklichen Vorfaͤllen und in ſchwie-
rigen Schickſalen, das Mitgefuͤhl unabhaͤngiger Natio-
nen: als Geluͤbde fuͤr der Freunde Wohl. Nicht anders
als wie nach dem Sieg des erſten ſamnitiſchen Kriegs
Karthago, ſandten Latiner und Herniker nach dem Sturz
des Decemvirats einen goldnen Kranz dem capitolini-
ſchen Jupiter, von geringer Koſtbarkeit, wie die Voͤlker
damals arm waren 33).

Die Geſchichte der Natur aus den roͤmiſchen Annalen
gewaͤhrt in dieſem Zeitraum wenig Nutzbares. Von den
noch immer wieder erſcheinenden Seuchen iſt ſchon gere-
det. Erwaͤhnung verdient eine widernatuͤrliche Duͤrre,
wodurch Quellen und Baͤche verſiegten, das Vieh ver-
ſchmachtete oder an Seuchen hinfiel, welche ſich den Men-
ſchen mittheilten, alſo Milzbrand. Sie faͤllt in das Jahr
327, und ſteht ſichtbar in Verbindung mit den haͤufigen
und ſchrecklichen Erdbeben die damals Griechenland heim-
ſuchten, und dem dritten Ausbruch des Aetna 34).


33) Livius III. c. 57. VII. c. 38.
34) Livius IV. c. 30. Das Jahr 327 nach Cato iſt Ol. 88¾.
In demſelben Jahr geſchah die große Eruption des Aetna,
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[199/0215] dieſen ſogar getrennt geweſen ſeyn, ehe es als Colonie in den Bund zuruͤckgefuͤhrt ward, weil im Jahr 311 ein eigenes Buͤndniß mit ihr geſchloſſen iſt, und weil Rom, nicht die latiniſche Bundesgemeinde, Schiedsrich- terin in der Fehde zwiſchen den Ardeatern und Arici- nern war. Ein Weihgeſchenk im Haupttempel eines verbuͤnde- ten Staats bezeugte, unter den weſtlichen Voͤlkern wie in Griechenland, bey gluͤcklichen Vorfaͤllen und in ſchwie- rigen Schickſalen, das Mitgefuͤhl unabhaͤngiger Natio- nen: als Geluͤbde fuͤr der Freunde Wohl. Nicht anders als wie nach dem Sieg des erſten ſamnitiſchen Kriegs Karthago, ſandten Latiner und Herniker nach dem Sturz des Decemvirats einen goldnen Kranz dem capitolini- ſchen Jupiter, von geringer Koſtbarkeit, wie die Voͤlker damals arm waren 33). Die Geſchichte der Natur aus den roͤmiſchen Annalen gewaͤhrt in dieſem Zeitraum wenig Nutzbares. Von den noch immer wieder erſcheinenden Seuchen iſt ſchon gere- det. Erwaͤhnung verdient eine widernatuͤrliche Duͤrre, wodurch Quellen und Baͤche verſiegten, das Vieh ver- ſchmachtete oder an Seuchen hinfiel, welche ſich den Men- ſchen mittheilten, alſo Milzbrand. Sie faͤllt in das Jahr 327, und ſteht ſichtbar in Verbindung mit den haͤufigen und ſchrecklichen Erdbeben die damals Griechenland heim- ſuchten, und dem dritten Ausbruch des Aetna 34). 33) Livius III. c. 57. VII. c. 38. 34) Livius IV. c. 30. Das Jahr 327 nach Cato iſt Ol. 88¾. In demſelben Jahr geſchah die große Eruption des Aetna,

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/215>, abgerufen am 23.11.2024.