erzählt, wäre dann unmöglich gewesen. Glaublich ist nur daß mehrere Schanzen um die Stadt her aufge- führt waren, und von römischen Besatzungen behauptet wurden, welche, gegen einen gewagten Sturm hinreichend befestigt, im Fall eines ernsthafteren Angriffs durch ein allgemeines Aufgebot aus dem weniger als zwanzig Mil- lien entfernten Rom entsetzt werden konnten. Solche Kastelle, wie sie die Sprache der römischen Kriegskunst nannte, machten die Bestellung der Felder fast unmög- lich, und erschwerten die Zufuhr außerordentlich, wenn sie gleich nicht hinreichten völligen Hunger in der Stadt hervorzubringen.
Sie waren, wie Dekelea, unter dem Schutz der Armee aufgeführt, und alljährlich lagerte diese sich aufs neue vor der Stadt: dann waren sie der Sitz der Zu- rüstungen und die Basis der Belagerungswerke, wie die Kindheit der italischen Kriegskunst sie kannte, wenn diese unternommen wurden. Im dritten Feldzug (352) schei- nen diese Kastelle zuerst aufgeführt zu seyn: damals ward die Stadt auch regelmäßig belagert. Ein Schutt war gegen die Mauer geführt, von hölzernen Gerüsten eingeschlossen, auf daß er nicht zerfalle: das war auch in Griechenland damals noch die Belagerungsart, einen Damm in gleicher oder größerer Höhe der Mauer, und von großer Breite, an sie hinanzuführen, um die Bela- gerten auf ebener Fläche oder von einem höheren Ort auzugreifen 72). Mauerbrecher waren noch äußerst
selten:
72) Thukydides II. c. 75 -- 77.
erzaͤhlt, waͤre dann unmoͤglich geweſen. Glaublich iſt nur daß mehrere Schanzen um die Stadt her aufge- fuͤhrt waren, und von roͤmiſchen Beſatzungen behauptet wurden, welche, gegen einen gewagten Sturm hinreichend befeſtigt, im Fall eines ernſthafteren Angriffs durch ein allgemeines Aufgebot aus dem weniger als zwanzig Mil- lien entfernten Rom entſetzt werden konnten. Solche Kaſtelle, wie ſie die Sprache der roͤmiſchen Kriegskunſt nannte, machten die Beſtellung der Felder faſt unmoͤg- lich, und erſchwerten die Zufuhr außerordentlich, wenn ſie gleich nicht hinreichten voͤlligen Hunger in der Stadt hervorzubringen.
Sie waren, wie Dekelea, unter dem Schutz der Armee aufgefuͤhrt, und alljaͤhrlich lagerte dieſe ſich aufs neue vor der Stadt: dann waren ſie der Sitz der Zu- ruͤſtungen und die Baſis der Belagerungswerke, wie die Kindheit der italiſchen Kriegskunſt ſie kannte, wenn dieſe unternommen wurden. Im dritten Feldzug (352) ſchei- nen dieſe Kaſtelle zuerſt aufgefuͤhrt zu ſeyn: damals ward die Stadt auch regelmaͤßig belagert. Ein Schutt war gegen die Mauer gefuͤhrt, von hoͤlzernen Geruͤſten eingeſchloſſen, auf daß er nicht zerfalle: das war auch in Griechenland damals noch die Belagerungsart, einen Damm in gleicher oder groͤßerer Hoͤhe der Mauer, und von großer Breite, an ſie hinanzufuͤhren, um die Bela- gerten auf ebener Flaͤche oder von einem hoͤheren Ort auzugreifen 72). Mauerbrecher waren noch aͤußerſt
ſelten:
72) Thukydides II. c. 75 — 77.
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erzaͤhlt, waͤre dann unmoͤglich geweſen. Glaublich iſt
nur daß mehrere Schanzen um die Stadt her aufge-
fuͤhrt waren, und von roͤmiſchen Beſatzungen behauptet
wurden, welche, gegen einen gewagten Sturm hinreichend
befeſtigt, im Fall eines ernſthafteren Angriffs durch ein
allgemeines Aufgebot aus dem weniger als zwanzig Mil-
lien entfernten Rom entſetzt werden konnten. Solche
Kaſtelle, wie ſie die Sprache der roͤmiſchen Kriegskunſt
nannte, machten die Beſtellung der Felder faſt unmoͤg-
lich, und erſchwerten die Zufuhr außerordentlich, wenn
ſie gleich nicht hinreichten voͤlligen Hunger in der Stadt
hervorzubringen.
Sie waren, wie Dekelea, unter dem Schutz der
Armee aufgefuͤhrt, und alljaͤhrlich lagerte dieſe ſich aufs
neue vor der Stadt: dann waren ſie der Sitz der Zu-
ruͤſtungen und die Baſis der Belagerungswerke, wie die
Kindheit der italiſchen Kriegskunſt ſie kannte, wenn dieſe
unternommen wurden. Im dritten Feldzug (352) ſchei-
nen dieſe Kaſtelle zuerſt aufgefuͤhrt zu ſeyn: damals
ward die Stadt auch regelmaͤßig belagert. Ein Schutt
war gegen die Mauer gefuͤhrt, von hoͤlzernen Geruͤſten
eingeſchloſſen, auf daß er nicht zerfalle: das war auch
in Griechenland damals noch die Belagerungsart, einen
Damm in gleicher oder groͤßerer Hoͤhe der Mauer, und
von großer Breite, an ſie hinanzufuͤhren, um die Bela-
gerten auf ebener Flaͤche oder von einem hoͤheren Ort
auzugreifen 72). Mauerbrecher waren noch aͤußerſt
ſelten:
72) Thukydides II. c. 75 — 77.
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/240>, abgerufen am 23.11.2024.
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