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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

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den Thoren und führten ihn gefangen 74). Zugleich aber
ward eine Gesandtschaft nach Delphi gesandt, da die
etruskischen Aruspices hier nicht unverdächtige Zeugen
waren. Als auch der pythische Gott jene Aussage be-
währt hatte, soll die Ableitung des Sees durch den be-
rühmten Emissarius, bis an die Ebene wo der Strohm
in Bewässerungsgräben über die Felder vertheilt ward,
unternommen, und ehe Camillus vor Veji erschien,
vollendet seyn.

Von den Göttern der Eroberung versichert wenn
von seiner und des Heers Seite nicht versäumt würde
was die Erfüllung des Schicksals erforderte, vollführte
Camillus, ungeahndet von den Feinden, ein kaum ge-
ringeres Werk zu ihrem Untergang durch menschliche
Mittel. Er schien unthätig: keine Werke wurden ange-
legt: die Römer standen ruhig auf ihren Posten, und
schienen der langsamen Entscheidung einer hartnäckigen
Blokade entgegen zu sehen. Aber das Heer war in sechs
Schaaren getheilt, und arbeitete, ohne Rast nach jeder

74) Cicero a. a. O. hat eine andere Erzählung, daß ein Ver-
räther das Geheimniß der Propheten offenbart habe. Diese
scheint schon aus dem Dichterischen gekünstelt. Merkwürdig
ist aber dabey, -- wie in den älteren Annalisten neben ih-
ren Verfälschungen der alten Sage viel uraltes sich erhielt,
hier dieses, dort jenes, -- daß er von einer Friedensgesandt-
schaft erzählt welche die Vejenter um diese Zeit nach Rom
geschickt: diese habe den Römern die Wahrheit des verra-
thenen Schicksalsspruchs bekannt, aber gewarnt, es sey hin-
zugefügt, dann werde Rom in kurzer Zeit von den Galliern
eingenommen werden.

den Thoren und fuͤhrten ihn gefangen 74). Zugleich aber
ward eine Geſandtſchaft nach Delphi geſandt, da die
etruskiſchen Aruſpices hier nicht unverdaͤchtige Zeugen
waren. Als auch der pythiſche Gott jene Ausſage be-
waͤhrt hatte, ſoll die Ableitung des Sees durch den be-
ruͤhmten Emiſſarius, bis an die Ebene wo der Strohm
in Bewaͤſſerungsgraͤben uͤber die Felder vertheilt ward,
unternommen, und ehe Camillus vor Veji erſchien,
vollendet ſeyn.

Von den Goͤttern der Eroberung verſichert wenn
von ſeiner und des Heers Seite nicht verſaͤumt wuͤrde
was die Erfuͤllung des Schickſals erforderte, vollfuͤhrte
Camillus, ungeahndet von den Feinden, ein kaum ge-
ringeres Werk zu ihrem Untergang durch menſchliche
Mittel. Er ſchien unthaͤtig: keine Werke wurden ange-
legt: die Roͤmer ſtanden ruhig auf ihren Poſten, und
ſchienen der langſamen Entſcheidung einer hartnaͤckigen
Blokade entgegen zu ſehen. Aber das Heer war in ſechs
Schaaren getheilt, und arbeitete, ohne Raſt nach jeder

74) Cicero a. a. O. hat eine andere Erzaͤhlung, daß ein Ver-
raͤther das Geheimniß der Propheten offenbart habe. Dieſe
ſcheint ſchon aus dem Dichteriſchen gekuͤnſtelt. Merkwuͤrdig
iſt aber dabey, — wie in den aͤlteren Annaliſten neben ih-
ren Verfaͤlſchungen der alten Sage viel uraltes ſich erhielt,
hier dieſes, dort jenes, — daß er von einer Friedensgeſandt-
ſchaft erzaͤhlt welche die Vejenter um dieſe Zeit nach Rom
geſchickt: dieſe habe den Roͤmern die Wahrheit des verra-
thenen Schickſalsſpruchs bekannt, aber gewarnt, es ſey hin-
zugefuͤgt, dann werde Rom in kurzer Zeit von den Galliern
eingenommen werden.
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[229/0245] den Thoren und fuͤhrten ihn gefangen 74). Zugleich aber ward eine Geſandtſchaft nach Delphi geſandt, da die etruskiſchen Aruſpices hier nicht unverdaͤchtige Zeugen waren. Als auch der pythiſche Gott jene Ausſage be- waͤhrt hatte, ſoll die Ableitung des Sees durch den be- ruͤhmten Emiſſarius, bis an die Ebene wo der Strohm in Bewaͤſſerungsgraͤben uͤber die Felder vertheilt ward, unternommen, und ehe Camillus vor Veji erſchien, vollendet ſeyn. Von den Goͤttern der Eroberung verſichert wenn von ſeiner und des Heers Seite nicht verſaͤumt wuͤrde was die Erfuͤllung des Schickſals erforderte, vollfuͤhrte Camillus, ungeahndet von den Feinden, ein kaum ge- ringeres Werk zu ihrem Untergang durch menſchliche Mittel. Er ſchien unthaͤtig: keine Werke wurden ange- legt: die Roͤmer ſtanden ruhig auf ihren Poſten, und ſchienen der langſamen Entſcheidung einer hartnaͤckigen Blokade entgegen zu ſehen. Aber das Heer war in ſechs Schaaren getheilt, und arbeitete, ohne Raſt nach jeder 74) Cicero a. a. O. hat eine andere Erzaͤhlung, daß ein Ver- raͤther das Geheimniß der Propheten offenbart habe. Dieſe ſcheint ſchon aus dem Dichteriſchen gekuͤnſtelt. Merkwuͤrdig iſt aber dabey, — wie in den aͤlteren Annaliſten neben ih- ren Verfaͤlſchungen der alten Sage viel uraltes ſich erhielt, hier dieſes, dort jenes, — daß er von einer Friedensgeſandt- ſchaft erzaͤhlt welche die Vejenter um dieſe Zeit nach Rom geſchickt: dieſe habe den Roͤmern die Wahrheit des verra- thenen Schickſalsſpruchs bekannt, aber gewarnt, es ſey hin- zugefuͤgt, dann werde Rom in kurzer Zeit von den Galliern eingenommen werden.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/245>, abgerufen am 23.11.2024.