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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

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Arbeiten beschäftigt, und kein zweckloses Gefecht der
Vorposten geduldet.

Die Geschichte der Einnahme von Veji war in den
ältesten Annalen offenbar ganz dichterisch: einiges hat Li-
vius gemildert; anderes als Dichtung angedeutet: viel
unmögliches schien ihm fälschlich nicht unhistorisch. So
lautete die alte Erzählung.

Unter andern Wunderzeichen hatte ein ungewöhnli-
ches Anschwellen des Albanersees zwey Jahre früher die
religiösen Gemüther der Römer entsetzt. Zwischen Ber-
gen eingeschlossen, ohne sich in einen Strohm zu ergießen,
verschwand ohne Zweifel das Uebermaaß seines Gewässers
durch unterirdische Klüfte welche durch die in diesem
Zeitalter unaufhörlichen Erdbeben verschüttet seyn moch-
ten. In einem trocknen Sommer schwoll der See über
alles Maaß an, und drohte, den Kessel worin er sich be-
findet anfüllend, über die einschließenden Berge mit reis-
sender Ueberschwemmung zu strömen. Diese Erscheinung
soll in den etruskischen Schicksalsbüchern geweissagt, und
an der Entladung des Sees das Schicksal von Rom und
Veji gebunden gewesen seyn; so lange der See ohne Ab-
fluß sey werde Veji bestehen; ströme sein Gewässer in das
Meer, dann müsse zwar Veji fallen, aber auch Rom werde
untergehen: werde es abgeleitet und zerstreut, dann sey
Vejis Untergang entschieden ohne Gefahr für Rom 73).
Vom Schicksal getrieben, frohlockte ein alter Aruspex in
der belagerten Stadt über die Blindheit der Römer: die
Belagerer erfuhren seine Wissenschaft, lockten ihn aus

73) Cicero de Divinat. I. c. 44.

Arbeiten beſchaͤftigt, und kein zweckloſes Gefecht der
Vorpoſten geduldet.

Die Geſchichte der Einnahme von Veji war in den
aͤlteſten Annalen offenbar ganz dichteriſch: einiges hat Li-
vius gemildert; anderes als Dichtung angedeutet: viel
unmoͤgliches ſchien ihm faͤlſchlich nicht unhiſtoriſch. So
lautete die alte Erzaͤhlung.

Unter andern Wunderzeichen hatte ein ungewoͤhnli-
ches Anſchwellen des Albanerſees zwey Jahre fruͤher die
religioͤſen Gemuͤther der Roͤmer entſetzt. Zwiſchen Ber-
gen eingeſchloſſen, ohne ſich in einen Strohm zu ergießen,
verſchwand ohne Zweifel das Uebermaaß ſeines Gewaͤſſers
durch unterirdiſche Kluͤfte welche durch die in dieſem
Zeitalter unaufhoͤrlichen Erdbeben verſchuͤttet ſeyn moch-
ten. In einem trocknen Sommer ſchwoll der See uͤber
alles Maaß an, und drohte, den Keſſel worin er ſich be-
findet anfuͤllend, uͤber die einſchließenden Berge mit reiſ-
ſender Ueberſchwemmung zu ſtroͤmen. Dieſe Erſcheinung
ſoll in den etruskiſchen Schickſalsbuͤchern geweiſſagt, und
an der Entladung des Sees das Schickſal von Rom und
Veji gebunden geweſen ſeyn; ſo lange der See ohne Ab-
fluß ſey werde Veji beſtehen; ſtroͤme ſein Gewaͤſſer in das
Meer, dann muͤſſe zwar Veji fallen, aber auch Rom werde
untergehen: werde es abgeleitet und zerſtreut, dann ſey
Vejis Untergang entſchieden ohne Gefahr fuͤr Rom 73).
Vom Schickſal getrieben, frohlockte ein alter Aruſpex in
der belagerten Stadt uͤber die Blindheit der Roͤmer: die
Belagerer erfuhren ſeine Wiſſenſchaft, lockten ihn aus

73) Cicero de Divinat. I. c. 44.
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[228/0244] Arbeiten beſchaͤftigt, und kein zweckloſes Gefecht der Vorpoſten geduldet. Die Geſchichte der Einnahme von Veji war in den aͤlteſten Annalen offenbar ganz dichteriſch: einiges hat Li- vius gemildert; anderes als Dichtung angedeutet: viel unmoͤgliches ſchien ihm faͤlſchlich nicht unhiſtoriſch. So lautete die alte Erzaͤhlung. Unter andern Wunderzeichen hatte ein ungewoͤhnli- ches Anſchwellen des Albanerſees zwey Jahre fruͤher die religioͤſen Gemuͤther der Roͤmer entſetzt. Zwiſchen Ber- gen eingeſchloſſen, ohne ſich in einen Strohm zu ergießen, verſchwand ohne Zweifel das Uebermaaß ſeines Gewaͤſſers durch unterirdiſche Kluͤfte welche durch die in dieſem Zeitalter unaufhoͤrlichen Erdbeben verſchuͤttet ſeyn moch- ten. In einem trocknen Sommer ſchwoll der See uͤber alles Maaß an, und drohte, den Keſſel worin er ſich be- findet anfuͤllend, uͤber die einſchließenden Berge mit reiſ- ſender Ueberſchwemmung zu ſtroͤmen. Dieſe Erſcheinung ſoll in den etruskiſchen Schickſalsbuͤchern geweiſſagt, und an der Entladung des Sees das Schickſal von Rom und Veji gebunden geweſen ſeyn; ſo lange der See ohne Ab- fluß ſey werde Veji beſtehen; ſtroͤme ſein Gewaͤſſer in das Meer, dann muͤſſe zwar Veji fallen, aber auch Rom werde untergehen: werde es abgeleitet und zerſtreut, dann ſey Vejis Untergang entſchieden ohne Gefahr fuͤr Rom 73). Vom Schickſal getrieben, frohlockte ein alter Aruſpex in der belagerten Stadt uͤber die Blindheit der Roͤmer: die Belagerer erfuhren ſeine Wiſſenſchaft, lockten ihn aus 73) Cicero de Divinat. I. c. 44.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/244>, abgerufen am 23.11.2024.