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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

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dem erwachsen war was er als Volksparthey im Alter-
thum schmäht, und deswegen haßt weil er die Volkspar-
they in den Tagen seiner Väter für alles Unglück verant-
wortlich macht was sich durch sie entschied. Die Plebs des
dritten Jahrhunderts muß ihm für die welche im achten
also genannt ward, ihre Tribunen müssen für Saturninus
und Clodius, die Ackergesetze der alten Republik für die
der Triumvirn büßen: und so wird eines der liebenswür-
digsten Gemüther, ohne es zu ahnden, im Widerspruch
gegen seine innersten und eigentlichen Gefühle, ungerecht
gegen die gute Sache, der ungerechten hold.

Mag nun der Beschluß über eine gerechtere Ord-
nung wegen der Domaine in einem förmlichen Gesetz,
oder nur in einem Senatusconsult abgefaßt gewesen
seyn, so hatte doch der Senat dem Volk die eingeräum-
ten Vortheile in unbestreitbar gültiger Form bewilligt,
und konnte die Ausführung seines eignen Beschlusses
nicht ohne Wortbrüchigkeit versagen. Dies feierlich ge-
gebne Wort ward gebrochen. Es war verordnet daß
die Consuln des folgenden Jahrs (269) die Commissa-
rien für die Abgränzung des Ager Publicus, die Ab-
sonderung eines Theils zum Verkauf und zur Assigna-
tion, und die Verpachtung des Zehenten, ernennen soll-
ten: dies geschah nicht. Die Tribunen mahnten um
Ausführung der Verordnung. Zur Antwort kündigten
die Consuln eine Truppenaushebung an, wodurch die
Berathschlagung der Volksgemeinde gehindert ward, in-
dem man dazu in dem ganzen Lauf dieser innern Feh-
den den Tag wählte worauf diese von den Tribunen an-

dem erwachſen war was er als Volksparthey im Alter-
thum ſchmaͤht, und deswegen haßt weil er die Volkspar-
they in den Tagen ſeiner Vaͤter fuͤr alles Ungluͤck verant-
wortlich macht was ſich durch ſie entſchied. Die Plebs des
dritten Jahrhunderts muß ihm fuͤr die welche im achten
alſo genannt ward, ihre Tribunen muͤſſen fuͤr Saturninus
und Clodius, die Ackergeſetze der alten Republik fuͤr die
der Triumvirn buͤßen: und ſo wird eines der liebenswuͤr-
digſten Gemuͤther, ohne es zu ahnden, im Widerſpruch
gegen ſeine innerſten und eigentlichen Gefuͤhle, ungerecht
gegen die gute Sache, der ungerechten hold.

Mag nun der Beſchluß uͤber eine gerechtere Ord-
nung wegen der Domaine in einem foͤrmlichen Geſetz,
oder nur in einem Senatusconſult abgefaßt geweſen
ſeyn, ſo hatte doch der Senat dem Volk die eingeraͤum-
ten Vortheile in unbeſtreitbar guͤltiger Form bewilligt,
und konnte die Ausfuͤhrung ſeines eignen Beſchluſſes
nicht ohne Wortbruͤchigkeit verſagen. Dies feierlich ge-
gebne Wort ward gebrochen. Es war verordnet daß
die Conſuln des folgenden Jahrs (269) die Commiſſa-
rien fuͤr die Abgraͤnzung des Ager Publicus, die Ab-
ſonderung eines Theils zum Verkauf und zur Aſſigna-
tion, und die Verpachtung des Zehenten, ernennen ſoll-
ten: dies geſchah nicht. Die Tribunen mahnten um
Ausfuͤhrung der Verordnung. Zur Antwort kuͤndigten
die Conſuln eine Truppenaushebung an, wodurch die
Berathſchlagung der Volksgemeinde gehindert ward, in-
dem man dazu in dem ganzen Lauf dieſer innern Feh-
den den Tag waͤhlte worauf dieſe von den Tribunen an-

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[21/0037] dem erwachſen war was er als Volksparthey im Alter- thum ſchmaͤht, und deswegen haßt weil er die Volkspar- they in den Tagen ſeiner Vaͤter fuͤr alles Ungluͤck verant- wortlich macht was ſich durch ſie entſchied. Die Plebs des dritten Jahrhunderts muß ihm fuͤr die welche im achten alſo genannt ward, ihre Tribunen muͤſſen fuͤr Saturninus und Clodius, die Ackergeſetze der alten Republik fuͤr die der Triumvirn buͤßen: und ſo wird eines der liebenswuͤr- digſten Gemuͤther, ohne es zu ahnden, im Widerſpruch gegen ſeine innerſten und eigentlichen Gefuͤhle, ungerecht gegen die gute Sache, der ungerechten hold. Mag nun der Beſchluß uͤber eine gerechtere Ord- nung wegen der Domaine in einem foͤrmlichen Geſetz, oder nur in einem Senatusconſult abgefaßt geweſen ſeyn, ſo hatte doch der Senat dem Volk die eingeraͤum- ten Vortheile in unbeſtreitbar guͤltiger Form bewilligt, und konnte die Ausfuͤhrung ſeines eignen Beſchluſſes nicht ohne Wortbruͤchigkeit verſagen. Dies feierlich ge- gebne Wort ward gebrochen. Es war verordnet daß die Conſuln des folgenden Jahrs (269) die Commiſſa- rien fuͤr die Abgraͤnzung des Ager Publicus, die Ab- ſonderung eines Theils zum Verkauf und zur Aſſigna- tion, und die Verpachtung des Zehenten, ernennen ſoll- ten: dies geſchah nicht. Die Tribunen mahnten um Ausfuͤhrung der Verordnung. Zur Antwort kuͤndigten die Conſuln eine Truppenaushebung an, wodurch die Berathſchlagung der Volksgemeinde gehindert ward, in- dem man dazu in dem ganzen Lauf dieſer innern Feh- den den Tag waͤhlte worauf dieſe von den Tribunen an-

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/37>, abgerufen am 21.11.2024.