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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

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für seinen Antheil durch Besitz zu nutzen, sofern er
das Maaß nicht überschreitet welches dieses Gesetz be-
stimmt 44).

4. Niemand darf vom Gemeinland an Acker und
Pflanzungen mehr als fünfhundert Jugern besitzen, noch
auf der Gemeinweide mehr als hundert Häupter gro-
ßes, und fünfhundert Stück kleines Vieh grasen lassen.
Wer dagegen handelt den sollen die Aedilen vor dem
Volk auf eine Geldstrafe belangen; er soll das Land-
maaß, welches er gesetzwidrig besaß, verbrochen haben.
Eben so diejenigen welche ihre Triften unerlaubt er-
weitern 45).


44) Seit dem licinischen Gesetz ist die Benutzung der Do-
maine durch Plebejer unzweifelhaft, da C. Stolo selbst sein
Gesetz überschritt. Dies könnte durch Kauf geschehen seyn,
und so mochten reiche Plebejer schon früher diesen Besitz
theilen: aber die Nobilität des gracchischen Zeitalters war
größtentheils plebejisch, und ihr Besitz gründete sich auf die
Occupation ihrer Vorfahren.
45) Nichts ist bekannter als das Maaß des Landbesitzes: wie
die Hutgerechtigkeit beschränkt gewesen, meldet Appian (de
bell. civil. I, p. 354, ed. Steph.
). Die plebejischen Aedilen
erscheinen als Ankläger vor dem Volk gegen gesetzwidrige
Ackerbesitzer im Jahr 454, mit Erfolg: (Livius X. c. 13.)
wegen übermäßiger Weidebenutzung (derselbe X. c. 23. 47.
XXXIII. c. 42. XXXV. c.
10. Ovidius fast. V. v. 283. ff.).
Gewiß war auch M. Popillius Länas Aedilis des Volks
(VII. c. 16.), als er den Urheber des Gesetzes überwieß
daß er selbst, durch Emancipation seines Sohns, ihm listig
ausweichend entgegenhandle. Der Geldstrafen wird in al-
len Fällen gedacht. C. Licinius Stolo ward zu zehntau-

fuͤr ſeinen Antheil durch Beſitz zu nutzen, ſofern er
das Maaß nicht uͤberſchreitet welches dieſes Geſetz be-
ſtimmt 44).

4. Niemand darf vom Gemeinland an Acker und
Pflanzungen mehr als fuͤnfhundert Jugern beſitzen, noch
auf der Gemeinweide mehr als hundert Haͤupter gro-
ßes, und fuͤnfhundert Stuͤck kleines Vieh graſen laſſen.
Wer dagegen handelt den ſollen die Aedilen vor dem
Volk auf eine Geldſtrafe belangen; er ſoll das Land-
maaß, welches er geſetzwidrig beſaß, verbrochen haben.
Eben ſo diejenigen welche ihre Triften unerlaubt er-
weitern 45).


44) Seit dem liciniſchen Geſetz iſt die Benutzung der Do-
maine durch Plebejer unzweifelhaft, da C. Stolo ſelbſt ſein
Geſetz uͤberſchritt. Dies koͤnnte durch Kauf geſchehen ſeyn,
und ſo mochten reiche Plebejer ſchon fruͤher dieſen Beſitz
theilen: aber die Nobilitaͤt des gracchiſchen Zeitalters war
groͤßtentheils plebejiſch, und ihr Beſitz gruͤndete ſich auf die
Occupation ihrer Vorfahren.
45) Nichts iſt bekannter als das Maaß des Landbeſitzes: wie
die Hutgerechtigkeit beſchraͤnkt geweſen, meldet Appian (de
bell. civil. I, p. 354, ed. Steph.
). Die plebejiſchen Aedilen
erſcheinen als Anklaͤger vor dem Volk gegen geſetzwidrige
Ackerbeſitzer im Jahr 454, mit Erfolg: (Livius X. c. 13.)
wegen uͤbermaͤßiger Weidebenutzung (derſelbe X. c. 23. 47.
XXXIII. c. 42. XXXV. c.
10. Ovidius fast. V. v. 283. ff.).
Gewiß war auch M. Popillius Laͤnas Aedilis des Volks
(VII. c. 16.), als er den Urheber des Geſetzes uͤberwieß
daß er ſelbſt, durch Emancipation ſeines Sohns, ihm liſtig
ausweichend entgegenhandle. Der Geldſtrafen wird in al-
len Faͤllen gedacht. C. Licinius Stolo ward zu zehntau-
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[396/0412] fuͤr ſeinen Antheil durch Beſitz zu nutzen, ſofern er das Maaß nicht uͤberſchreitet welches dieſes Geſetz be- ſtimmt 44). 4. Niemand darf vom Gemeinland an Acker und Pflanzungen mehr als fuͤnfhundert Jugern beſitzen, noch auf der Gemeinweide mehr als hundert Haͤupter gro- ßes, und fuͤnfhundert Stuͤck kleines Vieh graſen laſſen. Wer dagegen handelt den ſollen die Aedilen vor dem Volk auf eine Geldſtrafe belangen; er ſoll das Land- maaß, welches er geſetzwidrig beſaß, verbrochen haben. Eben ſo diejenigen welche ihre Triften unerlaubt er- weitern 45). 44) Seit dem liciniſchen Geſetz iſt die Benutzung der Do- maine durch Plebejer unzweifelhaft, da C. Stolo ſelbſt ſein Geſetz uͤberſchritt. Dies koͤnnte durch Kauf geſchehen ſeyn, und ſo mochten reiche Plebejer ſchon fruͤher dieſen Beſitz theilen: aber die Nobilitaͤt des gracchiſchen Zeitalters war groͤßtentheils plebejiſch, und ihr Beſitz gruͤndete ſich auf die Occupation ihrer Vorfahren. 45) Nichts iſt bekannter als das Maaß des Landbeſitzes: wie die Hutgerechtigkeit beſchraͤnkt geweſen, meldet Appian (de bell. civil. I, p. 354, ed. Steph.). Die plebejiſchen Aedilen erſcheinen als Anklaͤger vor dem Volk gegen geſetzwidrige Ackerbeſitzer im Jahr 454, mit Erfolg: (Livius X. c. 13.) wegen uͤbermaͤßiger Weidebenutzung (derſelbe X. c. 23. 47. XXXIII. c. 42. XXXV. c. 10. Ovidius fast. V. v. 283. ff.). Gewiß war auch M. Popillius Laͤnas Aedilis des Volks (VII. c. 16.), als er den Urheber des Geſetzes uͤberwieß daß er ſelbſt, durch Emancipation ſeines Sohns, ihm liſtig ausweichend entgegenhandle. Der Geldſtrafen wird in al- len Faͤllen gedacht. C. Licinius Stolo ward zu zehntau-

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/412>, abgerufen am 22.11.2024.