Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.Weise in den Strafbestimmungen gegen den schuldigen 16) Ulpian Tit. de dotib. §. 12. 13. 17) Denn im ersten Fall verliert der Mann an jährigen Zin-
sen 1/3 + 2/3 + 1 = 2 = 1/6 des Capitals; im zweyten, nach jener Erklärung, 1/3 + 1/2 + 2/3 = 11/2 = 1/8 des Capitals. Es gehört nicht zu dieser Rechnung, ist aber nicht zu überse- hen, daß der gekränkte Theil gerade so viel gewann als der schuldige verlohr. Auch auf diese Stelle hat mich Savignys Freundschaft geleitet. Er hatte zuerst hier die Entdeckung eines alten Zinsfußes erwartet, aber bey der Berechnung die Zinszin- sen hineingezogen, wodurch ein sehr verwickeltes Resultat Weiſe in den Strafbeſtimmungen gegen den ſchuldigen 16) Ulpian Tit. de dotib. §. 12. 13. 17) Denn im erſten Fall verliert der Mann an jaͤhrigen Zin-
ſen ⅓ + ⅔ + 1 = 2 = ⅙ des Capitals; im zweyten, nach jener Erklaͤrung, ⅓ + ½ + ⅔ = 1½ = ⅛ des Capitals. Es gehoͤrt nicht zu dieſer Rechnung, iſt aber nicht zu uͤberſe- hen, daß der gekraͤnkte Theil gerade ſo viel gewann als der ſchuldige verlohr. Auch auf dieſe Stelle hat mich Savignys Freundſchaft geleitet. Er hatte zuerſt hier die Entdeckung eines alten Zinsfußes erwartet, aber bey der Berechnung die Zinszin- ſen hineingezogen, wodurch ein ſehr verwickeltes Reſultat <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0455" n="439"/> Weiſe in den Strafbeſtimmungen gegen den ſchuldigen<lb/> Theil bey Eheſcheidungen angedeutet zu ſeyn, obwohl die<lb/> ſchon erwaͤhnte Verwandlung der Friſten bey dem Frauen-<lb/> gut in gewoͤhnliche Jahre, auch hier die Unze auf dieſes,<lb/> und nicht mehr auf das cycliſche bezieht. Ulpian mel-<lb/> det <note place="foot" n="16)">Ulpian <hi rendition="#aq">Tit. de dotib.</hi> §. 12. 13.</note> daß die Frau fuͤr große Unſitte durch den Ver-<lb/> luſt des ſechſten Theils ihrer Dos; fuͤr geringere mit<lb/> einem Achttheil beſtraft ward: der Mann dadurch, daß<lb/> er, im erſten Fall anſtatt der drey jaͤhrigen Friſten ſogleich<lb/> zuruͤckzahlen mußte: im zweyten in ſechsmonatlichen Ter-<lb/> minen. Nimmt man nun an daß die Strafe fuͤr beyde<lb/> gleich ſeyn ſollte, alſo der Mann durch Zinſen ſo viel ver-<lb/> liehren als die Frau am Capital; ſo ergiebt ſich fuͤr den<lb/> erſten Fall der jaͤhrliche Zinsfuß von einem Zwoͤlftheil auf<lb/> dem erſten Blick: und im zweyten nicht weniger, wenn<lb/> man einraͤumt daß der durch keine Parallelſtelle beſtimmte<lb/> Ausdruck <hi rendition="#aq">senum mensum die</hi> die Erklaͤrung zulaͤßt der<lb/> erſte Termin ſey ſogleich faͤllig geweſen, die beyden fol-<lb/> genden waͤren von ſechs zu ſechs Monat gefallen <note xml:id="note-0455" next="#note-0456" place="foot" n="17)">Denn im erſten Fall verliert der Mann an jaͤhrigen Zin-<lb/> ſen ⅓ + ⅔ + 1 = 2 = ⅙ des Capitals; im zweyten, nach<lb/> jener Erklaͤrung, ⅓ + ½ + ⅔ = 1½ = ⅛ des Capitals. Es<lb/> gehoͤrt nicht zu dieſer Rechnung, iſt aber nicht zu uͤberſe-<lb/> hen, daß der gekraͤnkte Theil gerade ſo viel <hi rendition="#g">gewann</hi> als<lb/> der ſchuldige <hi rendition="#g">verlohr</hi>.<lb/> Auch auf dieſe Stelle hat mich Savignys Freundſchaft<lb/> geleitet. Er hatte zuerſt hier die Entdeckung eines alten<lb/> Zinsfußes erwartet, aber bey der Berechnung die Zinszin-<lb/> ſen hineingezogen, wodurch ein ſehr verwickeltes Reſultat</note>.</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [439/0455]
Weiſe in den Strafbeſtimmungen gegen den ſchuldigen
Theil bey Eheſcheidungen angedeutet zu ſeyn, obwohl die
ſchon erwaͤhnte Verwandlung der Friſten bey dem Frauen-
gut in gewoͤhnliche Jahre, auch hier die Unze auf dieſes,
und nicht mehr auf das cycliſche bezieht. Ulpian mel-
det 16) daß die Frau fuͤr große Unſitte durch den Ver-
luſt des ſechſten Theils ihrer Dos; fuͤr geringere mit
einem Achttheil beſtraft ward: der Mann dadurch, daß
er, im erſten Fall anſtatt der drey jaͤhrigen Friſten ſogleich
zuruͤckzahlen mußte: im zweyten in ſechsmonatlichen Ter-
minen. Nimmt man nun an daß die Strafe fuͤr beyde
gleich ſeyn ſollte, alſo der Mann durch Zinſen ſo viel ver-
liehren als die Frau am Capital; ſo ergiebt ſich fuͤr den
erſten Fall der jaͤhrliche Zinsfuß von einem Zwoͤlftheil auf
dem erſten Blick: und im zweyten nicht weniger, wenn
man einraͤumt daß der durch keine Parallelſtelle beſtimmte
Ausdruck senum mensum die die Erklaͤrung zulaͤßt der
erſte Termin ſey ſogleich faͤllig geweſen, die beyden fol-
genden waͤren von ſechs zu ſechs Monat gefallen 17).
16) Ulpian Tit. de dotib. §. 12. 13.
17) Denn im erſten Fall verliert der Mann an jaͤhrigen Zin-
ſen ⅓ + ⅔ + 1 = 2 = ⅙ des Capitals; im zweyten, nach
jener Erklaͤrung, ⅓ + ½ + ⅔ = 1½ = ⅛ des Capitals. Es
gehoͤrt nicht zu dieſer Rechnung, iſt aber nicht zu uͤberſe-
hen, daß der gekraͤnkte Theil gerade ſo viel gewann als
der ſchuldige verlohr.
Auch auf dieſe Stelle hat mich Savignys Freundſchaft
geleitet. Er hatte zuerſt hier die Entdeckung eines alten
Zinsfußes erwartet, aber bey der Berechnung die Zinszin-
ſen hineingezogen, wodurch ein ſehr verwickeltes Reſultat
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