(ob avaritiam prope novissimi octavi saeculi) beweißt die Aechtheit nach der etruskischen Lehre von den Welt- altern (Th. I. S. 91.).
Die Schrift welche Rigaltius aus dem Codex Ar- cerianus unter dem Titel Aggenus de controversiis gegeben hat, trägt diesen wohl in der Handschrift: er aber setzte hinzu Pars altera. Sie ist offenbar unter Domitian geschrieben, und, wenn auch entstellt, doch sehr vorzüglich und antik. Nun will ich zwar nicht läugnen daß ein Aggenus unter Domitian geschrieben haben könnte, obwohl es befremdet daß es einem so äußerst tüchtigen Gelehrten wie Rigaltius denkbar schien daß dieses Fragment, und der elende, des schlechtesten unter den Glossatoren würdige Commentar, von einem Verfasser seyn könnten.
Weil aber Frontinus so häufig als Agrimensorischer Auctor erwähnt wird, -- obwohl ihm, außer zwey Frag- menten, von denen das eine vorzüglich (p. 215 -- 219) seiner würdig ist, das übrige alles fälschlich zugeschrieben wird, -- weil er unter Domitian die Bücher von den Kriegs- listen schrieb, in denen er von ihm nicht weniger ehrerbie- tig redet als hier, so halte ich es für höchst wahrschein- lich daß diese wichtige Schrift von ihm ist. Die Sprache sogar scheint denselben Verfasser anzudeuten: sie ist noch nicht schlecht, aber sie hat schon die Schwerfälligkeit welche in den späteren Jahrhunderten immer herrschender ward.
Die vier Controversen welche gewöhnlich zuerst ge- nannt werden, de terminorum positione, de rigore, de fine, de loco, fehlen: sie lassen sich hingegen größten-
(ob avaritiam prope novissimi octavi sæculi) beweißt die Aechtheit nach der etruskiſchen Lehre von den Welt- altern (Th. I. S. 91.).
Die Schrift welche Rigaltius aus dem Codex Ar- cerianus unter dem Titel Aggenus de controversiis gegeben hat, traͤgt dieſen wohl in der Handſchrift: er aber ſetzte hinzu Pars altera. Sie iſt offenbar unter Domitian geſchrieben, und, wenn auch entſtellt, doch ſehr vorzuͤglich und antik. Nun will ich zwar nicht laͤugnen daß ein Aggenus unter Domitian geſchrieben haben koͤnnte, obwohl es befremdet daß es einem ſo aͤußerſt tuͤchtigen Gelehrten wie Rigaltius denkbar ſchien daß dieſes Fragment, und der elende, des ſchlechteſten unter den Gloſſatoren wuͤrdige Commentar, von einem Verfaſſer ſeyn koͤnnten.
Weil aber Frontinus ſo haͤufig als Agrimenſoriſcher Auctor erwaͤhnt wird, — obwohl ihm, außer zwey Frag- menten, von denen das eine vorzuͤglich (p. 215 — 219) ſeiner wuͤrdig iſt, das uͤbrige alles faͤlſchlich zugeſchrieben wird, — weil er unter Domitian die Buͤcher von den Kriegs- liſten ſchrieb, in denen er von ihm nicht weniger ehrerbie- tig redet als hier, ſo halte ich es fuͤr hoͤchſt wahrſchein- lich daß dieſe wichtige Schrift von ihm iſt. Die Sprache ſogar ſcheint denſelben Verfaſſer anzudeuten: ſie iſt noch nicht ſchlecht, aber ſie hat ſchon die Schwerfaͤlligkeit welche in den ſpaͤteren Jahrhunderten immer herrſchender ward.
Die vier Controverſen welche gewoͤhnlich zuerſt ge- nannt werden, de terminorum positione, de rigore, de fine, de loco, fehlen: ſie laſſen ſich hingegen groͤßten-
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(ob avaritiam prope novissimi octavi sæculi) beweißt
die Aechtheit nach der etruskiſchen Lehre von den Welt-
altern (Th. I. S. 91.).
Die Schrift welche Rigaltius aus dem Codex Ar-
cerianus unter dem Titel Aggenus de controversiis
gegeben hat, traͤgt dieſen wohl in der Handſchrift: er
aber ſetzte hinzu Pars altera. Sie iſt offenbar unter
Domitian geſchrieben, und, wenn auch entſtellt, doch
ſehr vorzuͤglich und antik. Nun will ich zwar nicht
laͤugnen daß ein Aggenus unter Domitian geſchrieben
haben koͤnnte, obwohl es befremdet daß es einem ſo
aͤußerſt tuͤchtigen Gelehrten wie Rigaltius denkbar ſchien
daß dieſes Fragment, und der elende, des ſchlechteſten
unter den Gloſſatoren wuͤrdige Commentar, von einem
Verfaſſer ſeyn koͤnnten.
Weil aber Frontinus ſo haͤufig als Agrimenſoriſcher
Auctor erwaͤhnt wird, — obwohl ihm, außer zwey Frag-
menten, von denen das eine vorzuͤglich (p. 215 — 219)
ſeiner wuͤrdig iſt, das uͤbrige alles faͤlſchlich zugeſchrieben
wird, — weil er unter Domitian die Buͤcher von den Kriegs-
liſten ſchrieb, in denen er von ihm nicht weniger ehrerbie-
tig redet als hier, ſo halte ich es fuͤr hoͤchſt wahrſchein-
lich daß dieſe wichtige Schrift von ihm iſt. Die Sprache
ſogar ſcheint denſelben Verfaſſer anzudeuten: ſie iſt noch
nicht ſchlecht, aber ſie hat ſchon die Schwerfaͤlligkeit welche
in den ſpaͤteren Jahrhunderten immer herrſchender ward.
Die vier Controverſen welche gewoͤhnlich zuerſt ge-
nannt werden, de terminorum positione, de rigore,
de fine, de loco, fehlen: ſie laſſen ſich hingegen groͤßten-
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/558>, abgerufen am 23.11.2024.
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