konnten. In den griechischen Provinzen machte die Sprache die agrimensorischen Schriften unbrauchbar. Ich habe nur über das römische Gebiet Spuren gefun- den wo der Limitation als einer noch wohlbekannten und praktischen Sache erwähnt wird.
In Schenkungsurkunden und Kaufbriefen kommt die Formel sehr häufig vor cum omnibus finibus, termi- nis, limitibusque suis: diese findet sich noch in einem Diplom von Pabst Leo IX, vom Jahr 1049, bey Ughelli, Italia sacra, Tom. I. p. 122.: mir ist sie später nicht vorgekommen.
Eine solche Formel konnte freylich bey den Nota- rien lange sinnlos fortdauern: wenn aber der Limes als Gränzbestimmung angegeben wird, so kann man doch nicht bestreiten daß das Wort in seinem eigent- lichsten alten Sinn zu nehmen ist. Auch davon will ich nur die jüngsten mir bekannten Beyspiele anführen.
In einer Urkunde des Jahrs 961 (Marini, papiri diplomatici n. CII. p. 160. 161.) wodurch ein Graf Balduinus einem römischen Kloster ein Casale an der Via Appia, sechs bis sieben Millien von der Stadt, schenkte, wird dessen eine Gränze bestimmt: Exinde per limitem alto majure, infra silva, recte in arca marmorea antiqua.
In einer tiburtinischen Urkunde von 990 (ebendas. Annotazioni p. 255.) heißt es, ebenfalls in einer Gränz- bestimmung: deinde venientem usque in limite ma- jore qui dividit inter nostros Episcopio terra que de Marengi, et deinde ipso limite venientem in via
konnten. In den griechiſchen Provinzen machte die Sprache die agrimenſoriſchen Schriften unbrauchbar. Ich habe nur uͤber das roͤmiſche Gebiet Spuren gefun- den wo der Limitation als einer noch wohlbekannten und praktiſchen Sache erwaͤhnt wird.
In Schenkungsurkunden und Kaufbriefen kommt die Formel ſehr haͤufig vor cum omnibus finibus, termi- nis, limitibusque suis: dieſe findet ſich noch in einem Diplom von Pabſt Leo IX, vom Jahr 1049, bey Ughelli, Italia sacra, Tom. I. p. 122.: mir iſt ſie ſpaͤter nicht vorgekommen.
Eine ſolche Formel konnte freylich bey den Nota- rien lange ſinnlos fortdauern: wenn aber der Limes als Graͤnzbeſtimmung angegeben wird, ſo kann man doch nicht beſtreiten daß das Wort in ſeinem eigent- lichſten alten Sinn zu nehmen iſt. Auch davon will ich nur die juͤngſten mir bekannten Beyſpiele anfuͤhren.
In einer Urkunde des Jahrs 961 (Marini, papiri diplomatici n. CII. p. 160. 161.) wodurch ein Graf Balduinus einem roͤmiſchen Kloſter ein Caſale an der Via Appia, ſechs bis ſieben Millien von der Stadt, ſchenkte, wird deſſen eine Graͤnze beſtimmt: Exinde per limitem alto majure, infra silva, recte in arca marmorea antiqua.
In einer tiburtiniſchen Urkunde von 990 (ebendaſ. Annotazioni p. 255.) heißt es, ebenfalls in einer Graͤnz- beſtimmung: deinde venientem usque in limite ma- jore qui dividit inter nostros Episcopio terra que de Marengi, et deinde ipso limite venientem in via
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Ich habe nur uͤber das roͤmiſche Gebiet Spuren gefun-
den wo der Limitation als einer noch wohlbekannten
und praktiſchen Sache erwaͤhnt wird.
In Schenkungsurkunden und Kaufbriefen kommt die
Formel ſehr haͤufig vor cum omnibus finibus, termi-
nis, limitibusque suis: dieſe findet ſich noch in einem
Diplom von Pabſt Leo IX, vom Jahr 1049, bey Ughelli,
Italia sacra, Tom. I. p. 122.: mir iſt ſie ſpaͤter nicht
vorgekommen.
Eine ſolche Formel konnte freylich bey den Nota-
rien lange ſinnlos fortdauern: wenn aber der Limes
als Graͤnzbeſtimmung angegeben wird, ſo kann man
doch nicht beſtreiten daß das Wort in ſeinem eigent-
lichſten alten Sinn zu nehmen iſt. Auch davon will ich
nur die juͤngſten mir bekannten Beyſpiele anfuͤhren.
In einer Urkunde des Jahrs 961 (Marini, papiri
diplomatici n. CII. p. 160. 161.) wodurch ein Graf
Balduinus einem roͤmiſchen Kloſter ein Caſale an der
Via Appia, ſechs bis ſieben Millien von der Stadt,
ſchenkte, wird deſſen eine Graͤnze beſtimmt: Exinde
per limitem alto majure, infra silva, recte in arca
marmorea antiqua.
In einer tiburtiniſchen Urkunde von 990 (ebendaſ.
Annotazioni p. 255.) heißt es, ebenfalls in einer Graͤnz-
beſtimmung: deinde venientem usque in limite ma-
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/574>, abgerufen am 25.11.2024.
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