Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

stehet ein Wort / welches hüpffen und springen heisset / und wird mit demselben eine ungemeine und sehr grosse Freude angedeutet / da beyde Leib und Seele in dem lebendigen GOtt / bey dem Freude die Fülle ist / sich hertzinniglich freuen / und so zu sagen / in vollen Freuden-Sprüngen stehen. Solche Freude ist unaussprechlich / weil sie nach ihrer eigentlichen Bewandnüß mit keinen auch des vortrefflichsten Redeners Worten kan ausgesprochen werden. Wenn die Kinder sagen sollen / wie süß der Zucker sey / so wissen sie nicht anders zu sagen / als süß / süsse. Wenn die Kinder GOttes sagen sollen / wie süß ihnen die Freude in GOtt und ihre Seeligkeit sey? so wissen sie nicht anders zu sagen / als / Freude / Freude über Freude / JEsus ist die Seelen-Weide. Wonne Wonne über Wonne / JEsus ist die Gnaden-Sonne. Und mit dem H. Bernhardo: O JEsu süß wer dein gedenckt / des Hertz mit Freude wird überschwenckt. u. s. w. Kein Wunder / daß diese Freude unaussprechlich ist / in dem das Himmlische Manna / und dessen Süßigkeit / die Himmlischen Güter und derer Herrlichkeit mit aller Vernunfft und Menschen-Sinnen nicht zu erreichen / was man aber nicht begreiffen kan mit den Gedancken / daß kan man auch mit Worten nicht aussprechen. Je mehr nu diese Freude über alle Sinne und Worte steiget / und je höher sie über alle Vernunfft gehet / desto herrlicher ist sie: Wie wir es einiger Maassen in der leiblichen Freude selbst finden / daß je penetranter und stärcker dieselbe ist / desto weniger wir sie mit Worten aussprechen oder beschreiben können. Und so nennet sie der H. Apostel eine herrliche Freude / auch darum / daß in derselben nichts schändliches ist / wie sonst in der Welt-Freude manches und das meiste ist / davon man Schande hat / und des man sich auch noch wol allhier vor den Menschen / allewege vor GOtt an jenem Tage schämen muß. Sie ist eine herrliche Freude gegen die Freude der gläubigen Seelen in diesem Leben zu rechnen; In dem die Freude des Glaubens mit der Freude des Schauens nicht in gleicher Herrlichkeit und vollkommenheit stehet / es sey die Vollkommenheit nach den Stücken oder nach den Stuffen / so ist die Freude dieser Zeit Comparate und mit jener Freude verglichen geringe / die Zukünfftige aber vollkommen und herrlich. Einige der Außleger verstehen den H. Apostel allhier von der Freude der gegenwärtigen Zeit / und

stehet ein Wort / welches hüpffen und springen heisset / und wird mit demselben eine ungemeine und sehr grosse Freude angedeutet / da beyde Leib und Seele in dem lebendigen GOtt / bey dem Freude die Fülle ist / sich hertzinniglich freuen / und so zu sagen / in vollen Freuden-Sprüngen stehen. Solche Freude ist unaussprechlich / weil sie nach ihrer eigentlichen Bewandnüß mit keinen auch des vortrefflichsten Redeners Worten kan ausgesprochen werden. Wenn die Kinder sagen sollen / wie süß der Zucker sey / so wissen sie nicht anders zu sagen / als süß / süsse. Wenn die Kinder GOttes sagen sollen / wie süß ihnen die Freude in GOtt und ihre Seeligkeit sey? so wissen sie nicht anders zu sagen / als / Freude / Freude über Freude / JEsus ist die Seelen-Weide. Wonne Wonne über Wonne / JEsus ist die Gnaden-Sonne. Und mit dem H. Bernhardo: O JEsu süß wer dein gedenckt / des Hertz mit Freude wird überschwenckt. u. s. w. Kein Wunder / daß diese Freude unaussprechlich ist / in dem das Himmlische Manna / und dessen Süßigkeit / die Himmlischen Güter und derer Herrlichkeit mit aller Vernunfft und Menschen-Sinnen nicht zu erreichen / was man aber nicht begreiffen kan mit den Gedancken / daß kan man auch mit Worten nicht aussprechen. Je mehr nu diese Freude über alle Sinne und Worte steiget / und je höher sie über alle Vernunfft gehet / desto herrlicher ist sie: Wie wir es einiger Maassen in der leiblichen Freude selbst finden / daß je penetranter und stärcker dieselbe ist / desto weniger wir sie mit Worten aussprechen oder beschreiben können. Und so nennet sie der H. Apostel eine herrliche Freude / auch darum / daß in derselben nichts schändliches ist / wie sonst in der Welt-Freude manches und das meiste ist / davon man Schande hat / und des man sich auch noch wol allhier vor den Menschen / allewege vor GOtt an jenem Tage schämen muß. Sie ist eine herrliche Freude gegen die Freude der gläubigen Seelen in diesem Leben zu rechnen; In dem die Freude des Glaubens mit der Freude des Schauens nicht in gleicher Herrlichkeit und vollkommenheit stehet / es sey die Vollkommenheit nach den Stücken oder nach den Stuffen / so ist die Freude dieser Zeit Comparatè und mit jener Freude verglichen geringe / die Zukünfftige aber vollkommen und herrlich. Einige der Außleger verstehen den H. Apostel allhier von der Freude der gegenwärtigen Zeit / und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0016" n="8"/>
stehet ein Wort / welches
                     hüpffen und springen heisset / und wird mit demselben eine ungemeine und sehr
                     grosse Freude angedeutet / da beyde Leib und Seele in dem lebendigen GOtt / bey
                     dem Freude die Fülle ist / sich hertzinniglich freuen / und so zu sagen / in
                     vollen Freuden-Sprüngen stehen. Solche Freude ist unaussprechlich / weil sie
                     nach ihrer eigentlichen Bewandnüß mit keinen auch des vortrefflichsten Redeners
                     Worten kan ausgesprochen werden. Wenn die Kinder sagen sollen / wie süß der
                     Zucker sey / so wissen sie nicht anders zu sagen / als süß / süsse. Wenn die
                     Kinder GOttes sagen sollen / wie süß ihnen die Freude in GOtt und ihre
                     Seeligkeit sey? so wissen sie nicht anders zu sagen / als / Freude / Freude über
                     Freude / JEsus ist die Seelen-Weide. Wonne Wonne über Wonne / JEsus ist die
                     Gnaden-Sonne. Und mit dem H. Bernhardo: O JEsu süß wer dein gedenckt / des Hertz
                     mit Freude wird überschwenckt. u. s. w. Kein Wunder / daß diese Freude
                     unaussprechlich ist / in dem das Himmlische Manna / und dessen Süßigkeit / die
                     Himmlischen Güter und derer Herrlichkeit mit aller Vernunfft und Menschen-Sinnen
                     nicht zu erreichen / was man aber nicht begreiffen kan mit den Gedancken / daß
                     kan man auch mit Worten nicht aussprechen. Je mehr nu diese Freude über alle
                     Sinne und Worte steiget / und je höher sie über alle Vernunfft gehet / desto
                     herrlicher ist sie: Wie wir es einiger Maassen in der leiblichen Freude selbst
                     finden / daß je penetranter und stärcker dieselbe ist / desto weniger wir sie
                     mit Worten aussprechen oder beschreiben können. Und so nennet sie der H. Apostel
                     eine herrliche Freude / auch darum / daß in derselben nichts schändliches ist /
                     wie sonst in der Welt-Freude manches und das meiste ist / davon man Schande hat
                     / und des man sich auch noch wol allhier vor den Menschen / allewege vor GOtt an
                     jenem Tage schämen muß. Sie ist eine herrliche Freude gegen die Freude der
                     gläubigen Seelen in diesem Leben zu rechnen; In dem die Freude des Glaubens mit
                     der Freude des Schauens nicht in gleicher Herrlichkeit und vollkommenheit stehet
                     / es sey die Vollkommenheit nach den Stücken oder nach den Stuffen / so ist die
                     Freude dieser Zeit Comparatè und mit jener Freude verglichen geringe / die
                     Zukünfftige aber vollkommen und herrlich. Einige der Außleger verstehen den H.
                     Apostel allhier von der Freude der gegenwärtigen Zeit / und
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0016] stehet ein Wort / welches hüpffen und springen heisset / und wird mit demselben eine ungemeine und sehr grosse Freude angedeutet / da beyde Leib und Seele in dem lebendigen GOtt / bey dem Freude die Fülle ist / sich hertzinniglich freuen / und so zu sagen / in vollen Freuden-Sprüngen stehen. Solche Freude ist unaussprechlich / weil sie nach ihrer eigentlichen Bewandnüß mit keinen auch des vortrefflichsten Redeners Worten kan ausgesprochen werden. Wenn die Kinder sagen sollen / wie süß der Zucker sey / so wissen sie nicht anders zu sagen / als süß / süsse. Wenn die Kinder GOttes sagen sollen / wie süß ihnen die Freude in GOtt und ihre Seeligkeit sey? so wissen sie nicht anders zu sagen / als / Freude / Freude über Freude / JEsus ist die Seelen-Weide. Wonne Wonne über Wonne / JEsus ist die Gnaden-Sonne. Und mit dem H. Bernhardo: O JEsu süß wer dein gedenckt / des Hertz mit Freude wird überschwenckt. u. s. w. Kein Wunder / daß diese Freude unaussprechlich ist / in dem das Himmlische Manna / und dessen Süßigkeit / die Himmlischen Güter und derer Herrlichkeit mit aller Vernunfft und Menschen-Sinnen nicht zu erreichen / was man aber nicht begreiffen kan mit den Gedancken / daß kan man auch mit Worten nicht aussprechen. Je mehr nu diese Freude über alle Sinne und Worte steiget / und je höher sie über alle Vernunfft gehet / desto herrlicher ist sie: Wie wir es einiger Maassen in der leiblichen Freude selbst finden / daß je penetranter und stärcker dieselbe ist / desto weniger wir sie mit Worten aussprechen oder beschreiben können. Und so nennet sie der H. Apostel eine herrliche Freude / auch darum / daß in derselben nichts schändliches ist / wie sonst in der Welt-Freude manches und das meiste ist / davon man Schande hat / und des man sich auch noch wol allhier vor den Menschen / allewege vor GOtt an jenem Tage schämen muß. Sie ist eine herrliche Freude gegen die Freude der gläubigen Seelen in diesem Leben zu rechnen; In dem die Freude des Glaubens mit der Freude des Schauens nicht in gleicher Herrlichkeit und vollkommenheit stehet / es sey die Vollkommenheit nach den Stücken oder nach den Stuffen / so ist die Freude dieser Zeit Comparatè und mit jener Freude verglichen geringe / die Zukünfftige aber vollkommen und herrlich. Einige der Außleger verstehen den H. Apostel allhier von der Freude der gegenwärtigen Zeit / und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ende_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ende_1704/16
Zitationshilfe: Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ende_1704/16>, abgerufen am 29.04.2024.