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Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704.

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geistliche Freude dieses Lebens so weit übertrifft / als das gantze Meer einige Tropffen / als die völlige Erndte die Erstlinge / und der volle Sonnen-Glantz die Demmerunge oder Morgenröthe. In dem dort nichts denn Freude ist / hier aber bleibet die Freude der Gläubigen / gleich einer Rosen mit den Dornen vieler Schmach / Unehre / Verachtunge / und unzählicher Trübsalen umgeben.

Da hat man die Seeligkeit in diesem Leben auf eine gantz andere Art; Man hat den Schatz in irrdischen Gefässen / da 2. Cor. 4. v. 7. 8.hat man allenthalben Trübsal. Ihr seyd eine kleine Zeit / (wo es seyn soll) traurig in mancherley Anfechtungen / spricht Petrus. Es sind die Kinder GOttes auf Erden traurig in mancherley Anfechtungen und Versuchungen / die sie zur Rechten und Lincken von der Welt / dem Teuffel und ihrem eigenen Fleische leyden müssen / ja sie werden (nach dem Beyspiel Gen. 32. v. 28.Israelis der mit GOtt und Menschen gekämpffet / und geweinet Hos. 12. v. 5.hat / und ist obgelegen) in hohen Anfechtungen von GOtt selbst hart angegriffen. Nu hätten Sie es wol für eitel Freude zu halten wenn Sie in mancherley Anfechtunge fallen / sie Jac. 1, 2.würden es auch allewege würcklich für eitel Freude halten / und sagen mit David / es ist mir lieb / daß du mich demüthigest: Psal. 119. v. 71. & 18, 36.Wenn du mich demüthigest so machest du mich groß: Wenn ihnen an solcher Freudigkeit und Willigkeit des Geistes nicht des Fleisches Schwachheit hinderlich wäre / davon Christus Matth. 26. v. 14.sagt: Der Geist ist willig / das Fleisch aber ist schwach. Welche Schwachheit ihres Fleisches ihre Anfechtunge und Traurigkeit nicht geringe sondern vielmehr grösser machet. Da düncket uns alle Züchtigunge wenn sie da ist nicht Freude sondern Traurigkeit seyn: Aber darnach wird sie geben eine friedsame Hebr. 11. v. 12.Frucht der Gerechtigkeit denen / die dadurch geübet sind. In Ansehunge dessen sind auch die Gläubige auf Erden als die 2. Cor. 6. v. 10.Traurigen / und doch allezeit frölich. Gedultig sind sie in Trübsal Rom. 12. v. 12./ frölich in Hoffnunge. So seyd nu gedultig / lieben Brüder / bis auf die Zukunfft des HErrn. Siehe / ein Ackermann wartet auf die köstliche Frucht der Erden / und ist gedultig darüber

geistliche Freude dieses Lebens so weit übertrifft / als das gantze Meer einige Tropffen / als die völlige Erndte die Erstlinge / und der volle Sonnen-Glantz die Demmerunge oder Morgenröthe. In dem dort nichts denn Freude ist / hier aber bleibet die Freude der Gläubigen / gleich einer Rosen mit den Dornen vieler Schmach / Unehre / Verachtunge / und unzählicher Trübsalen umgeben.

Da hat man die Seeligkeit in diesem Leben auf eine gantz andere Art; Man hat den Schatz in irrdischen Gefässen / da 2. Cor. 4. v. 7. 8.hat man allenthalben Trübsal. Ihr seyd eine kleine Zeit / (wo es seyn soll) traurig in mancherley Anfechtungen / spricht Petrus. Es sind die Kinder GOttes auf Erden traurig in mancherley Anfechtungen und Versuchungen / die sie zur Rechten und Lincken von der Welt / dem Teuffel und ihrem eigenen Fleische leyden müssen / ja sie werden (nach dem Beyspiel Gen. 32. v. 28.Israelis der mit GOtt und Menschen gekämpffet / und geweinet Hos. 12. v. 5.hat / und ist obgelegen) in hohen Anfechtungen von GOtt selbst hart angegriffen. Nu hätten Sie es wol für eitel Freude zu halten wenn Sie in mancherley Anfechtunge fallen / sie Jac. 1, 2.würden es auch allewege würcklich für eitel Freude halten / und sagen mit David / es ist mir lieb / daß du mich demüthigest: Psal. 119. v. 71. & 18, 36.Wenn du mich demüthigest so machest du mich groß: Wenn ihnen an solcher Freudigkeit und Willigkeit des Geistes nicht des Fleisches Schwachheit hinderlich wäre / davon Christus Matth. 26. v. 14.sagt: Der Geist ist willig / das Fleisch aber ist schwach. Welche Schwachheit ihres Fleisches ihre Anfechtunge und Traurigkeit nicht geringe sondern vielmehr grösser machet. Da düncket uns alle Züchtigunge wenn sie da ist nicht Freude sondern Traurigkeit seyn: Aber darnach wird sie geben eine friedsame Hebr. 11. v. 12.Frucht der Gerechtigkeit denen / die dadurch geübet sind. In Ansehunge dessen sind auch die Gläubige auf Erden als die 2. Cor. 6. v. 10.Traurigen / und doch allezeit frölich. Gedultig sind sie in Trübsal Rom. 12. v. 12./ frölich in Hoffnunge. So seyd nu gedultig / lieben Brüder / bis auf die Zukunfft des HErrn. Siehe / ein Ackermann wartet auf die köstliche Frucht der Erden / und ist gedultig darüber

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                     ist / hier aber bleibet die Freude der Gläubigen / gleich einer Rosen mit den
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[10/0018] geistliche Freude dieses Lebens so weit übertrifft / als das gantze Meer einige Tropffen / als die völlige Erndte die Erstlinge / und der volle Sonnen-Glantz die Demmerunge oder Morgenröthe. In dem dort nichts denn Freude ist / hier aber bleibet die Freude der Gläubigen / gleich einer Rosen mit den Dornen vieler Schmach / Unehre / Verachtunge / und unzählicher Trübsalen umgeben. Da hat man die Seeligkeit in diesem Leben auf eine gantz andere Art; Man hat den Schatz in irrdischen Gefässen / da hat man allenthalben Trübsal. Ihr seyd eine kleine Zeit / (wo es seyn soll) traurig in mancherley Anfechtungen / spricht Petrus. Es sind die Kinder GOttes auf Erden traurig in mancherley Anfechtungen und Versuchungen / die sie zur Rechten und Lincken von der Welt / dem Teuffel und ihrem eigenen Fleische leyden müssen / ja sie werden (nach dem Beyspiel Israelis der mit GOtt und Menschen gekämpffet / und geweinet hat / und ist obgelegen) in hohen Anfechtungen von GOtt selbst hart angegriffen. Nu hätten Sie es wol für eitel Freude zu halten wenn Sie in mancherley Anfechtunge fallen / sie würden es auch allewege würcklich für eitel Freude halten / und sagen mit David / es ist mir lieb / daß du mich demüthigest: Wenn du mich demüthigest so machest du mich groß: Wenn ihnen an solcher Freudigkeit und Willigkeit des Geistes nicht des Fleisches Schwachheit hinderlich wäre / davon Christus sagt: Der Geist ist willig / das Fleisch aber ist schwach. Welche Schwachheit ihres Fleisches ihre Anfechtunge und Traurigkeit nicht geringe sondern vielmehr grösser machet. Da düncket uns alle Züchtigunge wenn sie da ist nicht Freude sondern Traurigkeit seyn: Aber darnach wird sie geben eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen / die dadurch geübet sind. In Ansehunge dessen sind auch die Gläubige auf Erden als die Traurigen / und doch allezeit frölich. Gedultig sind sie in Trübsal / frölich in Hoffnunge. So seyd nu gedultig / lieben Brüder / bis auf die Zukunfft des HErrn. Siehe / ein Ackermann wartet auf die köstliche Frucht der Erden / und ist gedultig darüber 2. Cor. 4. v. 7. 8. Gen. 32. v. 28. Hos. 12. v. 5. Jac. 1, 2. Psal. 119. v. 71. & 18, 36. Matth. 26. v. 14. Hebr. 11. v. 12. 2. Cor. 6. v. 10. Rom. 12. v. 12.

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Zitationshilfe: Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ende_1704/18>, abgerufen am 29.04.2024.